CAM Electromobility Report 2025: Markt- und Absatztrends der Elektromobilität in Europa und Deutschland (Jan-Okt./Nov. 2025)

  • Elektromobilität in Europa im Jahr 2025 mit hoher Dynamik im Vergleich zu einem nur leicht zulegen Gesamtmarkt. Große Unterschiede zwischen Nordeuropa bzw. Süd-/Osteuropa.
  • In Deutschland werden die Elektroneuzulassungen im Gesamtjahr auf ein Rekordwert von rund 530.000 BEV steigen. Im Vergleich der Automobilhersteller kann der Volkswagen Konzern als Marktführer mit einem BEV-Zuwachs von über 80 Prozent besonders profitieren.

Markttrends der Elektromobilität in Europa

Von Januar bis Oktober 2025 wurden in Europa (EU + EFTA + Vereinigtes Königreich) 2,02 Millionen batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs) zugelassen, was einem Wachstum von 26,2% entspricht. Damit wurden nach 10 Monaten bereits mehr Elektro-Pkw zugelassen als im Gesamtjahr 2024 (1,99 Mio.). Die Elektromobilität (BEV) wächst damit weit überdurchschnittlich gegenüber einem in Europa nur leicht zulegenden Gesamtmarkt (+1,9 %). Dadurch steigt der Marktanteil auf 18,3 % (Gesamtjahr 2024: 15,4 %).

Deutschland entwickelt sich im Laufe des Jahres mit einem Plus von 39 % und 434.627 verkauften Einheiten zum größten europäischen BEV-Markt, wobei der Marktanteil von 18,4 % nur auf Höhe des EU-Durchschnitts liegt. Das Vereinigte Königreich, im Vorjahr größter europäischer BEV-Markt, folgt mit 386.244 BEVs (+29%) und einem Marktanteil von 22,4 %. Frankreich liegt mit 250.418 Einheiten und einem Marktanteil von 18,9 % an dritter Stelle (vgl. Abb. 1).

Die Elektromobilität in Europa folgt weiterhin zwei Geschwindigkeiten mit auf der einen Seite hohen Neuzulassungsquoten in Skandinavien sowie den Niederlanden und Belgien und auf der anderen Seite mit sehr niedrigen Marktanteilen in Süd- und Osteuropa:

  • Norwegen führt mit einem bemerkenswerten Anteil von 95,1 % die BEV-Neuzulassungsanteile an, während Dänemark (66,5 %), Schweden (35,5 %), die Niederlande (35,4 %) und Belgien (33,7) ebenfalls sehr hohe BEV-Neuzulassungsquoten aufweisen.
  • Dagegen bleiben in großen südeuropäischen Märkten wie Italien und Spanien trotz eines steigenden BEV-Zuwachses die Elektroanteile mit 5,2 bzw. 8,5% noch sehr niedrig. Ähnlich sieht die Situation in Osteuropa aus: Polen kommt trotz eines Zulassungsplus‘ von 125 % nur auf eine Elektroquote von 6,4% ähnlich wie Tschechien mit 5,6%. Einige osteuropäische Märkte weisen sogar rückläufige BEV-Neuzulassungen auf (Kroatien (–43 %), Estland (–33 %), Rumänien (–19 %).
  • Im Mittelfeld liegen die großen Pkw-Märkte Deutschland, Frankreich und Großbritannien.

Hierzu Studienleiter Stefan Bratzel: „In Europa befindet sich der Hochlauf der Elektromobilität trotz eines starken Wachstums im Jahr 2025 in einer kritischen Übergangsphase mit einer uneinheitlichen Entwicklung. Es besteht weiterhin eine hohe Verunsicherung der Verbraucher und Skepsis bezüglich des Antriebs der Zukunft, die durch die anhaltenden ideologisierenden Diskussionen rund um Technologieoffenheit und eine mögliche Flexibilisierung des Verbrenner-Aus 2035 weiter befeuert werden. Verunsicherung führt gewöhnlich zur Kaufzurückhaltung und zum Festhalten am Bisherigen und Gewohnten, insofern muss grundsätzlich schnell Klarheit geschaffen werden. Für die Automobilindustrie könnte eine mögliche Aufweichung bzw. Flexibilisierung des faktischen Verbrenner-Aus 2035 zwar kurzfristig einen Zeitgewinn und finanzielle Entlastungen bringen, etwa beim Wegfall von Strafzahlungen. Allerdings würde sich dadurch die Innovations- und Wettbewerbskraft für die Autoindustrie im internationalen Vergleich mittel- und langfristig nicht verbessern. Falls etwa die Anstrengungen in Zukunftstechnologien wie der Elektromobilität verlangsamt werden würden, wäre dies sogar ein Pyrrhussieg für die deutsche Automobilindustrie.“

Abbildung 1: BEV-Neuzulassungen und -Marktanteile in europäischen Automobilmärkten

Quelle: CAM

Über alle Antriebe hinweg zeigt der europäischer Automobilmarkt von Jan.–Okt. 2025 im Unterschied zur Elektromobilität kaum Dynamik. Von Januar bis Oktober 2025 wurden in Europa insgesamt 11.020.514 Pkw neu zugelassen (+1,9 %). Im Vergleich der Absatztrends der Automobilhersteller gibt es jedoch deutliche Gewinner und Verlieren: Während die Konzerngruppen Volkswagen, BMW und Renault überdurchschnittlich zulegen und Marktanteile gewinnen können, zählen Stellantis, Hyundai/Kia, Toyota sowie Ford und vor allem Tesla zu den Verlierern (vgl. Abb. 2).

Mit 2.963.187 Zulassungen (+4,6 %) dominiert der VW-Konzern weiterhin den europäischen Markt. Škoda (+10 %) und SEAT/Cupra (+6 %) erzielen deutliche Zuwächse, während Audi einen moderaten Rückgang (-3 %) verzeichnet. Chinesische Hersteller sind in Europa die am schnellsten wachsende Gruppe mit einem Zulassungsplus von 22,5 % nach 10 Monaten des Jahres. Chinesische OEMs erreichten insgesamt 641.042 Zulassungen. Allerdings weisen die einzelnen Marken bemerkenswerte Unterschiede auf: BYD EUROPE (+285 %) und SAIC Motor (+22,5 %) verzeichnen ein außergewöhnliches Wachstum und gewinnen weiterhin Marktanteile hinzu, während Volvo mit 11 % im Minus liegt (vgl. Abb. 2).

Abbildung 2: Neuzulassungen der wichtigsten Automobilhersteller in Europa bei allen Antrieben, Jan-Okt. 2025

Elektromobilität in Deutschland: Herstellervergleich und Prognose

Der deutsche Markt für batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) wächst weiterhin dynamisch. Von Januar bis November 2025 wurden 490.368 BEVs neu zugelassen – ein Plus von +41,3 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der BEV-Anteil an den Pkw-Neuzulassungen ist in den letzten 12 Monaten fast kontinuierlich von 14,4% auf 22,2% angestiegen und liegt nach 11 Monaten des laufenden Jahres bei 18,8%. Auch die PHEV-Quote ist nach ähnlichem Muster von 8,4 % auf nunmehr 12,9 % angestiegen und liegt im Jahr 2025 bei 10,8% (vgl. Abb. 3). Im Gesamtjahr 2025 rechnet das CAM mit BEV-Neuzulassungen von rund 530.000 Pkw, was etwas über dem bisherigen Rekordjahr 2023 liegt, das jedoch durch die damalige Umweltprämie geprägt war.

Abbildung 3: BEV-/PHEV Neuzulassungsanteile in Deutschland

Im Vergleich der Automobilhersteller zeigen sich bei den Absatztrends der reinen Elektromobilität zwischen Januar und Oktober 2025 vor allem Volkswagen und BMW enorm stark. Der Volkswagen-Konzern ist klarer BEV-Marktführer mit 192.498 Neuzulassungen und mit hohen Zuwächsen (+81 %). Wesentliche Treiber waren Škoda (+103 %), Seat/Cupra (+96 %) sowie im geringerem Maße Volkswagen Pkw (+74 %). Der BEV-Anteil des Konzerns stieg von 11,2 % auf 19,6 % (vgl. Abb. 4).

 Abbildung 4: BEV-Neuzulassungen und -Marktanteile in Deutschland

Auch die BMW Group wächst weiter im BEV-Segment. Insgesamt wurden 51.545 BEVs (+29 %) neu zugelassen. BMW selbst legte um +19 % zu, MINI sogar um +76 %. Der BEV-Anteil der Gruppe stieg von 18,6 % auf 22,1 % – einer der höchsten Werte unter den großen europäischen Herstellern. Mercedes-Benz konnte bislang nicht mit dem Markt wachsen und blieb nahezu stabil bei 26.976 BEVs (–2 %) und einem noch stark unterdurchschnittlichen BEV-Anteil von 12,5 %.

Koreanische Hersteller (Hyundai & Kia) verbesserten sich mit 35.153 BEVs (+39 %) ebenfalls deutlich. Ihr BEV-Anteil erhöhte sich von 18,0 % auf 26,5 %, unterstützt durch wettbewerbsfähige Modelle und eine stabile Marktpräsenz.

Chinesische Hersteller verzeichneten ein gemischtes Bild. Insgesamt gingen die BEV-Neuzulassungen auf 39.352 Fahrzeuge (–11 %) zurück. Volvo (–35 %), MG (–46 %) und Smart (–68 %) verloren deutlich, während Marken wie BYD und Leapmotor stark zulegten. Der BEV-Anteil der chinesischen Marken liegt nun bei 37,7 %, nach 50,1 % im Vorjahr.

Stellantis konnte mit 32.654 BEVs (+64 %) zwar stark wachsen und seinen BEV-Anteil von 6,7 % auf 12,2 % fast verdoppeln. Allerdings liegt der BEV-Anteil deutlich unter dem Bundesschnitt von 18,4%.  Fiat, Opel und Jeep trieben diese Entwicklung maßgeblich. Die Renault Group steigerte ihre BEV-Zulassungen auf 14.225 Fahrzeuge (+98 %). Der BEV-Anteil verdoppelte sich von 7,1 % auf 13,2 %.

Die US-Hersteller Ford und Tesla kamen auf 31.068 BEVs (–13 %). Tesla verzeichnete einen deutlichen Rückgang (–50 %), während Ford mit +283 % massiv zulegen konnte. Der BEV-Anteil der US-Marken liegt jetzt bei 29,0 %.

Stefan Bratzel zur möglichen Elektroförderung in Deutschland: „Grundsätzlich wäre zwar eine zielgerichtete Förderung der Elektromobilität in Deutschland sinnvoll. Mit der geplanten Kaufförderprämie besteht jedoch die Gefahr, dass dadurch lediglich ein kurzes Strohfeuer ausgelöst wird mit Mitnahmeeffekten und einer weiteren Verzerrung für die Restwerte bei Gebrauchtfahrzeugen. Statt teure Kaufprämien auszuloben, wäre ein Programm zur Förderung von Ladestrom deutlich zielführender und nachhaltiger, wie z.B. ein Jahr kostenfreies Laden für Privatkäufer von Neu- oder jungen Gebrauchtfahrzeugen bis zu einer Preisgrenze.“

Über den Electromobility Report:

Der CAM Electromobility Report analysiert regelmäßig die aktuellen Markt-, Absatz- und Innovationstrends der Elektromobilität in wichtigen Kernmärkten (z.B. China, USA, Europa und Deutschland). Gleichzeitig werden die wesentlichen Einflussfaktoren auf den Markthochlauf der Elektromobilität empirisch beleuchtet. Die Untersuchung konzentriert sich auf reine Batteriefahrzeuge (BEV) und Plug-In-Hybride (PHEV).

Weitere Informationen: https://auto-institut.de/e-mobility-2/

Über das CAM:

Das Center of Automotive Management (CAM) ist ein unabhängiges, wissenschaftliches Institut für empirische Automobil- und Mobilitätsforschung sowie für strategische Beratung an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Bergisch Gladbach. Seine Kunden unterstützt das Auto-Institut auf Basis umfangreicher Datenbanken, insbesondere zu fahrzeugtechnischen Innovationen der globalen Automobilindustrie sowie zur Markt- und Finanz-Performance von Automobilherstellern und Automobilzulieferunternehmen. Mittels eines fundierten Branchen-Know-hows und intimer Marktkenntnisse erarbeitet das Auto-Institut individuelle Marktforschungskonzepte und praxisorientierte Lösungen für seine Kunden aus der Automobil- und Mobilitätswirtschaft.

Center of Automotive Management (CAM)

Prof. Dr. Stefan Bratzel

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Marktpositionierung und Absatztrends globaler Automobilhersteller

  • Die 31 größten Automobilkonzerne können im Jahr 2024 ein Absatzplus von 2,9% auf rund 84,2 Mio. Pkw und leichte Nutzfahrzeuge realisieren.
  • Im größten Weltmarkt China kann der Marktführer BYD seine im letzten Jahr übernommene Führungsposition auch im Jahr 2025 ausbauen, während Volkswagen nach vier Monaten des Jahres jetzt auch Rang 2 an Geely verliert. Auch Tesla verliert Marktanteile und rutscht ab.
  • In Europa baut Volkswagen im Jahr 2025 (Jan-April) seine Marktführerschaft mit einem Zuwachs von 4,5% weiter aus und vergrößert den Abstand auf den Verfolger Stellantis (-9,6%). Großer Verlierer ist Tesla (-38,8%).

Marktpositionierung der globalen Automobilhersteller 2024/2025

Die globale Marktpositionierung der Automobilhersteller zeigt dynamische Marktveränderungen mit einer zunehmenden Dominanz chinesischer OEMs, die ihre Marktanteile im Heimatmarkt China steigern und nehmen zunehmend internationale Märkte in den Fokus nehmen. Die 31 größten Automobilkonzerne können im Jahr 2024 ein Absatzplus von 2,9% auf rund 84,2 Mio. Pkw und leichte Nutzfahrzeuge realisieren. Die höchsten weltweiten Wachstumsraten weisen die chinesischen Automobilhersteller BYD (41,8%), Changan (39,4%) und Nio (38,7%) auf. BYD schafft es als erster chinesischer OEM zum zweiten Mal in Folge in die Top 10 der volumenstärksten globalen Autokonzerne (4,3 Mio. / Platz 7).

Der größte Weltautomarkt China ist der Schrittmacher der Transformation und der dynamischen Marktveränderungen. BYD erhöht von 2019 bis 2024 ihren Marktanteil von 2,1 auf 16,2%, wobei der Elektroautobauer bereits 13% seiner Verkäufe im Ausland realisiert. Der bisherige chinesische Marktführer VW Group verliert im Jahr 2024 seine Spitzenposition mit einem Marktanteil von nur noch 12,3%. Die deutschen Premiumhersteller BMW und Mercedes verzeichnen im Jahr 2024 ebenfalls Rückgänge im Marktanteil. Die Marktrelevanz, d.h. Bedeutung des chinesischen Marktes an den Gesamtabsätzen, ist jedoch nach wie vor hoch und liegt bei Volkswagen bei 32%, bei Mercedes bei 34,5% und bei BMW bei 29%. (vgl. Abb. 1, Abb. 2).

In den ersten vier Monaten des Jahres 2025 konnten auf dem chinesischen Automobilmarkt wiederum maßgebliche einheimische Unternehmen ihre Absätze deutlich steigern – allen voran BYD mit +14,9 % (0,965 Mio. Pkw) und Geely mit einem bemerkenswerten Zuwachs von 63,6 % (0,825 Mio. Pkw). Volkswagen verzeichnet hingegen ein Minus von 5 % und kommt nur noch auf 0,815 Mio. Pkw-Neuzulassungen. Im Hersteller-Ranking rutscht Volkswagen auf Platz drei ab, während die Geely Gruppe zum zweitstärksten Autohersteller in China wird. Tesla geht mit einem Minus von 0,3% aus den ersten vier Monaten heraus und steht bei 163.338 Neuzulassungen (April: -8,6%). Der Marktanteil von Tesla sinkt von 4,9% (Platz 5) auf nur noch 3,2% (Platz 8) (vgl. Abb. 3).

Abbildung 1: Marktpositionierung globaler Automobilhersteller

Quelle: CAM

In Europa konnte Volkswagen von Januar-April 2025 seine Position als Marktführer mit einem Absatzplus von 4,5% auf nun 1,18 Mio. Fahrzeuge deutlich steigern. Insbesondere die Kernmarke VW sowie Skoda sorgen für hohe Zuwächse, während Audi und Porsche teils stark verlieren. Die deutschen Premiumhersteller BMW (+ 2,3%) und Mercedes (-1,8%) halten sich in einem schwierigen Marktumfeld noch relativ robust. Die Stellantis Gruppe verzeichnet dagegen einen Absatzrückgang von 9,6% auf nur noch 691.000 Pkw. Auch die Hersteller aus Japan (-7,9%), Korea (-3,4%) und den USA (-17%) weisen in Europa deutlich niedrigere Verkäufe aus. Tesla realisiert mit einem Minus von 38,8% nur noch 61.000 Pkw-Absätze. Dagegen kann die Renault Gruppe ihre Absatzzahlen nach vier Monaten des Jahres 2025 um 7,7% steigern dank hoher Zuwächse der Kernmarke. Unter den chinesischen OEMs/Eigentümern kommt die SAIC-Gruppe auf ein Plus von 31,2%, während Volvo ein Minus von 11,6% ausweist (vgl. Abb. 4).

Das sind einige der zentralen Ergebnisse der Studie auf Basis der exklusiven Marktpositionierungsmatrix© des Center of Automotive Management (CAM) in Kooperation mit Cisco und Automobilproduktion[1]. Mittels zentraler KPIs stellt die Matrix eine aktuelle Übersicht über die Stärke („Marktanteil“, „Absatzwachstum“) und Abhängigkeiten („OEM-Marktrelevanz“) globaler Automobilhersteller in den wichtigsten Automobilmärkten China, USA, Europa, Japan, Brasilien und Indien bereit (vgl. Abb. 1; Download mit hoher Auflösung hier).

Abbildung 2: Marktpositionierung globaler Automobilhersteller in China (2024)

Ein Bild, das Text, Screenshot, Diagramm, Farbigkeit enthält.

KI-generierte Inhalte können fehlerhaft sein.Quelle: CAM

Abbildung 3: Absatztrends führender Automobilhersteller in China (YTD Jan-April 2025)

Abbildung 4: Absatztrends ausgewählter Automobilhersteller in Europa (YTD Jan-April 2025)

Zunehmende geopolitische Risiken durch US-Zölle und strategischer Ausblick

Vor dem Hintergrund zunehmender geopolitischer Spannungen und protektionistischer Tendenzen gewinnt die globale Neuausrichtung von Produktions- und Absatzstrategien weiter an Bedeutung. Für deutsche Automobilhersteller wird es künftig entscheidend sein, die Abhängigkeit von einzelnen Kernregionen – insbesondere China und den USA – zu verringern und neue Wachstumsfelder in aufstrebenden Märkten wie Indien, Südostasien oder Südamerika konsequenter zu erschließen. Darüber hinaus könnte eine stärkere Lokalisierung der Wertschöpfungsketten in Schlüsselmärkten wie den USA dazu beitragen, zollbedingte Wettbewerbsnachteile abzumildern. Nur durch eine flexible und diversifizierte Marktstrategie lassen sich langfristig stabile Absatzstrukturen etablieren, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber konjunkturellen und politischen Risiken nachhaltig zu stärken.


Studienleiter Stefan Bratzel: „Die aktuellen Marktdaten unterstreichen die Dynamik und Heterogenität der globalen Automobilmärkte. Während sich chinesische Hersteller wie BYD mit hoher Geschwindigkeit zu international relevanten Akteuren entwickeln, geraten etablierte Konzerne insbesondere in China zunehmend unter Druck. Zugleich zeigen die Entwicklungen in Japan und Brasilien, dass lokale Marktimpulse – sei es durch Nachholeffekte oder staatliche Förderprogramme – signifikante Absatzsteigerungen ermöglichen. Demgegenüber steht die spürbare Marktsättigung und Kaufzurückhaltung in den traditionellen Kernregionen Europa und USA. Für global agierende Hersteller gewinnt eine stärker diversifizierte Marktpräsenz in Verbindung mit der gezielten Erschließung wachstumsstarker Regionen zunehmend an strategischer Relevanz, um die Widerstandsfähigkeit gegenüber konjunkturellen Schwankungen und geopolitischen Risiken nachhaltig zu stärken.“


Anhang

Markpositionierungsmatrix 2024/2025: Weitere Erläuterungen

Absatzstärkster Konzern bleibt im Jahr 2024 Toyota mit über 10,7 Mio. ausgelieferten Fahrzeugen, gefolgt von Volkswagen mit 8,7 Mio. Einheiten und der Hyundai Group mit 7,2 Mio. Autos. Während aus globaler Perspektive insbesondere chinesische Automobilhersteller, darunter BYD (+41,8%), Changan (+39,4%) und Nio (+38,7%), sowie Chery (+38,4%) das stärkste Absatzwachstum erzielten, performten etablierte Konzerne wie Nissan (-0,8%), Stellantis (-8,7%) oder Honda (-6,1%) eher unterdurchschnittlich. Mit BYD (4,3 Mio. Pkw) und Geely (3,3 Mio. Pkw) liegen zudem erstmals zwei chinesische Konzerne in den Top 10 der volumenstärksten Automobilhersteller. Chery (2,6 Mio.) und SAIC (2,4 Mio.) folgen auf den Rängen 12 und 14 nur knapp dahinter und lassen bereits Größen wie Renault (2,3 Mio.), Mercedes-Benz (2,0 Mio.) oder Telsa (1,8 Mio.) hinter sich.

Abseits der Entwicklungen einzelner OEMs offenbart die neue Marktpositionierungsmatrix des CAM zudem, dass sich die Absatzzahlen auf den einzelnen Automobilmärkten im direkten Jahresvergleich stark unterscheiden.

  • Mit einem Volumen von 22,9 Mio. Pkw (+5,5%) ist China weiterhin auf Wachstumskurs. China verzeichnet im Vergleich zu 2023 ein moderates Wachstum und bewegt sich damit im Mittelfeld der internationalen Entwicklung. Dies ist einerseits auf die wenig durch Corona oder den Halbleitermangel beeinflussten Jahre 2020 bis 2022 zurückzuführen, offenbart jedoch auch andererseits temporäre Sättigungstendenzen. Die Sättigungstendenzen und hohe Wettbewerbsdynamik in China sind auch ein Grund für die zunehmende Internationalisierung chinesischer Hersteller.
  • Die Kernregionen USA (+1,9 %) und Europa (+0,7 %) liegen weit hinter den Steigerungsraten des Vorjahres. Diese Abschwächung ist unter anderem auf eine zunehmende Kaufzurückhaltung zurückzuführen, die in vielen Märkten zu beobachten ist. Ursachen dafür sind unter anderem die anhaltend hohe Inflation, gestiegene Lebenshaltungskosten sowie erschwerte Finanzierungsbedingungen, die potenzielle Käuferinnen und Käufer vermehrt zu Zurückhaltung oder zur Entscheidung für den Gebrauchtwagenmarkt bewegen.
  • Indien kann im Vergleich zum vergangenen Jahr nochmal um 4,2% auf ein Volumen von 4,3 Mio. Fahrzeugen zulegen. Besonders stark sind die Märkte Brasilien (+14,1%, 2,5 Mio.) und Japan (+10,7%, 4,4 Mio.) gestiegen. In Japan führten ein Nachholeffekt nach dem schwachen Vorjahr sowie die hohe Nachfrage nach Hybrid- und Kompaktfahrzeugen zu einem deutlichen Anstieg der Neuzulassungen, während in Brasilien vor allem die wirtschaftliche Erholung und gezielte staatliche Kaufanreize den Absatz merklich belebten.

Jenseits der globalen Marktperspektive deckt ein Blick auf die Wettbewerbspositionierung führender Automobilhersteller in den relevanten Absatzregionen unterschiedliche strategische Ausgangspositionen auf, die mit Chancen und Risiken verbunden sind:

  • Toyota bleibt, gemessen am abgesetzten Fahrzeugvolumen, der größte Automobilhersteller der Welt und verkauft im Gesamtjahr 2024 mit seinen Marken Toyota, Lexus und Daihatsu weltweit 10,7 Mio. Einheiten (-3,6%). Besonders auf dem heimischen Markt in Japan ist der Absatz um -19,5% eingebrochen. Dort sank der Absatz auf 1,5 Mio. Einheiten, wodurch auch der Marktanteil auf nun nur noch 34,6% fällt. Stärker zulegen konnte der Volumenhersteller besonders in Europa mit einem Plus von 13,2% auf über 1 Mio. Fahrzeuge und in Indien mit einem Plus von 28,8% auf nun über 300 Tsd. Einheiten. Auf dem Hauptabsatzmarkt USA muss sich Toyota mit 2,3 Mio. Einheiten (+7,9%) deutlich dem Marktführer General Motors (2,7 Mio., +3,6%) geschlagen geben. Größere Sorgen macht jedoch der wichtige Markt China: Nach dem Absatzrekord im Jahr 2022 reduzieren sich die Verkäufe entgegen dem Markttrend um 7,9% auf 1,6 Mio. Einheiten zu 2023. Ursächlich hierfür dürften vor allem das unausgereifte und nicht wettbewerbsfähige Angebot an New Energy Vehicles (NEV) sein.
  • Die VW Group reiht sich mit einem Absatz von rund 8,7 Mio. Pkw und leichten Nutzfahrzeugen sowie einem Weltmarktanteil von 10,3% als zweitgrößter Automobilhersteller ein. Auch wenn das absolute Verkaufsvolumen nur noch eine nachrangige Bedeutung im Konzern einnimmt, sinkt der Gesamtabsatz um -2,3%. Knapp 40 Prozent des Absatzes entfielen auf Europa, den Heimatmarkt, wo Volkswagen markenübergreifend 3,4 Millionen Einheiten absetzte. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht das einer Steigerung von 2,5 Prozent. Wie auch Toyota muss der deutsche Konzern in China Verluste hinnehmen. 2,8 Mio. Einheiten wurden 2024 abgesetzt, ein Minus von 13,2% im Vergleich zu 2023.  Das expansive Vorgehen und die technologischen Kompetenzen vieler chinesischer Wettbewerber machen dem hiesigen Hersteller sichtlich zu schaffen. BYD stieg etwa mit einem Absatz von zuletzt 3,7 Mio. Pkw (+37,4%) innerhalb weniger Jahre zum schärfsten Konkurrenten im Volumensegment auf und überholte den bisherigen Marktführer in China aus Deutschland. Weiterhin stark unterrepräsentiert ist der VW Konzern in den USA. Von den rund 15,9 Mio. verkauften Fahrzeugen entfallen gerade einmal 4,1% (bzw. 656 Tsd.) auf VW-Marken.
  • Die Marktpositionierung der deutschen Premiumhersteller BMW, Mercedes-Benz und Audi variiert insgesamt nur marginal, wobei BMW (inkl. Mini und Rolls-Royce) mit ca. 2,45 Mio. Pkw führend beim Verkaufsvolumen ist und Mercedes-Benz (1,98 Mio.) sowie Audi (1,67 Mio.) hinter sich lässt. 66,9% (BMW), 69,6% (Mercedes-Benz) bzw. 78,6% (Audi) der deutschen Premiumfahrzeuge werden dabei ausschließlich in Europa und China neu zugelassen. Die starke Konzentration auf die beiden Marktregionen geht jedoch mit einer hohen Verwundbarkeit einher. Dies gilt im Besonderen für die Marke BMW, die in China einen rückläufigen Absatz auf 714 Tsd. Fahrzeuge (-13,4%) verbucht und knapp 40% seiner Modelle in Europa verkauft. Auf dem strategisch wichtigen Absatzmarkt USA können alle deutschen Premiumhersteller keine nachhaltigen Wachstumspfade einschlagen. BMW und Mercedes-Benz verkaufen seit mehr als zehn Jahren zwischen 300 und 400 Tsd. Autos pro Jahr, während Audi konstant bei rund 200 Tsd. Einheiten jährlich liegt. Hier bleibt abzuwarten, inwiefern Zölle auf importierte Fahrzeuge in die USA den Absatz der deutschen Hersteller auch in Zukunft beeinflusst. Audi hat bereits Lieferungen in die USA bis auf weiteres ausgesetzt.

[1] Die Studie zur Marktpositionierung wurde durch das CAM erarbeitet. Das Poster entstand mit freundlicher Unterstützung von Cisco und den Zeitschriften Automobilproduktion und AutomotiveIT.

Performance-Vergleich von 14 globalen Automobilherstellern – Automobilindustrie vor Konsolidierungswelle

  • Konsolidierungswelle steht bevor: Die durchschnittliche EBIT-Marge von 14 globalen Automobilherstellern sinkt im Jahr 2024 auf nur noch 6,3% (2023: 8,0%). Die operativen Gewinne der Hersteller fallen gesamthaft um über 20%. Die höchsten Gewinne und Profitmargen kann Toyota verbuchen.
  • Die globalen Automobilhersteller zeigen uneinheitliche Absatztrends: Die größten Absatzsprünge machen jedoch die chinesischen Herstellergruppen BYD und Geely, die in die Top-10 der absatzstärksten Hersteller aufsteigen. Trotz rückläufiger Verkäufe bleibt Toyota mit deutlichem Abstand vor Volkswagen größter Automobilhersteller.

Die globale Automobilindustrie steht vor einer breiten Konsolidierungswelle, die auch etablierte Unternehmen unter erheblichen Transformationsdruck setzt. Wichtige Indikatoren sind die insgesamt rückläufigen Gewinne und Profitmargen der wichtigsten 14 globalen Automobilhersteller im Gesamtjahr 2024. Die branchenweite EBIT-Marge sinkt auf nur noch 6,3% im Vergleich zu 8,0% des Vorjahres. Die kumulierten operativen Gewinne brechen um 20,7% ein. Die globalen Absatzzahlen und Umsätze der betrachteten OEMs stagnieren im Mittel der Konzerne. Allerdings zeichnen sich Gewinner und Verlierer ab. So rücken die chinesischen Automobilkonzerne BYD und Geely in die Top-10 der absatzstärksten Hersteller auf. Sie erzielen Gewinne, wenngleich ihre Profitmargen jedoch (noch) unterdurchschnittlich sind. Viele etablierte Automobilhersteller haben mit sinkenden Profiten zu kämpfen, während sich bei einigen Unternehmen wie Nissan die finanzielle Lage zuspitzt. Das sind die zentralen Erkenntnisse einer aktuellen Studie des Center of Automotive Management (CAM).

Globale Absatztrends der Automobilhersteller

Mit deutlichem Abstand bleibt Toyota der absatzstärkste globale Automobilhersteller mit 10,7 Mio. Pkw vor Volkswagen (8,7 Mio.) und der Hyundai Group (7,2 Mio.) sowie Stellantis und GM. Dabei weisen 10 der 14 wichtigsten Automobilhersteller rückläufige Pkw-Verkäufe auf. Die deutlichste Absatzrückgänge 2024 verzeichnen Stellantis (-8,7%), Honda (-6,1%) sowie BMW (-4,1%) und Toyota (-3,6%). Auch die weiteren deutschen Hersteller VW Group und Mercedes verbuchen Absatzrückgänge von 2,3 bzw. 2,1%.

Herausragende Absatzgewinner sind die chinesischen Herstellergruppen BYD und Geely: BYD verkauft mit einem Plus von 42% nunmehr 4,3 Mio. Fahrzeuge und steigt zum siebtgrößten Automobilkonzern der Welt auf. Geely kann seiner Verkäufe um 20% steigern und kommt erstmals auf Rang 10 der absatzstärksten Hersteller. Leichte Zugewinne erzielen ferner Ford und Renault (jeweils 1,3%) (vgl. Abb. 1).

Abbildung 1: Fahrzeugauslieferungen globaler Automobilhersteller in Millionen Einheiten (2024–2022)

EBIT-Trends und Profitmargen von globalen Automobilherstellern

Der operative Gewinn der ausgewählten Automobilhersteller geht insgesamt im Jahr 2024 massiv um 20,9 % zurück. Besonders signifikante Rückgänge sind bei Stellantis (-82%), Nissan (-75%), BMW (-38%), Mercedes (-31%) und Tesla (-20%) festzustellen. Die stark rückläufigen Profite haben bei den Herstellern bereits zu erheblichen Kosteneinsparprogrammen geführt.

Entgegen dem allgemeinen Abwärtstrend können die Geely Gruppe (+48%) sowie General Motors (+37,5%) sowie Honda ihr operatives Ergebnis (19%) deutlich bzw. Renault (3,5%) und BYD (1,1%) leicht verbessern. Geely kommt auf einen EBIT von umgerechnet rund 3,75 Mrd. Euro (inkl. des geschätzten Ergebnisses von Polestar auf Basis von drei Quartalen). Den höchsten Gewinn erzielt trotz Rückgängen Toyota mit einem EBIT von umgerechnet 29,3 Mrd. Euro. Mit deutlichem Abstand folgen Volkswagen und Hyundai mit 19,1 bzw. 18,3 Mrd. Euro.

Im Jahr 2024 sinkt das durchschnittliche EBIT (in Prozent vom Umsatz) der global führenden Automobilhersteller auf 6,3 % und liegt damit deutlich unter den Vorjahreswerten (8,0 % in 2023), was einem Rückgang von 20,5 % entspricht. Starke Rückgänge verbuchen die Premiumhersteller Mercedes und BMW, deren Marge um 27 bzw. 32% sinkt. Aber auch bei Tesla sinkt die Profitmarge um 21% auf jetzt 7,2%. Besonders massiv ist der Margenverfall von Stellantis von 11,8% im Vorjahr auf 2,6% im Jahr 2024 (-78%) bzw. bei Nissan (-74%). Dagegen können General Motors und Honda ihre EBIT-Margen entgegen dem Trend leicht auf 6,8 bzw. 6,6% steigern. Besonders stark ist der Zuwachs bei Geely (+31%), die auf eine Profitmarge von 5,5% kommen.

Die höchste EBIT-Marge der absatzstärksten Hersteller erzielt Toyota mit 10,3% vor Hyundai (9,5%) sowie den deutschen Premiumherstellern Mercedes (9,3%) und BMW (8,1%). Eine überdurchschnittliche EBIT-Marge können auch Renault (7,6%) und Tesla (7,2%) erzielen. Bei allen genannten Herstellern sind die Profitmargen jedoch rückläufig (Abb. 2).

Dagegen liegen die Profitmargen von Volkswagen mit 5,9% sowie von Geely (5,5%) und BYD mit 5,0% (Schätzung) unter dem Durchschnitt der ausgewählten Automobilhersteller. Sehr geringe EBIT-Margen von unter 3 Prozent erzielen Ford, Stellantis und Nissan. Bei Nissan bricht die Marge von 4,6 auf nur noch 1,2% ein.

Abbildung 2: EBIT globaler Automobilhersteller in Milliarden EUR (2024–2023)


Studienleiter Stefan Bratzel: „Die Automobilindustrie steht am Vorabend einer großen Konsolidierungswelle. Ein Amalgam aus ökonomischen Wachstumsschwächen und unsicheren Rahmenbedingungen in Kernmärkten sowie die großen technologischen Transformationsherausforderungen mit einer hohen Wettbewerbsintensivität von neuen Akteuren wird in den nächsten Jahren das Gesicht der Automobilindustrie massiv verändern. Abzulesen ist diese Entwicklung in sinkenden Gewinnen und Profitmargen der Automobilhersteller im Jahr 2024, die bei vielen Unternehmen bereits zu breiten Effizienzprogrammen geführt haben.

In den nächsten Jahren wird ein darwinistischer Ausleseprozess in Gang kommen, in dem einige Unternehmen ausscheiden bzw. ihre Unabhängigkeit verlieren. Dies gilt sowohl für Newcomer im Bereich der Elektromobilität als auch für einige etablierte Automobilhersteller und Automobilzulieferer. Es gilt Ausschau zu halten nach strategischen Allianzen, da nicht wenige Unternehmen die weiterhin notwendigen hohen Investitionsausgaben für technologischen Wandel rund um Elektromobilität, Software-definierte Fahrzeuge sowie automatisiertes Fahren nicht mehr allein werden stemmen können. Innovation, Geschwindigkeit sowie Kosteneffizienz und Flexibilität sind dabei wichtige Attribute einer erfolgreichen Zukunft.“


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Das Center of Automotive Management (CAM) ist ein unabhängiges, wissenschaftliches Institut für empirische Automobil- und Mobilitätsforschung sowie für strategische Beratung an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Bergisch Gladbach. Seine Kunden unterstützt das Auto-Institut auf Basis umfangreicher Datenbanken, insbesondere zu fahrzeugtechnischen Innovationen der globalen Automobilindustrie sowie zur Markt- und Finanz-Performance von Automobilherstellern und Automobilzulieferunternehmen. Mittels eines fundierten Branchen-Know-hows und intimer Marktkenntnisse erarbeitet das Auto-Institut individuelle Marktforschungskonzepte und praxisorientierte Lösungen für seine Kunden aus der Automobil- und Mobilitätswirtschaft.


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Entwicklungstrends der Elektromobilität, Segment- und Modellanalyse der Neuzulassungen in Deutschland und China (Jan-Okt 2024)

  • Das Angebot rein elektrischer Modelle in Deutschland wächst im Jahr 2024 auf nunmehr 134 Fahrzeuge (Stand Ende September 2024), eine Zunahme 19 Modelle im Vergleich zum Vorjahr.
  • Anschaffungspreise für Elektrofahrzeuge sind gestiegen: Der Durchschnittspreis für ein BEV (volumengewichtete Listenpreise) steigt zum Vorjahr jedoch um 3.976€ auf 56.669€, vor allem aufgrund der Zunahmen im Segment der mittleren SUVs.
  • Verbrenner bleiben in Deutschland preislich im Vorteil gegenüber Elektrofahrzeugen, auch für chinesische Hersteller gelten hier keine Ausnahmen.
  • Während in Deutschland die Preise für BEVs über alle Modellvarianten hinweg steigen, sinken sie in China kontinuierlich.

Mit dem derzeit verfügbaren Modellangebot in Deutschland ist ein schneller Markthochlauf der Elektromobilität nur schwer realisierbar. Zwar steigt die Zahl der batterieelektrischen Fahrzeugmodelle im Vergleich zum Vorjahr auf nunmehr 134 Modelle an (Gesamtjahr 2023: 105 Modelle). Allerdings machen SUVs über die Hälfte (56,7% bzw. 73 Modelle) aus, während sich das Modellangebot in den für den Hochlauf wichtigen Fahrzeugklassen Minis und Kleinwagen reduziert. Gleichzeitig steigen die Anschaffungspreise für E-Autos. Der an den Neuzulassungen gewichtete durchschnittliche Fahrzeugpreis (Listenpreis ohne Sonderausstattung & Aktionspreise) erhöht sich im Vergleich zum Gesamtjahr 2023 um 3.976 € bzw. 7,5% auf 56.669 € (brutto, ohne Abzug der Förderung). Im Mittel steigen jedoch sowohl die Reichweite der Modelle auf 463 km (WLTP) als auch die Ladeleistungen auf 156 kW.

Das sind die wichtigsten Ergebnisse des aktuellen Electromobility Report 2024/2025 des Center of Automotive Management (CAM), der im dritten Jahr in Folge die Modellangebote in Deutschland und China analysiert. Für China lag der Fokus dabei auf den 25 meistverkauften EV-Modellen von Januar bis August. Nach 9 Monaten des Jahres 2024 haben vollelektrische Antriebe in Deutschland mit knapp über 274.810 Neuzulassungen (-29% zum Vorjahr) einen Anteil von rund 13% (17%). Für das Jahr 2025 erwartet das CAM eine erhebliche Belebung der Marktdynamik von Elektrofahrzeugen aufgrund der verschärften CO2-Flottengrenzwerte in der EU. Gleichzeitig wird mit einer deutlichen Senkung der Neuwagenpreise gerechnet.

Auf Basis einer Marktsegmentanalyse des gesamten Angebots von 134 Elektromodellen in Deutschland ergibt sich ein weiterer Anstieg der Anschaffungspreise für BEV, der gewichtet nach Verkaufsvolumen im Mittel auf 56.669 € (+7,5%) steigt. Der Preis für die Einstiegsmodelle liegt im gewichteten Mittel in Deutschland bei 47.209 € (+3,8% zu 2023).

Ein Grund für den Anstieg der volumengewichteten Durchschnittspreise liegt im wachsenden Angebot an SUVs und dem Rückgang kleinerer Modelle. SUVs sind im Schnitt höherpreisig als Minis oder Kleinwagen und dominieren den Markt mit einem Anteil von knapp 56,6% an den BEV-Neuzulassungen. Die mittleren SUVs stellen mit 121.261 verkauften Einheiten fast 46% dieses Segments, im Jahr 2023 waren es 43% (Jan.-Nov.). Besonders beliebt sind Modelle wie das Tesla Model Y und der Skoda Enyaq, die durch Raumangebot und Übersicht überzeugen. Insgesamt ist die Zahl der Elektro-SUVs im Vergleich zum Vorjahr von 48 auf 73 BEV-Modelle gestiegen.

Die Zahl der elektrischen Minis und Kleinwagen ist hingegen von 12 auf 7 Modelle gesunken, Modelle wie der Renault Zoe und der Smart Fortwo wurden eingestellt. Der Marktanteil in diesen Segmenten liegt nur bei 7,3 % an den BEV-Neuzulassungen (Jan-Sept.). Die Kompaktklasse bleibt preisstabil zum Vorjahr und kommt mit weiterhin 11 Modellen auf einen BEV-Neuzulassungsanteil von 16,7% nach drei Quartalen des Jahres 2024.

Abbildung 1: Durchschnittspreise (volumengewichtete Listenpreise) nach Segment in Deutschland (Q1-Q3 2024)

Verbrenner sind günstiger als Elektrofahrzeuge – auch bei den chinesischen Herstellern

Die Anschaffungspreise von reinen Elektromodellen sind Unterschied zu den Benzin- und Dieselfahrzeugen sind noch deutlich teurer. Das zeigt der Vergleich der Listenpreise der günstigsten Einstiegsmodelle nach Antriebsart als auch die volumengewichteten Durchschnittspreise von ausgewählten Herstellern (ohne PHEV). Besonders groß ist der Unterschied bei der MB Group und der VW Group: Bei der MB Group liegt die Differenz bei etwa 16.000 €, bei der VW Group bei rund 14.000 € (siehe Abbildung 2). Stellantis weist eine Differenz von knapp 9.000 € auf, während BMW bei den Einstiegsmodellen beider Antriebsarten nahezu gleiche Preise hat. Hier wirkt sich insbesondere die Marke MINI aus, die mit dem Mini Cooper ein günstiges Elektro-Modell im Portfolio hat. Bei chinesischen Herstellern, die auf dem deutschen Markt aktiv sind, bleibt die Differenz zwischen einem Einstiegs-ICE und einem Einstiegs-BEV mit etwa 13.000 € weiterhin hoch.

Abbildung 2: Vergleich der Einstiegspreise nach Antriebsart und volumengewichteter Durchschnittspreis
(Jan-Sept 2024)

Weiter hat das Center of Automotive Management den volumengewichteten Durchschnittspreis der jeweiligen Antriebsarten analysiert. Das oben beschriebene Preisbild bestätigt sich auch hier: Bei allen betrachteten OEMs liegen die Preise für Elektrofahrzeuge über denen der Verbrenner, auch wenn die Preisabweichungen variieren. Besonders groß ist die Preisspanne bei der VW Group, was teils auf hohe Verkaufszahlen günstiger Verbrennermodelle wie dem Skoda Fabia, VW Golf, Polo und Taigo zurückzuführen ist (zusammen 152.336 Einheiten). Dagegen wurden im selben Zeitraum nur 89.631 BEVs der VW Group verkauft. Bei Stellantis und chinesischen Herstellern nähern sich die Preise der Antriebsarten allmählich an – hier liegt die Differenz bei etwa 4.000€.

Elektrofahrzeugmodelle in China werden günstiger – in Deutschland steigen die Preise hingegen Die Anschaffungspreise spielen für den Markthochlauf der Elektromobilität eine entscheidende Rolle. Das veranschaulicht der Vergleich des rückläufigen deutschen Marktes und des stark wachsenden chinesischen Marktes in den Jahren 2023 und 2024 mit den 15 zulassungsstärksten Modellen. In China sind die Preise im Schnitt um rund 5 % gesunken – dies gilt sowohl für Einstiegs- als auch für Topmodelle. In Deutschland hingegen stiegen die Preise der zulassungsstärksten Modlelle im Durchschnitt um mehr als 10,6 %, wobei die Preiserhöhung bei Einstiegsmodellen 6,5 % und bei Topvarianten
14,5 % beträgt.

Abbildung 3: Preisveränderung der 15 meistverkauften BEV-Modelle in China und Deutschland (2023-2024)

Demgegenüber sind die Reichweiten der BEV-Modelle deutlich gestiegen. Im Mittel kommen die 134 derzeit in Deutschland angebotenen Modelle auf eine WLTP-Reichweite von 438 km (Einstiegsvarianten) bis 490 km (Top-Varianten). Auch die Ladeleistung liegt mit Mittel zwischen 139 (Einstiegsvariante) und 173 kW (Top-Varianten).


Hierzu Studienleiter Stefan Bratzel: „Während sich die Reichweite und Ladeleistung von Elektromodellen relativ gut entwickeln, krankt der Markthochlauf der Elektromobilität in Deutschland wesentlich an wettbewerbsfähigen Anschaffungspreisen im Vergleich zu Verbrennern. Der weitere Preisanstieg von Elektromodellen ist Gift für die neue Marktphase der Elektromobilität, bei der nach den technikaffinen Early Adoptern nunmehr Kundensegmente mit kleinerem Geldbeutel adressiert werden müssen. In den nächsten Monaten ist mit einer deutlichen Reduzierung der Anschaffungspreise bzw. mit hohen Sonderkonditionen und Rabatten zu rechnen, da die Hersteller ihre Elektrofahrzeugabsätze in Europa deutlich erhöhen müssen, um die sich verschärfenden CO2-Flottenziele zu erreichen. Insgesamt wird für die Automobilhersteller die Reduzierung der Herstellkosten von Elektrofahrzeugen ein zentraler Erfolgsfaktor, zumal die globalen Marktführer Tesla und BYD und weitere chinesische Hersteller bereits auf einer deutlich besseren Kostenbasis agieren.“


Über den Electromobility Report:

Der CAM Electromobility Report analysiert regelmäßig die aktuellen Markt-, Absatz- und Innovationstrends der Elektromobilität in wichtigen Kernmärkten (z.B. China, USA, Europa und Deutschland). Gleichzeitig werden die wesentlichen Einflussfaktoren auf den Markthochlauf der Elektromobilität empirisch beleuchtet. Die Untersuchung konzentriert sich auf reine Batteriefahrzeuge (BEV) und Plug-In-Hybride (PHEV).

For more information: https://auto-institut.de/e-mobility/

Über das CAM:

Das Center of Automotive Management (CAM) ist ein unabhängiges, wissenschaftliches Institut für empirische Automobil- und Mobilitätsforschung sowie für strategische Beratung an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Bergisch Gladbach. Seine Kunden unterstützt das Auto-Institut auf Basis umfangreicher Datenbanken, insbesondere zu fahrzeugtechnischen Innovationen der globalen Automobilindustrie sowie zur Markt- und Finanz-Performance von Automobilherstellern und Automobilzulieferunternehmen. Mittels eines fundierten Branchen-Know-hows und intimer Marktkenntnisse erarbeitet das Auto-Institut individuelle Marktforschungskonzepte und praxisorientierte Lösungen für seine Kunden aus der Automobil- und Mobilitätswirtschaft.


Center of Automotive Management (CAM)

Prof. Dr. Stefan Bratzel

An der Gohrsmühle 25

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Marktpositionierung der globalen Automobilhersteller in den Weltmärkten

Die globale Marktpositionierung der Automobilhersteller zeigt dynamische Marktveränderungen mit einer zunehmenden Dominanz von China. Chinesische OEMs steigern ihre Marktanteile im Heimatmarkt und nehmen zunehmend internationale Märkte in den Fokus.

  • Die höchsten weltweiten Wachstumsraten zum Vorjahr weisen im Vergleich der 30 untersuchten Automobilgruppen die chinesischen Automobilhersteller BYD (62%), Chery (52%) und GAC (38%) auf.
  • BYD schafft es als erster chinesischer OEM in die Top 10 der volumenstärksten globalen Autokonzerne (3,0 Mio.) und kann den Marktanteil in China von 2019 bis 2023 von 2,1 auf 12,5% erhöhen, wobei der Elektroautobauer bereits 10% seiner Verkäufe im Ausland realisiert.
  • Der chinesische Marktführer VW Group verliert dagegen im gleichen Zeitraum in China rund 5% seines Marktanteils, der nur noch bei 14,9% liegt.
  • Die deutschen Premiumhersteller BMW und Mercedes können ihre Marktanteile seit 2019 dagegen noch leicht auf 3,8 bzw. 3,4% erhöhen.
  • Die Marktrelevanz, d.h. Bedeutung des chinesischen Marktes an den Gesamtabsätzen, liegt bei Volkswagen und Mercedes bei 36% und bei BMW bei 32%.

Das sind einige der zentralen Ergebnisse der exklusiven Marktpositionierungsmatrix© des Center of Automotive Management (CAM) in Kooperation mit Cisco und Automobilproduktion[1], die mittels zentraler KPIs eine aktuelle Übersicht über die Stärke („Marktanteil“, „Absatzwachstum“) und Abhängigkeiten („OEM-Marktrelevanz“) globaler Automobilhersteller in den wichtigsten Automobilmärkten China, USA, Europa, Japan, Brasilien und Indien bereitstellt (vgl. Abb. 1; Download hier).

Die Fokussierung vieler Automobilhersteller auf wenige Kernregionen (insbesondere China) ist zunehmend kritisch. Angesichts der technologischen Transformation und einer damit verbundenen Wettbewerbsintensität sowie geopolitischer Spannungen ist die Aufrechterhaltung der jahrelangen Absatzerfolge immer schwerer zu realisieren. Der globale Automobilmarkt konnte sich im vergangenen Jahr 2023 von den krisengeplagten Vorjahren zumindest temporär erholen. So verzeichneten die 30 größten Automobilkonzerne ein Absatzplus von 9,9% im Vergleich zu 2022 auf rund 81,8 Mio. Pkw und leichte Nutzfahrzeuge und befindet sich erstmals wieder auf dem Vorkrisenniveau von 2018.

Abbildung 1: Marktpositionierung globaler Automobilhersteller (2023)

Quelle: CAM

Jenseits der globalen Marktperspektive deckt ein Blick auf die Wettbewerbspositionierung führender Automobilhersteller in den relevanten Absatzregionen unterschiedliche strategische Ausgangspositionen auf, die mit Chancen und Risiken verbunden sind:

  • Toyota ist, gemessen am abgesetzten Fahrzeugvolumen, der größte Automobilhersteller der Welt und verkaufte im Gesamtjahr 2023 mit seinen Marken Toyota, Lexus und Daihatsu weltweit 11,1 Mio. Einheiten (+7,4%). Wesentliche Teile des Wachstums wurden auf dem japanischen Heimatmarkt erzielt. Dort stieg der Absatz um 27,5% auf etwas über 1,9 Mio. Autos, was einem Marktanteil von 47,6% entspricht. Stärker zulegen konnte der Volumenhersteller nur in Indien mit einem Plus von 45,5% auf 233 Tsd. Fahrzeuge. Auf dem Hauptabsatzmarkt USA muss sich Toyota mit 2,2 Mio. Einheiten (+2,5%) deutlich dem Marktführer General Motors (2,6 Mio., +14,1%) geschlagen geben. Größere Sorgen macht jedoch der wichtige Markt China: Nach dem Absatzrekord im Jahr 2022 reduzieren sich die Verkäufe entgegen dem Markttrend um 3,8% auf 1,7 Mio. Einheiten. Ursächlich hierfür dürften vor allem das unausgereifte und nicht wettbewerbsfähige Angebot an New Energy Vehicles (NEV) sein.
  • Die VW Group reiht sich mit einem Absatz von rund 8,9 Mio. Pkw und leichten Nutzfahrzeugen sowie einem Weltmarktanteil von 10,9% als zweitgrößter Automobilhersteller ein. Auch wenn das absolute Verkaufsvolumen nur noch eine nachrangige Bedeutung im Konzern einnimmt, steigt der Gesamtabsatz überdurchschnittlich um 11,9%. Über 40% davon entfallen dabei auf den Heimatmarkt Europa, wo VW markenübergreifend auf 3,6 Mio. Einheiten (+19,4%) zulegen konnte. In China legt das Fahrzeugvolumen mit 3,2 Mio. Pkw nur unterdurchschnittlich zu (+1,6%), wobei insbesondere die Kernmarke VW gegen Jahresende starke Preisnachlässe auf ihre elektrischen ID.-Modelle gewährte. Das expansive Vorgehen und die technologischen Kompetenzen vieler chinesischer Wettbewerber machen dem hiesigen Hersteller sichtlich zu schaffen. BYD stieg etwa mit einem Absatz von zuletzt 2,7 Mio. Pkw (+50,0%) innerhalb weniger Jahre zum schärfsten Konkurrenten im Volumensegment auf und verkürzte spürbar den Abstand zum deutschen Marktführer in China. Weiterhin stark unterrepräsentiert ist der VW Konzern in den USA. Von den rund 15,6 Mio. verkauften Fahrzeugen entfallen gerade einmal 4,1% (bzw. 633 Tsd.) auf VW-Marken. Erstmals hat damit der US-Elektrohersteller Tesla (655 Tsd.) den deutschen Konzern beim Fahrzeugabsatz überholt.
  • Die Marktpositionierung der deutschen Premiumhersteller BMW, Mercedes-Benz und Audi variiert insgesamt nur marginal, wobei BMW (inkl. Mini und Rolls-Royce) mit ca. 2,6 Mio. Pkw führend beim Verkaufsvolumen ist und Mercedes-Benz (2,0 Mio.) sowie Audi (1,9 Mio.) hinter sich lässt. 68% (BMW), 77% (Audi) bzw. 83% (Mercedes-Benz) der deutschen Premiumfahrzeuge werden dabei ausschließlich in Europa und China neu zugelassen. Die starke Konzentration auf die beiden Marktregionen geht jedoch mit einer hohen Verwundbarkeit einher. Dies gilt im Besonderen für die Marke Mercedes-Benz, die in China einen rückläufigen Absatz auf 737 Tsd. Fahrzeuge (-1,9%) verbucht und knapp die Hälfte (46,3%) seiner Modelle in Europa verkauft. Auf dem strategisch wichtigen Absatzmarkt USA können alle deutschen Premiumhersteller keine nachhaltigen Wachstumspfade einschlagen. BMW und Mercedes-Benz verkaufen seit mehr als zehn Jahren zwischen 300 und 400 Tsd. Autos pro Jahr, während Audi konstant bei rund 200 Tsd. Einheiten jährlich liegt.

Abbildung 2: Marktpositionierung globaler Automobilhersteller in China (2023)

Quelle: CAM

Absatzstärkster Konzern bleibt Toyota mit über 11 Mio. ausgelieferten Fahrzeugen, gefolgt von Volkswagen mit 8,9 Mio. Einheiten und der Hyundai Group mit 7,3 Mio. Autos. Während aus globaler Perspektive insbesondere chinesischer Automobilhersteller, darunter BYD (+62,2%), Chery (+52,6%) und GAC (+39,9%), sowie Tesla (+37,7%) das stärkste Absatzwachstum erzielten, performten etablierte Konzerne wie Nissan (+4,1%), Ford (+4,3%) oder Mitsubishi (-10,3%) eher unterdurchschnittlich. Mit BYD (3,0 Mio. Pkw) liegt zudem erstmals ein chinesischer Konzern in den Top 10 der volumenstärksten Automobilhersteller. SAIC (2,8 Mio.) und Geely (2,5 Mio.) folgen auf den Rängen 11 und 13 nur knapp dahinter und lassen bereits Größen wie Renault (2,2 Mio.) oder Mercedes-Benz (2,0 Mio.) hinter sich.

Abseits der Entwicklungen einzelner OEMs offenbart die neue Marktpositionierungsmatrix des CAM zudem, dass sich die Absatzzahlen auf den einzelnen Automobilmärkten im direkten Jahresvergleich stark unterscheiden.

  • Obwohl China mit einem Volumen von 21,7 Mio. Pkw (+5,6%) weiterhin auf Wachstumskurs ist, verzeichnet das Land im Vergleich der Marktregionen das schwächste Absatzplus im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist einerseits auf die wenig durch Corona oder den Halbleitermangel beeinflussten Jahre 2020 bis 2022 zurückzuführen, offenbart jedoch auch andererseits temporäre Sättigungstendenzen. Die zuletzt publik gewordene Einführung einer staatlichen Abwrackprämie in Höhe von bis zu 10.000 RMB (ca. 1.300 EUR) zur Beschleunigung des Verkaufs von Neufahrzeugen stützt diese These. Die Sättigungstendenzen und hohe Wettbewerbsdynamik in China ist auch ein Grund für die zunehmende Internationalisierung chinesischer Hersteller.
  • Die übrigen Kernregionen USA (+13,0%), Europa (+14,0%), Japan (+15,8%) und Brasilien (+11,2%) erholten sich zwar allesamt spürbar, aber bleiben dennoch weiterhin unterhalb des Vor-Coronaniveaus aus dem Jahr 2019.
  • Die einzige Ausnahme bildet Indien. Wurden 2019 noch rund 3,0 Mio. Pkw neu zugelassen, so liegt das Verkaufsvolumen im Jahr 2023 bereits bei über 4,1 Mio. Einheiten. Im Vergleich zum Vorjahr (2022) ergibt sich eine Steigerung um 8,2%. Indien wird damit sowohl für Volumen- als auch Premiumhersteller immer interessanter und positioniert sich als attraktiver Fertigungs- und Verkaufsstandort.

Studienleiter Stefan Bratzel: „Die Marktpositionierung der Automobilhersteller ist vor dem Hintergrund geopolitischer Spannungen und Marktvolatilitäten von zunehmender strategischer Bedeutung. Die hohe Marktrelevanz deutscher Hersteller in China ist janusköpfig: Einerseits profitieren die Hersteller von der hohen Nachfrage und dem Wachstum des größten Automarktes der Welt. Auf der anderen Seite entsteht ein starkes Abhängigkeits- und Verwundbarkeitsrisiko für die Unternehmen. Eine möglichst ausgeglichene globale Marktposition in den verschiedenen Automobilregionen stärkt dagegen langfristig die Resilienz. Große langfristige Marktchancen bietet dabei der indische Automobilmarkt, indem vor allem Suzuki und Hyundai als ausländische OEM dominieren, während die Marktanteile von deutschen oder französischen Automobilherstellern noch sehr gering sind.“

Download des Posters: https://www.automobil-produktion.de/marktpositionierung-der-autohersteller


[1] Die Studie zur Marktpositionierung wurde durch das CAM erarbeitet. Das Poster entstand mit freundlicher Unterstützung von Cisco und den Zeitschriften Automobilproduktion und AutomotiveIT.

Performance-Vergleich der globalen Automobilhersteller – Erhöhter Profitabilitätsdruck im ersten Quartal 2024 im Zuge der Elektro-Transformation

  • Die durchschnittliche EBIT-Marge von 10 ausgewählten globalen Automobilherstellern sinkt im 1. Quartal 2024 auf 7,1% (2023: 8,3%) und fällt damit auf den tiefsten Wert seit mehr als drei Jahren.
  • BMW ist konzernweit über alle Segmente mit 11,1% operativer Marge am profitabelsten, gefolgt von Mercedes-Benz (10,8%) und Toyota (10,0%). Die VW Group liegt mit 6,1% im Mittelfeld, während Ford mit einer Rendite von 2,9% das Schlusslicht bildet.
  • Der durchschnittliche Gewinn (EBIT) pro Fahrzeug sinkt um 19% von 2.771 auf 2.253 EUR. Die Premiumhersteller BMW (4.557 EUR) und Mercedes-Benz (4.321 EUR) verdienen am besten. Die Elektroautobauer Tesla (2.803 EUR) und BYD (1.191 EUR) büßen an Profitabilität ein, rangieren aber trotzdem vor etablierten Automobilherstellern wie Ford (920 EUR) oder Honda (615 EUR).


Bei den in den letzten Jahren von stark überdurchschnittlichen Gewinnmargen verwöhnten Auto-
mobilhersteller kehrt im 1. Quartal 2024 wieder zunehmend Normalität ein. Nachdem die Unterneh-
men zuletzt durch Lieferengpässe bei ungebrochener Nachfrage vor allem höherpreisige und mar-
genträchtigere Fahrzeuge produzieren konnten, drücken nun anhaltend hohe Kapitalzinsen sowie
wirtschafts- und geopolitische Unsicherheiten negativ auf die Auftragseingänge. Ein Langzeitver-
gleich von zehn globalen Automobilherstellern zeigt einen Rückgang der EBIT-Marge seit 2021/22
auf durchschnittlich 7,1% (Q1 2024). Die Profite sind dabei eng an den strategischen Markterfolg
geknüpft: Mit den flexiblen Multi-Powertrain-Plattformen sowie dem breit verfügbaren und attrak-
tiven Angebotsportfolio erzielt die BMW Group (11,1%) dabei aktuell die höchste Rendite. Der Ver-
kauf und die Profitabilität von Elektrofahrzeugen bleibt angesichts des schwächelnden Markthoch-
laufs in Europa und den USA dagegen insgesamt herausfordernd. Während etablierte Hersteller wie
Ford hohe Verluste pro Elektrofahrzeug verzeichnen, können die Marktführer Tesla (5,5%) und BYD
(4,6%) trotz des Preiskrieges noch respektable Gewinne verbuchen. Das sind die zentralen Erkennt-
nisse einer aktuellen Kurzstudie des Center of Automotive Management (CAM) im Rahmen des
Electromobility Report 2024.


Die EBIT-Marge der zehn ausgewählten globalen Automobilhersteller (vgl. Abbildung 1) sinkt im ersten
Quartal 2024 mit durchschnittlich 7,1% auf den tiefsten Stand seit drei Jahren. Zum Vergleich: Zwi-
schen 2021 und 2023 erzielten dieselben Akteure durchschnittlich eine jährliche operative Rendite von
8,3-8,4%. Die deutschen Premiumhersteller BMW (11,1%) und Mercedes-Benz (10,8%) bleiben im
Wettbewerbsvergleich die profitabelsten Autokonzerne, wenngleich Toyota (10,0%) als größter
Volumenhersteller nur knapp dahinter folgt. Auch General Motors (GM) kann im 1. Quartal seine
Marge auf 8,7% steigern. Die VW Group liegt mit 6,1% Gesamtrendite im Mittelfeld und kann sich
knapp vor Hyundai (5,8%) und Honda (5,6%) platzieren. Die Elektroautohersteller Tesla (5,5%) und BYD
(4,6%) leiden unter dem schwächelnden Markthochlauf sowie dem dynamischen Preiswettbewerb:
Der US-Hersteller erzielte im Jahr 2021 noch rund 17% EBIT-Marge, während BYD in den letzten Jahren
zwischen 4 und 5% liegt. In einer noch schwierigeren Lage befindet sich Ford: Über alle Fahrzeugseg-
mente hinweg erzielte das Unternehmen nur eine operative Rendite von 2,9%. Die Elektro-Sparte „Mo-
del e“ schlägt hierbei mit einem negativen EBIT von umgerechnet -1,2 Mrd. EUR besonders negativ
zubuche.


Abbildung 1: EBIT-Marge ausgewählter Automobilkonzerne (2019 – Q1 2024, in %)


Wie die Gesamtrendite reduziert sich auch im Kern-Automobilgeschäft der Gewinn (EBIT) pro abge-
setztes Fahrzeug (vgl. Abbildung 2). Die zehn betrachteten Automobilhersteller verdienen im 1. Quar-
tal 2024 durchschnittlich 2.253 EUR/Fahrzeug, was einem Rückgang von 19% gegenüber dem Gesamt-
jahr 2023 entspricht. Damals brachte jedes verkaufte Automobil noch 2.771 EUR an operativem Ge-
winn ein. Zu den Bestverdienern zählen wenig überraschend die deutschen Premiumhersteller BMW
und Mercedes-Benz, die jeweils mehr als 4.000 EUR EBIT pro Fahrzeug erreichen. Dennoch ergibt sich
ein rückläufiger Trend: BMW verdiente im Gesamtjahr 2023 noch etwas mehr als 5.000 EUR pro Auto,
während es bei Mercedes-Benz sogar über 7.000 EUR waren. Die Stuttgarter haben insbesondere mit
ihrem Pkw-Geschäft zu kämpfen. Das EBIT von Mercedes-Benz Cars liegt im Q1 2024 etwa 41% unter-
halb des Gewinns aus dem Vorjahresquartal. Mit Ausnahme von GM weisen auch die übrigen etablier-
ten Automobilhersteller rückläufige oder weitestgehend stagnierende Gewinne pro Fahrzeug aus. Der
US-Konzern dürfte vor allem mit seinem ausgereiften Verbrenner-Portfolio vom schwächelnden EV-
Markthochlauf auf dem Heimatmarkt profitieren.

Abbildung 2: EBIT (Automotive) pro Fahrzeug ausgewählter Automobilkonzerne (2023 – Q1 2024, in EUR)


Elektrofahrzeughersteller wie Tesla oder BYD haben derweil umso stärker mit dem gegenwärtigen
Markthochlauf zu kämpfen und erreichen nur noch ein EBIT von umgerechnet 2.803 bzw. 1.191
EUR/Fahrzeug. Damit ist der Gewinn pro Fahrzeug bei Tesla zwar noch deutlich höher als der Durch-
schnitt des Samples aus 10 globalen Automobilherstellern. Allerdings verdiente Tesla 2021 mit 5.894
EUR/Fahrzeug noch mehr als das Doppelte.


BYD setzt dagegen weiterhin auf Volumen und Expansion. Das Unternehmen kann seinen Absatz so-
wohl im Heimatmarkt als auch zunehmend in anderen Regionen steigern und fährt weiterhin eine ag-
gressive Pricing-Strategie bei einer Marge zwischen 4 und 5%. Obwohl BYD ausschließlich vollelektri-
sche Autos und Plug-In-Hybride fertigt, liegt der Gewinn pro Fahrzeug in etwa auf Höhe der überwie-
gend vom Verbrennungsmotor abhängigen VW Group (1.272 EUR). Der US-Akteur Ford, der als einzi-
ger etablierter Hersteller die Finanzkennzahlen seiner Elektro-Sparte veröffentlicht, verbucht im 1.
Quartal 2024 infolge schwacher Nachfrage und getätigter Preisanpassungen einen operativen Verlust
von etwa 120.000 EUR/Fahrzeug. Im Gesamtjahr 2023 verlor das Unternehmen bereits rund 33.000
EUR pro abgesetztes Elektroauto. Angesichts der Kaufzurückhaltung breiter Kundenschichten ist davon
auszugehen, dass die Elektromobilität – abseits des chinesischen Fahrzeugmarktes – auch im Jahr 2024
für viele etablierte Automobilhersteller ein unattraktives Verlustgeschäft bleiben wird.


Studienleiter Stefan Bratzel: „Die aktuellen Entwicklungen der Finanzkennzahlen globaler Automobil-
hersteller unter besonderer Berücksichtigung der Elektromobilität offenbaren die Zwickmühle, in der
sich etablierte OEMs gegenwärtig befinden. Einerseits sind sie – nicht zuletzt aufgrund regulatorischer
Anforderungen – gezwungen, verstärkt emissionsarme oder lokal emissionsfreie Fahrzeuge anzubieten.
Andererseits verdienen die Akteure mehrheitlich noch kein Geld mit Elektroautos und sind indes auf
stabile Renditen ihres Verbrennergeschäfts angewiesen, um die hohen Investitionssummen für neue
Zukunftstechnologien zu stemmen. Dabei gibt es keinen Weg zurück, sondern vor allem zwei Hand-
lungsoptionen: Erstens gilt es die Kosten von Elektrofahrzeugen entlang der Wertschöpfungskette
weiter zu reduzieren und – ggf. durch Kooperationen – Skaleneffekte im Bereich Batteriezelle, Packaging
sowie Design und Produktion der Fahrzeuge zu erzielen. Die Endkundenpreise zwischen Verbrennern
und Elektrofahrzeugen müssen für den weiteren Markthochlauf angeglichen werden. Zweitens gilt es
insbesondere im Wettbewerb mit chinesischen Autobauern die Innovationskraft im Bereich Elektromo-
bilität zu erhöhen. Gerade deutsche Autobauer müssen mindestens so viel innovativer und besser sein,
wie sie teurer sind. Das ist vor dem Hintergrund der aktuellen Innovationsdynamik der chinesischen
Automobilindustrie eine überlebensnotwendige und gleichsam herkulesische Aufgabe.“