Entwicklungstrends der Elektromobilität – Segment- und Modellanalyse der Neuzulassungen in Deutschland (Jan-Nov 2023)

Mit dem derzeit verfügbaren Modellangebot in Deutschland ist ein schneller Markthochlauf der Elektromobilität nur schwer realisierbar. Zwar steigt die Zahl der batterieelektrischen Fahrzeugmodelle im Vergleich zum Vorjahr um über ein Drittel auf nunmehr 105 Modelle an (Gesamtjahr 2022: 78 Modelle). Allerdings machen davon SUVs knapp die Hälfte (46% bzw. 48 Modelle) aus, während sich das Modellangebot in den für den Hochlauf wichtigen Fahrzeugklassen Minis und Kleinwagen reduziert. Gleichzeitig steigen die Anschaffungspreise für E-Autos. Der an den Neuzulassungen gewichtete durchschnittliche Fahrzeugpreis (ohne Sonderausstattung) erhöht sich im Vergleich zum Gesamtjahr 2022 um 4.023 € bzw. 8,3% auf 52.693 € (brutto, ohne Abzug der Förderung). Im Mittel steigen jedoch auch die Reichweite der Modelle auf 423 km (WLTP) und die Ladeleistungen der Modelle auf 133 kW. Das sind die wichtigsten Ergebnisse des aktuellen Electromobility Report des Center of Automotive Management (CAM), der die Modellangebote in Deutschland und China analysiert. Nach elf Monaten des Jahres 2023 haben vollelektrische Antriebe mit knapp 470.000 Neuzulassungen einen Anteil von rund 18%. Damit ergibt sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Wachstum um 28% sowie ein marginaler Anstieg des Marktanteils um 2%. Diese Ausgangslage lässt einen eher verhaltenen Markthochlauf im folgenden Kalenderjahr 2024 erwarten. Das CAM rechnet mit 600.000 BEV-Neuzulassungen. Ab 2025 dürften sowohl preislich als auch technische attraktivere Elektrofahrzeuge den BEV-Absatz auf etwa 750.000 Einheiten steigern.

Abbildung 1: SUVs dominieren Neuzulassungsstatistik und Fahrzeugangebot

SUVs und Geländewagen spielen in der Elektromobilität eine stärkere Rolle als bei anderen Antrieben. Während im gesamten Antriebsmix etwa 41% aller Neuzulassungen in Deutschland zwischen Januar und November 2023 auf diese Fahrzeugklassen entfiel, sind es unter den vollelektrischen Kraftfahrzeugen rund 53% (vgl. Abbildung 1). Zum Vergleich: Im Gesamtjahr 2022 lag der Marktanteil von elektrischen SUVs und Geländewagen noch bei etwas über 43%. Mittlerweile repräsentieren allein die mittleren SUVs, d.h. SUVs und Geländewagen, die ihren Abmessungen zufolge am ehesten der Kompaktklasse bzw. Mittelklasse zugeordnet werden können, rund 43% aller BEV-Neuzulassungen (2022: 36%). Hierzu gehören etwa Modelle wie das Tesla Model Y, der Skoda Enyaq oder der Audi Q4 e-tron. Die Kompaktklasse (z.B. VW ID.3) steigert ihren BEV-Marktanteil ebenfalls leicht auf 14% (2022: 12%) und überholt damit die Minis (z.B. Fiat 500), deren Zulassungsanteil auf 11% sinkt (2022: 16%). Auch die Mittelklasse (z.B. Tesla Model 3) sowie Kleinwagen (z.B. Opel Corsa) verlieren teils deutlich und liegen nunmehr bei einem Anteil von 8% (2022: 10%) bzw. 7% (2022: 13%). Die anderen Fahrzeugklassen Obere Mittelklasse (2%), Oberklasse (2%), Utilities (2%) und Vans (0,5%) spielen weiterhin eine untergeordnete Rolle.

Die steigenden Zulassungszahlen bei SUVs können u.a. auf ein größeres Modellangebot zurückgeführt werden (vgl. Anhang 1). Unter den 105 Fahrzeugmodellen mit Neuzulassungen zwischen Januar und November 2023 befinden sich 48 SUVs (davon 34 mittlere SUVs, 7 große SUVs und 7 kleine SUVs), während es im Gesamtjahr 2022 noch 31 SUV-Modelle (davon 24 mittlere SUVs, 4 große SUVs und 3 kleine SUVs) waren. Auch in der Kompaktklasse nimmt das Produktangebot mit 4 neuen Modellen zu, während in der Oberen Mittelklasse und Oberklasse jeweils 3 neue Modelle hinzukamen. Der Bedeutungsverlust der Kleinwagen und Minis spiegelt sich in einer Reduzierung des Fahrzeugangebots wider. So befinden sich mittlerweile nur noch 7 Kleinwagen (2022: 8) und 5 Minis (2022: 6) in der Neuzulassungsstatistik. Doch selbst von dieser ausgedünnten Palette sind noch weniger Modelle tatsächlich konfigurier- und bestellbar. In der Auswertung berücksichtigte Fahrzeuge wie der VW e-up!, der Smart fortwo oder der Honda e werden zwar noch zugelassen, aber nicht mehr auf den Herstellerseiten angeboten.

Deutlicher Anstieg der Anschaffungspreise für E-Autos

Die Verdichtung der Modellpalette mit SUVs und Fahrzeugen der Oberen Mittelklasse und Oberklasse sowie die Ausdünnung des Angebots bei Kleinwagen und Minis führt zu einem Anstieg der durchschnittlichen Anschaffungspreise für E-Autos. Der mittlere Fahrzeugpreis (ohne Sonderausstattung) liegt im Erhebungszeitraum, gewichtet an den Neuzulassungen, bei 52.693 € (brutto, ohne Abzug der Förderung) (vgl. Abbildung 2). Dies entspricht einer Preissteigerung um 4.023 € bzw. 8,3% im Vergleich zum Gesamtjahr 2022. Der Preisanstieg zieht sich fast durch alle Fahrzeugsegmente und wirkt kontraproduktiv für den Hochlauf der Elektromobilität. Kostete beispielsweise ein VW ID.3 im Jahr 2022 noch 38.060 € in der Basis, so sind es mittlerweile 39.995 €. Auch in der teuersten Ausstattungslinie ergibt sich eine Preiserhöhung von 43.720 € auf 47.595 €. Damit ist das Modell trotz seiner Qualifizierung für die BAFA-Prämie noch immer deutlich teurer als ein vergleichbarer VW Golf, dessen Startpreis bei 29.275 € liegt.

Abbildung 2: Mittlerer, gewichteter Fahrzeugpreis in € (brutto, ohne Sonderausstattung und ohne Abzug der Förderung) nach Fahrzeugklassen

Verbesserungen bei Reichweite und Ladeleistung zulasten des Gewichts

Neben den Preisen spielen auch technische Daten wie die maximale WLTP-Reichweite oder die Ladeleistung eine gewichtige Rolle bei der Anschaffung von Elektrofahrzeugen. Im Erhebungszeitraum des Jahres 2023 liegt die an den Neuzulassungen gewichtete, mittlere Reichweite bei 423 km (WLTP, kombiniert), was einer Steigerung um 25 km bzw. 6% im Vergleich zum Gesamtjahr 2022 entspricht (vgl. Abbildung 3). Auch die maximale Ladeleistung legt um 11 kW bzw. 9% auf 133 kW zu. Hierbei ergibt sich jedoch weiterhin eine große Diskrepanz zwischen den Fahrzeugklassen. Während Minis im Mittel nur auf eine Reichweite von 214 km und eine maximale Ladeleistung von 40 kW kommen, liegen Fahrzeuge der Oberklasse bei 523 km bzw. 231 kW. Vergleichbare SUVs können aufgrund ihrer schlechteren Aerodynamik bei der Reichweite nicht mithalten. Kleine SUVs kommen auf durchschnittlich 386 km, während es bei mittleren SUVs 462 km und bei großen SUVs 488 km sind.

Die Steigerung der Reichweite geht mit einem Anstieg des Leergewichts einher. Dieses liegt im Erhebungszeitraum über alle Fahrzeugklassen bei 1.903 kg, was einer Zunahme um 93 kg bzw. 5% im Vergleich zu 2022 entspricht. Das bedeutet: Den Automobilherstellern gelingt es mehrheitlich nicht, die Reichweite durch eine verbesserte Effizienz zu erzielen. Stattdessen werden größere Batteriekapazitäten angeboten, die jedoch einen erhöhten Rohstoffbedarf zu höheren Preisen nach sich ziehen. Auch hier ist die Bandbreite zwischen den Fahrzeugklassen enorm. Minis besitzen ein durchschnittliches Leergewicht von 1.236 kg, während es in der beliebten Kompaktklasse bereits 1.793 kg sind. Auch hier sind SUVs grundsätzlich im Nachteil. Kleine SUVs wiegen im gewichteten Mittel bereits 1.678 kg, mittlere SUVs liegen bei 2.072 kg, während große SUVs auf 2.609 kg kommen.

Abbildung 3: Segmentierung der BEV-Neuzulassungen nach mittlerem, gewichteten Fahrzeugpreis in € und Fahrzeugklasse

Ausblick 2024/25

Im Status Quo steht die Elektromobilität weiterhin vor großen Herausforderungen, die den Markthochlauf sowohl im kommenden Jahr 2024 als auch in den darauffolgenden Perioden maßgeblich beeinflussen werden. Hierzu zählen einerseits das abseits von SUVs ausbaufähige Modellangebot, die im Vergleich zu Verbrennern deutlich teuren Fahrzeugpreise sowie die teils verbesserungswürdige technische Leistungsfähigkeit (Reichweite, Ladeleistung, Verbrauch). Das CAM geht davon aus, dass insbesondere in den unteren Fahrzeugklassen weiterhin ein großer Mangel an (insbesondere im Vergleich zum Verbrenner) wettbewerbsfähigen Elektrofahrzeugen bestehen wird. Hieran werden auch die neuen chinesischen Importeure kurzfristig kaum etwas ändern. Erst ab 2025 und fortfolgende Jahre ist mit einem verstärkten Angebot kostengünstiger und ausreichend wettbewerbsfähiger E-Autos zu rechnen (z.B. Tesla Kompaktmodell, Renault Twingo, VW ID.2), die den Markthochlauf signifikant beschleunigen werden. Für 2024 prognostiziert das CAM circa 600.000 BEV-Neuzulassungen (+15% ggü. 2023), während im Folgejahr 2025 von etwa 750.000 Einheiten (+25% ggü. 2024) ausgegangen wird.


Studienleiter Stefan Bratzel: „Während sich die Reichweite und Ladeleistung von Elektromodellen relativ gut entwickeln, krankt der Markthochlauf der Elektromobilität wesentlich an wettbewerbsfähigen Anschaffungspreisen im Vergleich zu Verbrennern. Der weitere Preisanstieg von Elektromodellen ist Gift für die neue Marktphase der Elektromobilität, bei der nach den technikaffinen Early Adoptern nunmehr Kundensegmente mit kleinerem Geldbeutel adressiert werden müssen. Für die Automobilhersteller wird die Reduzierung der Herstellkosten von Elektrofahrzeugen ein zentraler Erfolgsfaktor, zumal die globalen Marktführer Tesla und BYD bereits auf einer deutlich besseren Kostenbasis agieren. Die Reduzierung bzw. der mögliche Wegfall des Kaufzuschusses wäre für den weiteren dynamischen Markthochlauf in den nächsten zwei bis drei Jahren kritisch.“


Absatztrends der E-Mobilität 2023 im internationalen Vergleich – Status Quo und Prognose

  • Zwischen Januar und Oktober 2023 wurden rund 565 Tsd. Elektrofahrzeuge in Deutschland neu zugelassen, darunter 425 Tsd. BEVs (+38%) und 140 Tsd. PHEVs (-44%). Europa kommt im selben Zeitraum auf 1,63 Mio. (+45%) und China auf 4 Mio. (+19%) BEVs.
  • In Deutschland bleibt VW nach den ersten zehn Monaten knapp vor Tesla Marktführer bei den Elektro-Neuzulassungen. Die BEV-Anteile der deutschen Marken liegen jedoch teils deutlich unter dem Marktdurchschnitt von 18%.
  • China steigt im Jahr 2023 erstmals zum weltweit größten Auto-Exporteur auf. Zwischen Januar und September steigen die Exporte auf knapp 3,4 Mio. Fahrzeuge (+60%). Damit übertrifft die Volksrepublik angestammte Exportnationen wie Japan (3,2 Mio.) und Deutschland (2,4 Mio.).

Die Elektromobilität befindet sich im Jahresendspurt. Nach zehn Monaten wurden in Deutschland rund 425 Tsd. vollelektrische Pkw (BEV, +38%) sowie 140 Tsd. Plug-In-Hybride (PHEV, -44%) neu zugelassen. Damit macht die Bundesrepublik mehr als ein Viertel (26%) der BEV-Neuzulassungen sowie knapp ein Fünftel (17%) der PHEV-Neuzulassungen in Europa (EU-EFTA-UK) aus. Zusammen liegen die BEV-Verkäufe in Europa zwischen Januar und Oktober 2023 bei 1,63 Mio. Pkw (+45%). International bleibt jedoch China der mit Abstand größte Markt für E-Autos. Im Inland wurden nach zehn Monaten etwas mehr als 4 Mio. BEVs (+19%) verkauft, was einem Marktanteil von 23,2% entspricht. Außerdem gewinnt die Volksrepublik zunehmend an Bedeutung bei den Fahrzeugexporten: Bis September 2023 wurden rund 3,4 Mio. Fahrzeuge (+60%) nach Übersee verkauft, worunter sich auch 825 Tsd. BEVs und PHEVs (+110%) befinden. Damit ist China erstmals Exportweltmeister und überholt nach Deutschland im letzten Jahr nunmehr auch Japan. Das sind die wesentlichen Erkenntnisse einer aktuellen Studie des Center of Automotive Management (CAM) aus Bergisch Gladbach im Rahmen des Electromobility Report 2023.

Nach zehn Monaten des Jahres 2023 wurden in Deutschland 424.623 reine Elektrofahrzeuge (BEV) zugelassen. Im Vergleich zum Vorjahrszeitraum entspricht dies einem Zuwachs von 37,8%. Damit entwickeln sich BEVs trotz des reduzierten Förderrahmens weiter überdurchschnittlich zum Gesamtmarkt, der um 13,5 % auf 2.357.025 Neuzulassungen zugelegt hat. Der Neuzulassungsanteil von BEVs an den Gesamtzulassungen steigt jedoch nur moderat von 14,8% auf nunmehr 18%. Insbesondere zeigt sich nach dem Auslaufen der Kaufprämie für gewerbliche Zulassungen eine geringere Neuzulassungsquote von BEVs im September und Oktober von 14,1 bzw. 17,1% (vgl. Abbildung 1). Der BEV-Anteil der gewerblichen Neuzulassungen liegt im Oktober sogar nur noch bei 11,3%. Für das Gesamtjahr rechnet das CAM nur noch mit einem Wachstum von reinen Elektrofahrzeugen um 8,5% auf 510.000 im Vergleich zum Vorjahr (2022: 470.559). Insgesamt befindet sich die Elektromobilität in Deutschland angesichts steigender Zinsen und rückläufiger Förderungen in einer kritischen Marktphase. Für einen weiteren dynamischen Markthochlauf fehlt es vor allem an Modellen in niedrigen Segmenten mit Anschaffungspreisen auf Höhe der Verbrenner.

Abbildung 1: BEV- und PHEV-Anteile an den Neuzulassungen in Deutschland (Okt 2021-2023)

Quelle: CAM

Marktführer unter den Elektrofahrzeugen (BEV) in Deutschland ist im bisherigen Jahresverlauf die Marke VW mit 58.661 Neuzulassungen, dicht gefolgt von Tesla mit 54.761 Pkw (vgl. Abbildung 2). Die Marken Mercedes, BMW, Hyundai und Audi liegen mit deutlichem Abstand auf den Rängen 3 bis 6. In die Top-10 der BEV-Neuzulassungen gelangen noch Opel, Fiat, Skoda und MG Roewe. Als Tochterunternehmen des SAIC-Konzerns schafft es MG als erste chinesische Marke in die Top-10 der bisherigen BEV-Neuzulassungsstatistik. Neben den reinen Elektro-Marken Tesla, Smart und chinesischen Elektromarken wie Polestar, Great Wall Motors, BYD sowie Nio erreichen einige Hersteller deutlich überdurchschnittliche BEV-Anteile an den Neuzulassungen. Auf hohe BEV-Anteile kommen die Modelle von MG mit knapp 87%, Hyundai, Fiat und Mini mit rund 28% sowie Renault, Peugeot und Volvo mit über 20%. Unterdurchschnittlich zum Markt bewegen sich hingegen die BEV-Anteile von BMW (14,2%), VW (13,7%), Mercedes (13,3%) und Audi (12,1%). Bei Herstellern wie Honda (5,3%), Toyota (4,8%) oder Ford (3,5%) spielen reine Elektrofahrzeuge beim Fahrzeugverkauf in Deutschland noch fast keine Rolle.

In Europa (EU-EFTA-UK) legt der Verkauf von vollelektrischen Pkw weiter zu. Zwischen Januar und Oktober 2023 meldet der Branchenverband ACEA 1,63 Mio. neu zugelassene BEVs, was einer Steigerung von 45% gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht. Damit haben elektrische Fahrzeuge mittlerweile einen Marktanteil von 15,2%. Ein Jahr zuvor lag dieser noch bei 12,2%. Neben Deutschland weisen insbesondere das Vereinigte Königreich (262 Tsd.) und Frankreich (230 Tsd.) hohe BEV-Absätze aus, wenngleich deren Marktanteil mit 16,3% bzw. 16,0% noch immer geringer als hierzulande (18,0%) ist. Eine starke relative Verbreitung vollelektrischer Fahrzeuge zeigt sich hingegen in Schweden (38,6%), Finnland (33,5%), den Niederlanden (29,5%) sowie im Pionierland Norwegen (83,5%). Dagegen besitzen BEVs in Spanien (5,0%) und Italien (3,9%) bislang nur eine geringe Marktdurchdringung.

Abbildung 2: Absatz und BEV-Anteil der Top-20-Automobilhersteller (Marken) in Deutschland (Jan-Oktober 2023)

Quelle:  CAM

Eine hohe Dynamik der Elektromobilität zeigt sich in China. Dort liegen die inländischen BEV-Neuzulassungen nach zehn Monaten bereits bei etwas über 4 Mio. Pkw, was einem Marktanteil von 23,2% entspricht. Damit ist in der Volksrepublik knapp jeder vierte verkaufte Pkw vollelektrisch. Während BEVs mit einem Wachstum von 19% gegenüber dem Vorjahreszeitraum nur moderat zulegen, steigt die Bedeutsamkeit von Plug-In-Hybriden stark überdurchschnittlich. In den ersten zehn Monaten wachsen PHEVs um 83% auf nunmehr knapp 2 Mio. Einheiten. Damit machen EVs (BEV/PHEV) in China mittlerweile mehr als ein Drittel (35%) der Pkw-Neuzulassungen aus. Im Vorjahreszeitraum (Jan-Okt. 2022) lag der EV-Marktanteil an den Neuzulassungen noch bei 26,5%.

Weiterhin steigt die Bedeutung des Fahrzeugexports aus China rasant an. Laut CAAM wurden zwischen Januar und September 2023 rund 3,4 Mio. Fahrzeuge (davon 2,84 Mio. Pkw) in andere Länder verkauft, was einem Zuwachs von 60% (Pkw: +67%) entspricht. Darunter befinden sich auch knapp 825 Tsd. EVs (759 Tsd. BEVs, 65 Tsd. PHEVs), die zusammen um 110% zulegen und damit bereits knapp ein Viertel (24%) am Gesamtexport ausmachen. Die größten Exporteure sind SAIC mit 761 Tsd. Fahrzeugen und Chery mit 648 Tsd. Einheiten, gefolgt von Tesla (265 Tsd.), Chang‘an (261 Tsd.) und Geely (247 Tsd.). Damit überholt China in diesem Jahr erstmals auch die Fahrzeug-Exportnation Japan, nachdem bereits im Vorjahr Deutschland auf Rang 3 verwiesen wurde. In Japan wurden in den ersten neun Monaten des Jahres nur 3,2 Mio. Fahrzeuge (davon 2,85 Mio. Pkw) exportiert (+16%), während es hierzulande rund 2,4 Mio. Pkw (+22%) waren. Für den Monat Oktober verzeichnet China einen neuen Exportrekord: Insgesamt wurden 488 Tsd. Fahrzeuge (davon: 421 Tsd. Pkw) exportiert. Deutschland kommt zum Vergleich nur auf ein Volumen von 256 Tsd. Pkw. Demnach ist abzusehen, dass China auch über das Gesamtjahr Japan überholen und zur größten Fahrzeugexportnation aufsteigen wird (vgl. Abbildung 3).

Abbildung 3: Fahrzeugexportvolumen im Ländervergleich China, Japan, Deutschland (2019-2023)

Quelle:  CAM      * exkl. Nutzfahrzeuge


Studienleiter Stefan Bratzel: „Während die Elektromobilität in China weiter auf hohem Niveau wächst, schwächt sich die Dynamik in Deutschland und befindet sich in einer kritischen Übergangsphase. Höhere Zinsen und abnehmende Förderungen führen zu höheren Leasing- und Finanzierungsraten der ohnehin teureren Elektrofahrzeugen und bremsen absehbar die Marktdynamik. Hinzu kommt, dass die tendenziell gutverdienenden, technikaffinen Early Adopter versorgt sind und zunehmend die niedrigeren Marktsegmente und Käuferschichten mit deutlich kleinerem Geldbeutel adressiert werden müssen. Deshalb braucht es für den weiteren Markthochlauf zeitnah mehr Elektromodelle unterhalb der Mittelklasse, deren Anschaffungspreise auf Höhe der Verbrenner liegen. Für die europäischen Automobilhersteller ist die Reduzierung der Herstellkosten die größte Herausforderung, um den Preiskampf gegen Wettbewerber wie Tesla und einigen chinesischen Herstellern zu bestehen.“

AutomotiveINNOVATIONS Report 2023:

Innovationsstärke der globalen Automobilhersteller
im Ländervergleich

  • Die Innovationsstärke von chinesischen Autoherstellern ist im Ländergleich erstmals höher als die von deutschen OEMs.
  • Die chinesischen Automobilhersteller erreichen aktuell eine Innovationsstärke von 547 Indexpunkten (IP) und überflügeln erstmals die deutschen OEMs, die nur auf einen Indexwert von 398 IP kommen.
  • In den Top-15 der innovationsstärksten Automobilhersteller befinden sich mittlerweile bereits sechs chinesische Unternehmen, allen voran Geely (3), SAIC (4) und BYD (8).

Die chinesischen Automobilhersteller haben im globalen Ländervergleich erstmals eine höhere Innovationsstärke als die deutschen OEMs. Auf China entfällt in der aktuellen Auswertung der Innovationen 37 Prozent der Innovationsstärke aller globalen Automobilhersteller, während die bisherigen Innovationsführer aus Deutschland im zurückliegenden Jahr zusammen nur noch auf 27 Prozent kommen. Die US-amerikanischen Hersteller erreichen eine Innovationsstärke von 17 Prozent vor den japanischen OEM (8%) und den europäischen OEM (7%, ohne Deutschland) sowie Südkorea (4%) und Indien (1%). Die kontinuierliche Steigerung der Innovationskraft der chinesischen Automobilhersteller zeichnete sich seit Jahren ab und erreicht aktuell einen vorläufigen Höhepunkt. Im Jahr 2019 lag die Innovationsstärke von China im Vergleich der Automobilregionen noch bei 20 Prozent und im Jahr 2016 nur bei 8 Prozent (vgl. Abbildung 1, Abbildung 3).

Das ist das Kernergebnis des aktuellen AutomotiveINNOVATIONS Report 2023 des Center of Automotive Management (CAM), indem die Innovationen von 29 globalen Automobilherstellern mit rund 90 Automobilmarken analysiert werden. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 788 einzelne Innovationen der Automobilhersteller in den Technologiefeldern Elektrifizierter Antrieb, Sicherheitssysteme/Autonomes Fahren, Interface & Connectivity sowie Connected Services nach quantitativen und qualitativen Kriterien bewertet. Unter Innovationen werden fahrzeugtechnische Neuerungen verstanden, die den Kundennutzen im Vergleich zum Status quo spürbar verbessern. Jede einzelne Innovation wird auf Basis des M.O.B.IL-Ansatzes nach Kriterien wie Reifegrad, Originalität, Kundennutzen und Innovationsgrad systematisch mit einem Index bewertet. Aus der Summe der gewichteten Neuerungen ergibt sich die Innovationsstärke eines Automobilherstellers und eines Landes. Die Studie wird seit dem Jahr 2005 regelmäßig durchgeführt.

Abbildung 1: Innovationsstärke der Automobilhersteller nach Ländern an der Gesamt-Innovationsstärke des Jahres 2021-2022 (in Prozent)

Quelle: CAM

Die chinesischen Automobilhersteller erreichen aktuell eine Innovationsstärke von 547 Indexpunkten (IP) und überflügeln erstmals die deutschen OEMs, die einen Indexwert von 398 IP erreichen. Im Vorjahr lag Deutschland mit 344 IP noch knapp vor China mit 328 IP. Die US-amerikanischen Hersteller rund um Tesla, GM und Ford kommen im Jahr 2022 auf 250 IP vor den japanischen Herstellern mit 119 IP (vgl. Abbildung 2).

Insgesamt konnten die chinesischen Automobilhersteller sowohl die Zahl als auch die Qualität ihrer Innovationen kontinuierlich steigern. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhten die chinesischen OEM die Zahl der Innovationen auf den Rekordwert von 265 Neuerungen (2021: 165), während die deutschen Konzerne Volkswagen Group, Mercedes und BMW nur noch auf 216 Innovationen kommen (2021: 181). Die höchste Innovationsstärke unter den chinesischen Herstellern zeigte die Geely-Gruppe (u.a. Volvo, Zeekr, Polestar) mit 131 IP auf Rang 3, SAIC (u.a. MG, Maxus, R Auto) auf Rang 4 (98 IP) und BYD auf Rang 8 (75 IP). In den Top-15 der innovationsstärksten Automobilhersteller befinden sich mittlerweile bereits sechs chinesische Unternehmen.

Im Einzelvergleich der Innovationsstärke sind die deutschen Automobilkonzerne VW Group (Rang 1) und Mercedes (Rang 2) mit 160 bzw. 145 IP noch an der Spitze, hinzu kommt BMW mit 90 IP auf Rang 7. Insgesamt besitzen die deutschen Automobilhersteller eine hohe Innovationsbreite in den Technologiefeldern und Fahrzeugsegmenten und bringen die meisten Weltneuheiten hervor. Im letzten Jahr stammen 92 von 237 Weltneuheiten von deutschen Herstellern. Allerdings holen die chinesischen Hersteller auch bei der Originalität auf, die bereits auf 61 Weltneuheiten generieren.

Abbildung 2: Innovationsstärke der Automobilhersteller nach Ländern an der Gesamt-Innovationsstärke des Jahres 2016-2022 (in %)

Besonders stark sind die chinesischen Automobilherstellern in den Zukunftsfeldern der Elektromobilität sowie bei der Vernetzung. So erreichen chinesische OEM im Bereich der Elektromobilität mit ihren Modellen hohe Reichweiten und Ladeleistungen (z.B. Zeekr 001/009 von Geely; Denza D9 von BYD) oder bringen, wie SAIC mit dem MG Mulan/MG 4, neue Cell-to-Pack Lösungen auf den Markt, wodurch sich die Energieeffizienz und die Kosten der Elektrofahrzeuge verbessern. Bereits im Jahr 2019 landete BYD im Ranking der innovationsstärksten Elektroautohersteller nach Tesla auf Rang 2. Im Bereich der Interfaces sowie der vernetzten Dienste werden über Augmented Reality Lösungen im Head-Up-Display Warnungen vor Radfahrern oder Points-of-Interest wie Ladestationen sowie Einkaufsmöglichkeiten eingeblendet (z.B. R Auto von SAIC). Gleichzeitig sind die chinesischen Modelle hoch vernetzt (5G, OTA-Updatefähigkeit) und weisen seit Jahren ein Vielzahl von im Fahrzeug abrufbaren Services auf, von Karaoke-Funktionen über Videostreaming und Gaming-Applikationen. Neuerungen bei Fahrerassistenzsystemen von chinesischen Modellen erhöhen den Komfort und die Sicherheit beim Fahren und Parken. Viele Innovationen werden durch die Unterstützung von innovationsstarken chinesischen Zulieferern wie CATL oder Huawei erreicht oder auch in Kooperation von westlichen Zulieferunternehmen entwickelt.

Hierzu Studienleiter Stefan Bratzel: „Die chinesischen Automobilhersteller sind mittlerweile auch in punkto Innovation und Qualität mindestens auf Augenhöhe mit den Wettbewerbern aus Deutschland und den USA. Die kontinuierliche Verbesserung der Innovationskraft der chinesischen Autohersteller in den Zukunftsfeldern verändert zunehmend die Wettbewerbslandschaft im größten  Automobilmarkt China und zunehmend auch in Europa. Für die deutschen Automobilkonzerne birgt diese Entwicklung ein hohes Verwundbarkeitsrisiko. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen die deutschen Automobilhersteller mindestens so viel besser und innovativer sein wie sie teurer sind. Teilweise sind die deutschen Modelle jedoch nur noch teurer als die der Wettbewerber. Es ist ein Warnzeichen, wenn deutsche Automobilhersteller auf Entwicklungen von chinesischen Unternehmen aufbauen müssen, um wettbewerbsfähige Modelle anzubieten. Die Innovationsstärke der chinesischen Automobilhersteller markiert – neben Tesla – eine Zeitenwende in der globalen Automobilindustrie. Um nicht zu einer „verlängerten Werkbank“ der globalen Automobilindustrie zu werden, muss Deutschland seine Innovationskraft in den Kernfeldern der Elektromobilität, Vernetzung und des autonomen Fahrens erhöhen.“

AutomotiveINNOVATIONS Report 2023

Seit 2005 erhebt das CAM unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Bratzel die Produktinnovationen von globalen Automobilkonzernen und bewertet diese nach quantitativen und qualitativen Kriterien. Für das Jahr 2022/23 hat das CAM die Innovationen von 29 globalen Automobilherstellern und Newcomern mit rund 90 Automobilmarken analysiert. Dabei wurden insgesamt 788 einzelne OEM-Innovationen in den vier Award-Kategorien Elektrifizierter Antrieb, Sicherheitssysteme, Interface & Connectivity sowie Connected Services bewertet. Unter diesen befinden sich 237 Weltneuheiten. In die Evaluation flossen Kriterien wie Reifegrad, Originalität, Kundennutzen und Innovationsgrad ein.

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Electromobility Report 2023 – Update: Elektrofahrzeuge im Pkw-Bestand in Deutschland.

  • Zugelassene Elektrofahrzeuge in Deutschland steigen innerhalb eines Jahres um 55% auf 1,17 Mio. Pkw. Der Pkw-Gesamtbestand in Deutschland steigt erstmals auf über 49 Mio. Fahrzeuge.
  • VW und Tesla haben die zulassungsstärksten Elektrofahrzeuge im deutschen Pkw-Bestand.
  • Das Ziel der Bundesregierung von 15 Mio. Elektrofahrzeugen im Jahr 2030 wird nach derzeitigem Stand um 50% verfehlt.

Der Pkw-Bestand von reinen Elektrofahrzeugen (BEV) in Deutschland ist innerhalb eines Jahres um 54,7% gestiegen. Auf Basis aktueller amtlicher Zahlen sind zum 1. Juli 2023 auf deutschen Straßen 1.170.632 Elektrofahrzeuge (BEV) zugelassen. Der Gesamtbestand von Pkw aller Antriebsarten ist im gleichen Zeitraum um 0,7% auf jetzt erstmals über 49 Mio. gestiegen (49.038.145 Pkw). Damit steigt der Anteil von Elektro-Pkw (BEV) im Gesamtbestand von 1,6% auf 2,4%.

Abbildung 1: Bestand von Elektrofahrzeugen (BEV) in Deutschland

Quelle: KBA/CAM

Die Top-10 des Elektrobestands (BEV) führt die Marke VW mit über 207.000 Pkw an vor Tesla mit rund 146.000 und Renault mit 113.000 Fahrzeugen. Während der BEV-Bestand innerhalb eines Jahres bei VW nur um 45,5% zulegt, steigt der Bestand bei Tesla um 90% und bei Renault lediglich um 15,5%. Mit deutlichem Abstand komplettieren die Marken Hyundai, Smart, BMW, Opel, Audi sowie Mercedes und Fiat die Top-10, die derzeit auf einen BEV-Bestand in Deutschland zwischen rund 80.000 und 46.000 Pkw kommen. Am stärksten legt dabei Mercedes mit einem Bestandsplus von 108,8% zu (vgl. Abb. 1).

Als stärkste chinesische Marke springt MG mit fast 17.000 BEV-Zulassungen (+404%) auf Rang 18 vor Polestar (+133%) auf Rang 19. Volvo, wie Polestar im Besitz der chinesischen Geely-Gruppe, kann auf Rang 22 seine BEV-Zulassungen auf rund 9.500 Pkw ebenfalls fast vervierfachen. Bei den weiteren chinesischen Marken BYD (1.448), Nio (844) und Great Wall Motor (640) ist der BEV-Bestand in Deutschland noch sehr gering.

Zulassungsstärkstes BEV-Modell in Deutschland ist trotz geringer Zuwächse immer noch der Renault Zoe mit rund 84.000 Pkw gefolgt vom Tesla Model 3 (76.000) und dem VW ID.3 mit 69.000 Fahrzeugen. Ein starkes Wachstum erzielt das Tesla Model Y mit fast 58.000 Pkw-Zulassungen auf Rang 4 sowie die VW Modelle ID.4/ID.5 mit einem derzeitigen Bestand von 53.000. Auf einen vergleichsweise hohen Bestand kommen ferner die Modelle VW Up, Smart Fortwo auf Rang 5 und 6 (vgl. Abbildung 2).

Abbildung 2: BEV-Bestand nach Modellen in Deutschland (TOP 10) 1. Juli 2023/2022

Rang1. Juli 2023Rang1. Juli 2022
1RENAULT ZOE84.2271RENAULT ZOE83.813
2TESLA MODEL 375.6732TESLA MODEL 355.416
3VW ID.369.0793VW UP48.941
4TESLA MODEL Y57.7264SMART FORTWO47.056
5VW UP56.0005VW ID.344.479
6SMART FORTWO54.4516HYUNDAI KONA37.596
7VW ID.4, ID.553.4797BMW I336.137
8HYUNDAI KONA47.5238VW GOLF27.369
9FIAT 50045.5159FIAT 50024.078
10BMW I336.16310OPEL CORSA22.796

Quelle: KBA/CAM

SUVs machen einen immer höheren Anteil im Elektrobestand in Deutschland aus. Am 1.7.2023 sind bereits 35,2% der Elektrofahrzeuge entweder SUV oder Geländewagen, ein Jahr zuvor entfielen nur 25,8% auf dieses Fahrzeugsegment. Der BEV-Bestand der Kompaktklasse liegt bei 13,6%, während 19,1 bzw. 18,1 auf Kleinwagen bzw. Minis entfallen. Die Mittelklasse kommt auf 8,5% und die Obere Mittelkasse auf 0,5% und die Oberklasse auf 2,4% bei den Elektrofahrzeugen (Rest 2,6%)

Trotz des Wachstums Elektrofahrzeugbestandes ist das Ziel der Bundesregierung von 15 Mio. reinen Elektrofahrzeugen im Jahr 2030 in Deutschland mit dem derzeitigen Markthochlauf nicht erreichbar. Für einen schnellen Elektromarkthochlauf wären nach aktuellen Szenarien des Center of Automotive Management (CAM) bereits ein Anstieg der Pkw-Neuzulassungen auf 750.000 BEV im Gesamtjahr 2023 bzw. auf 1,3 Mio. bis 2025 notwendig. Realistisch ist derzeit jedoch lediglich ein Wachstum der BEV-Neuzulassungen auf 450.000 Pkw im Gesamtjahr 2023 bzw. 650.000 Pkw für das Jahr 2025. Danach bewegt sich der Elektromarkthochlauf in Deutschland derzeit auf einem eher langsamen Szenariopfad, bei dem im Jahr 2030 lediglich zwischen 7 bis 8 Mio. reine Elektrofahrzeuge im Pkw-Bestand gerechnet werden. Sollte sich an den Rahmenbedingungen nichts ändern werden im Jahr 20230 damit nur rund halb so viele Elektrofahrzeuge im Zulassungsbestand sein als ursprünglich geplant.

Hierzu Studienleiter Stefan Bratzel: „Es zeigt sich, dass Deutschland mit den derzeitigen Programmen und Förderkulissen das Ziel der Bundesregierung von 15 Mio. Elektrofahrzeugen bei weitem verfehlen wird. Es ist ein Realitätscheck notwendig, der vor dem Hintergrund des Status quo die politischen Ziele des Markthochlaufs mit den dafür erforderlichen Maßnahmenprogrammen in Einklang bringt. Selbst für das klimapolitisch wichtige Ziel von mehr als 10 Mio. Elektrofahrzeugen im Jahr 20230 in Deutschland sind herkulesische Anstrengungen notwendig. Dafür braucht es statt der Kakophonie eine konzertierte Aktion der relevanten Akteure wie Automobilherstellern, Ladeinfrastruktur- und Energiedienstleistern sowie der Politik.“

Über den Electromobility Report:

Der CAM Electromobility Report 2023 analysiert regelmäßig die aktuellen Markt-, Absatz- und Innovationstrends der Elektromobilität in wichtigen Kernmärkten (z.B. China, USA, Europa und Deutschland). Gleichzeitig werden die wesentlichen Einflussfaktoren auf den Markthochlauf der Elektromobilität empirisch beleuchtet. Die daraus abgeleiteten Annahmen werden schließlich in Markthochlauf-Szenarien für das Jahr 2030 überführt. Die Untersuchung konzentriert sich auf reine Batteriefahrzeuge (BEV) und Plug-In-Hybride (PHEV).

For more information: https://auto-institut.de/e-mobility/

Wirtschaftswoche

„Der Kosten- und Konsolidierungsdruck auf die Autobauer steigt, da die Margen der Elektromobilität bei vielen etablierten Volumenherstellern gering oder negativ sind“, sagt Branchenexperte Bratzel, der auch die CAM-Studie leitet. „Für den weiteren Markthochlauf der Elektromobilität muss das Modellangebot von preisgünstigen Fahrzeugen deutlich erhöht werden.“

https://www.wiwo.de/unternehmen/auto/elektromobilitaet-die-rabattschlacht-um-e-autos-hat-begonnen/29298304.ht

Electromobility Report 2023: Globale Markt- und Absatztrends der E-Mobilität (BEV)

  • Zwischen Januar und Juni 2023 wurden in den automobilen Kernregionen mehr als 4 Mio. BEVs neu zugelassen (+36%). China bleibt mit 2,6 Mio. Neuzulassungen Leitmarkt vor Europa (940 Tsd.) und den USA (580 Tsd.)
  • Unter den OEMs erzielt Tesla mit 889 Tsd. die meisten BEV-Verkäufe. BYD steigert seinen Absatz um 90% auf 617 Tsd. und setzt den Marktführer unter Druck. VW liegt mit 321 Tsd. auf Rang 3 und kann sich gegen andere OEMs durchsetzen.
  • Im Gesamtjahr 2023 rechnet das CAM global mit knapp 10 Mio. BEV-Neuzulassungen, davon etwa 6 Mio. in China, 2 Mio. in Europa und 1,2 Mio. in den USA.

Der globale Hochlauf der Elektromobilität nimmt trotz konjunktureller Herausforderungen weiter Fahrt auf. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2023 wurden in den automobilen Kernregionen China, Europa (EU-EFTA-UK) und USA insgesamt mehr als 4 Mio. vollelektrische Fahrzeuge (BEV) neu zugelassen (+36%). Tesla bleibt mit etwa 889.000 Auslieferungen (+57%) weiterhin global an der Spitze, BYD legt allerdings mit rund 617.000 Verkäufen (+90%) kräftig zu. Die VW Group steigert ihren Absatz deutlich auf 321.000 Einheiten (+49%), während die Konzerne SAIC (-7%), Hyundai (inkl. Kia) (+24%) und Stellantis (+24%) entweder leichte Rückgänge verzeichnen oder nur unterdurchschnittlich wachsen. Die deutschen Premiumhersteller BMW (+101%) und Mercedes-Benz (+85%) verdoppeln in etwa ihre vollelektrischen Auslieferungen im Vergleich zur Vorjahresperiode. Für das Gesamtjahr 2023 rechnet das Center of Automotive Management (CAM) mit knapp 10 Mio. BEVs, davon etwa 6 Mio. in China, 2 Mio. in Europa und etwa 1,2 Mio. in den USA.

China bleibt mit weitem Abstand globaler Leitmarkt der E-Mobilität. Zwischen Januar und Juni 2023 wurden rund 2,6 Mio. BEVs neu zugelassen, was einer Steigerung von 31% entspricht (vgl. Abbildung 1). Mit einem BEV-Anteil von etwa 23 % in den ersten sechs Monaten ist damit fast jedes vierte neu zugelassene Auto in China vollelektrisch. Auch in Europa steigen die BEV-Verkäufe weiterhin dynamisch. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erhöht sich der Absatz von E-Fahrzeugen um mehr als 45% auf nunmehr 939.000 Einheiten. Davon entfällt mehr als die Hälfte aller BEV-Neuzulassungen auf die Länder Deutschland (220.000), Großbritannien (153.000) und Frankreich (138.000). In den USA zeichnet sich insgesamt der stärkste Zuwachs ab. In den ersten sechs Monaten legten vollelektrische Fahrzeuge um mehr als 47% zu und erreichten ein Niveau von rund 560.000 Einheiten. Mit etwa 60% Marktanteil wird das US-Wachstum noch immer maßgeblich vom heimischen Elektropionier Tesla getrieben. Sowohl die anderen US-amerikanischen Hersteller GM und Ford als auch asiatische und deutsche OEMs spielen hingegen nach wie vor keine nennenswerte Rolle.

Abbildung 1: BEV-Neuzulassungen und -Marktanteile in den Kernregionen (Jan-Jun 2022/23)

Die Entwicklungsdynamik der absatzstärksten Automobilherstellern der Elektromobilität (BEV) zeigt im ersten Halbjahr 2023 ein zweigeteiltes Bild (vgl. Abbildung 2). Während wenige Top-Performer trotz konjunktureller Herausforderungen hohe BEV-Wachstumsraten erzielen, ist bei einigen OEMs die BEV-Absatzdynamik gering. Im globalen Ranking liegt Tesla mit 889.000 Elektrofahrzeugen und einem Zuwachs von 57% im Vergleich zum Vorjahreszeitrum auf Platz 1. Auf Rang 2 steigert BYD die BEV-Auslieferungen sogar um 90% auf jetzt 617.000 Einheiten und kommt dem Branchenprimus Tesla immer näher. Bei BYD machen BEVs und PHEVs jeweils rund 50 Prozent der Gesamtabsätze aus.

Abbildung 2: TOP 10 Automobilhersteller nach BEV-Neuzulassungen (Jan-Jun 2022/23)

Mit deutlichem Abstand zu den Marktführern der Elektromobilität rückt die VW Group auf Rang 3 vor (+1) und steigert seine Verkäufe im ersten Halbjahr auf 321.000 BEVs (+49%). Volkswagen profitiert vor allem von der Abarbeitung bisheriger BEV-Bestellungen. Gemessen am ebenfalls angestiegenen Konzernabsatz haben Elektrofahrzeuge mit einem Anteil von 7,6% weiterhin noch eine relativ geringe Bedeutung. Auf Rang 4 kommt der chinesische SAIC-Konzern. SAIC profitierte bislang stark von den Auslieferungen des elektrischen Kleinstfahrzeugs Hongguang Mini EV, die jedoch abnehmen. CAM geht von einem Rückgang der BEV-Zulassungen auf schätzungsweise 300.000 Einheiten (-7%) aus, wobei der BEV-Verkaufsanteil von SAIC mit 27% noch immer auf hohem Niveau liegt.

Hyundai kommt mit 230.000 BEV-Absätzen auf Rang 5, knapp vor der chinesischen Herstellergruppe Geely (inkl. Volvo) und GAC. Die Top-10 komplettieren Stellantis, BMW und Mercedes-Benz Group.

Hyundai und Stellantis konnten ihre BEV-Verkäufe um jeweils 24% steigern, wobei der Anteil an den Gesamtverkäufen mit 6% (Hyundai) bzw. 5% (Stellantis) weiterhin überschaubar bleibt. Dagegen zeichnet sich bei der Geely Gruppe (+78%) und GAC (+111%) eine deutlich dynamischere Entwicklung ab. Beide Unternehmen steigern nicht nur ihre Auslieferungen weit überdurchschnittlich, sondern weisen auch hohe BEV-Verkaufsanteile von 21% (Geely) bzw. 53% (GAC) auf.

Eine ähnlich gute Performance zeigen die beiden deutschen Premiumherstellern BMW und Mercedes-Benz. Mit 153.000 (BMW) bzw. 122.000 (Mercedes) Einheiten können beide Unternehmen ihre BEV-Auslieferungen in der ersten Jahreshälfte nahezu verdoppeln, allerdings liegt BMW mit einem BEV-Anteil von 13% leicht vor Mercedes mit 11% (nur Pkw) bzw. 10% (inkl. MB Vans).

Die Absatztrends korrelieren dabei sehr stark mit der Innovationsstärke der Elektromobilität. Tesla bleibt der weltweit innovationsstärkste Automobilhersteller im Bereich der batterieelektrischen Mobilität (BEV) mit 182 Indexpunkten (+0 IP). Tesla hat jedoch wenig fahrzeugtechnische Neuerungen hervorgebracht, sondern vor allem die Kostensituation entlang der gesamten elektromobilen Wertschöpfungskette verbessert.  Der VW-Konzern kann auf Rang 2 den Abstand zu Tesla etwas verkürzen und kommt auf 167 Indexpunkte (+23 IP). Die chinesischen Konzerne Geely (+43 IP) und BYD (+23 IP) erhöhen ihre Innovationsstärke auf jeweils 104 IP und liegen praktisch gleichauf auf Rang 3 vor Hyundai mit 95 IP (+18 IP) auf Rang 5 und Mercedes-Benz mit 81 IP (+38 IP) auf Rang 6. Geely, Mercedes Benz und BYD verzeichnen die stärkste Zunahme im aktuellen Ranking der innovativsten Elektrofahrzeugbauer.

Hierzu Studienleiter Stefan Bratzel: „Die Elektromobilität wird im globalen Vergleich vor allem durch Tesla und BYD getrieben, auf die allein bereits 37% der BEV-Absätze in den Kernregionen entfallen. Der durch Tesla ausgelöste Preiskampf setzt den Wettbewerbern enorm zu, die zunehmend zu Preisanpassungen gezwungen sind. Damit steigt der Kosten- und Konsolidierungsdruck, da die Margen der Elektromobilität bei vielen etablierten Volumenherstellern gering oder negativ sind. Für den weiteren Markthochlauf der Elektromobilität muss das Modellangebot von preisgünstigen Fahrzeugen deutlich erhöht werden.“

Bei den Prognosen für das Gesamtjahr 2023 geht das CAM von etwa 10 Mio. BEV-Neuzulassungen (+35%) weltweit aus. Der chinesische Markt wird dabei weiterhin mit rund 6 Mio. Einheiten eine führende Rolle bei der Antriebswende einnehmen (+20%). In Europa dürften sich rückläufige Förderungen sowie konjunkturelle Herausforderungen dämpfend auf die Neuzulassungen auswirken. CAM geht hierbei von etwa 2 Mio. BEVs aus (+27%), wobei für Deutschland rund 430.000 Elektrofahrzeuge prognostiziert werden. Die USA befinden sich im Vergleich der Kernregionen noch in der frühsten Wachstumsphase. Ausgiebige Förderkulissen sowie die aggressive Preispolitik seitens des Marktführers Tesla könnten die BEV-Neuzulassungen auf etwa 1,2 Mio. Fahrzeuge anheben (+50%).

Über den Electromobility Report:

Der CAM Electromobility Report 2023 analysiert regelmäßig die aktuellen Markt-, Absatz- und Innovationstrends der Elektromobilität in wichtigen Kernmärkten (z.B. China, USA, Europa und Deutschland). Gleichzeitig werden die wesentlichen Einflussfaktoren auf den Markthochlauf der Elektromobilität empirisch beleuchtet. Die daraus abgeleiteten Annahmen werden schließlich in Markthochlauf-Szenarien für das Jahr 2030 überführt. Die Untersuchung konzentriert sich auf reine Batteriefahrzeuge (BEV) und Plug-In-Hybride (PHEV).

For more information: https://auto-institut.de/e-mobility/