Konsolidierungswelle steht bevor: Die durchschnittliche EBIT-Marge von 13 globalen Automobilherstellern sinkt im ersten Halbjahr 2025 auf nur noch 4,3% (2024: 7,5%). Die operativen Gewinne der Hersteller fallen gesamthaft um über 40%. Die höchsten Gewinne und Profitmargen kann Toyota verbuchen.
Im ersten Halbjahr 2025 bleibt Toyota mit deutlichem Abstand der größte Automobilhersteller weltweit, gefolgt von Volkswagen und Hyundai. Zu den Gewinnern zählen GM und insbesondere der chinesische Hersteller BYD, der mit kräftigen Zuwächsen seine Position unter den Top-Herstellern weiter ausbaut.
Die globale Automobilindustrie steht vor einer breiten Konsolidierungswelle, die auch etablierte Unternehmen unter erheblichen Transformationsdruck setzt. Wichtige Indikatoren sind die insgesamt rückläufigen Gewinne und Profitmargen von 13 globalen Automobilherstellern im ersten Halbjahr 2025. Die branchenweite EBIT-Marge sinkt auf nur noch 4,3% im Vergleich zu 7,5% des Vorjahres. Die kumulierten operativen Gewinne brechen um 42,6% ein. Die globalen Absatzzahlen und Umsätze der betrachteten OEMs stagnieren im Mittel der Konzerne. Allerdings zeichnen sich Gewinner und Verlierer ab. Der chinesische Automobilkonzern BYD verankert sich fest unter den absatzstärksten Herstellern weltweit. Mit einer Absatzsteigerung von über 500.000 Fahrzeugen hat das Unternehmen seinen Platz in den Top-10 gesichert. Dabei überzeugt BYD nicht nur durch Wachstum, sondern auch durch Profitabilität – mit leicht überdurchschnittlichen Gewinnmargen im Vergleich zu den betrachteten Herstellern. Viele etablierte Automobilhersteller haben mit sinkenden Profiten zu kämpfen, während sich bei einigen Unternehmen wie Stellantis und Nissan die finanzielle Lage zuspitzt. Das sind die zentralen Erkenntnisse einer aktuellen Studie des Center of Automotive Management (CAM).
Globale Absatztrends der Automobilhersteller
Mit deutlichem Abstand bleibt Toyota der absatzstärkste globale Automobilhersteller. Im ersten Halbjahr 2025 setzte der Konzern 4,8 Millionen Pkw ab und liegt damit klar vor Volkswagen mit 4,3 Millionen Fahrzeugen sowie der Hyundai Group mit 3,7 Millionen. Dahinter folgen GM mit 3,0 Millionen und Stellantis mit 2,8 Millionen Fahrzeugen.
Von den 13 betrachteten Herstellern verzeichnen sieben rückläufige Verkäufe. Besonders deutlich sind die Rückgänge bei Tesla (0,7 Mio. / −0,1), Honda (1,7 Mio. / −0,2) und Mercedes (0,9 Mio. / −0,1). Auch Stellantis (2,8 Mio. / −0,2) und Nissan (1,6 Mio. / −0,1) müssen Einbußen hinnehmen. Nahezu stabil bleiben dagegen Ford mit 2,2 Millionen Fahrzeugen sowie BMW und Renault mit jeweils 1,2 Millionen.
Ein klarer Gewinner ist BYD: Das Unternehmen steigert seinen Absatz um 0,5 Millionen Fahrzeuge auf insgesamt 2,1 Millionen und verankert sich damit fest unter den absatzstärksten Automobilkonzernen. Positive Entwicklungen zeigen außerdem GM mit einem Plus von 0,2 Millionen, die Hyundai Group (+0,1 Mio.), Volkswagen (+0,1 Mio.) sowie Toyota (+0,1 Mio.) (vgl. Abb. 1).
Abbildung 1: Fahrzeugauslieferungen globaler Automobilhersteller in Millionen Einheiten (H1 2025–2024)
EBIT-Trends und Profitmargen von globalen Automobilherstellern
Im ersten Halbjahr 2025 sind die EBIT-Margen der führenden Automobilhersteller spürbar unter Druck geraten. Besonders deutliche Rückgänge verzeichnen die MB Group, deren Profitabilität von 10,9 auf 5,4 Prozent fällt, sowie Honda und Tesla, die jeweils auf 3,0 bzw. 3,2 Prozent abrutschen. Auch BMW und Hyundai verlieren deutlich an Ertragskraft, liegen mit 8,6 bzw. 8,7 Prozent aber weiterhin im oberen Feld. Rückgänge melden zudem die VW Group, GM, Renault und BYD, die allesamt unter dem Vorjahresniveau bleiben.
Trotz dieser Entwicklung erzielt Toyota mit 9,3 Prozent weiterhin die höchste EBIT-Marge und behauptet damit die Spitzenposition, wenn auch auf niedrigerem Niveau als im Vorjahr. Einzig Ford kann seine Profitabilität leicht steigern und verbessert sich von 3,4 auf 3,5 Prozent. Besonders kritisch ist die Lage bei Nissan und Stellantis: Beide rutschen im ersten Halbjahr in den negativen Bereich und verzeichnen operative Verluste. Damit wird deutlich, wie stark der Druck durch Kosten, Preiskampf und Investitionen in neue Technologien inzwischen auf die gesamte Branche wirkt.
Studienleiter Stefan Bratzel: „Die Automobilindustrie steht vor einer Phase tiefgreifender Umbrüche und einer bevorstehenden Konsolidierungswelle. Ein Zusammenspiel aus ökonomischen Wachstumsschwächen, unsicheren Rahmenbedingungen in den Kernmärkten und gewaltigen technologischen Transformationsherausforderungen – verschärft durch den zunehmenden Wettbewerbsdruck neuer Akteure – wird in den kommenden Jahren das Gesicht der Branche nachhaltig verändern. Auch im ersten Halbjahr 2025 zeigt sich diese Entwicklung in sinkenden Gewinnen und Profitmargen, die zahlreiche Unternehmen zu umfassenden Effizienzprogrammen gezwungen haben.
In den nächsten Jahren ist mit einem darwinistischen Ausleseprozess zu rechnen, in dessen Verlauf einige Unternehmen vom Markt verschwinden oder ihre Eigenständigkeit verlieren werden. Dies betrifft gleichermaßen Newcomer im Bereich Elektromobilität wie auch etablierte Automobilhersteller und Zulieferer. Strategische Allianzen werden an Bedeutung gewinnen, da viele Unternehmen die notwendigen hohen Investitionen in Elektromobilität, softwaredefinierte Fahrzeuge und automatisiertes Fahren nicht mehr allein tragen können. Entscheidend für eine erfolgreiche Zukunft sind Innovation, Geschwindigkeit, Kosteneffizienz und Flexibilität.“
Über das CAM:
Das Center of Automotive Management (CAM) ist ein unabhängiges, wissenschaftliches Institut für empirische Automobil- und Mobilitätsforschung sowie für strategische Beratung an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Bergisch Gladbach. Seine Kunden unterstützt das Auto-Institut auf Basis umfangreicher Datenbanken, insbesondere zu fahrzeugtechnischen Innovationen der globalen Automobilindustrie sowie zur Markt- und Finanz-Performance von Automobilherstellern und Automobilzulieferunternehmen. Mittels eines fundierten Branchen-Know-hows und intimer Marktkenntnisse erarbeitet das Auto-Institut individuelle Marktforschungskonzepte und praxisorientierte Lösungen für seine Kunden aus der Automobil- und Mobilitätswirtschaft.
The Most Innovative Global Automobile Manufacturers in the Ranking
2005–2025 / 20th Edition
The latest innovation data from global automobile manufacturers indicate signs of trend shifts: While Chinese automakers remain highly innovative, for the first time since 2017 they are no longer able to increase their share of global innovation strength. At the same time, the long-standing downward trend of German manufacturers appears to have come to a halt and is now reversing. This turnaround is primarily driven by the Volkswagen Group, which ranks first as the most innovative automotive group and is awarded the AutomotiveINNOVATIONS Award. For the first time, however, three Chinese manufacturers—BYD, SAIC, and Geely—occupy positions two through four in the overall ranking. These are the key findings of the AutomotiveINNOVATIONS Study, based on 742 innovations in the year 2024/2025, including 575 production-ready innovations from 30 automotive groups comprising over 100 brands.
Shifts in Innovation Strength and Consolidation Trends in the Chinese Automotive Industry
The automotive industry is undergoing a fundamental transformation in light of profound changes. Since 2018, there has been a disruptive shift in innovation strength toward Chinese automakers, who increased their share from 27% (in 2018) to 47% in 2023. As a result, the market share of Chinese manufacturers in the world’s most important automotive market—China—rose from 35.7% in 2020 to 60.5% in 2024, partly at the expense of German and Japanese manufacturers. However, 2024 marks a renewed trend reversal in the innovation strength of Chinese manufacturers: on the one hand, their share of global innovation strength declined slightly for the first time—albeit at a high level—falling to 46.5% compared to the previous year. On the other hand, signs of consolidation in innovation strength are becoming apparent: five Chinese manufacturers are now among the top 10 most innovative automotive groups, including BYD and SAIC in second and third place, respectively, and Geely in fourth. Looking at the period since 2021, six of the 20 Chinese OEM groups in the sample account for around 75% of the innovation strength. In addition to the top three—BYD, SAIC, and Geely—this includes Nio, GreatWall, and Xpeng (see Figure 1).
Study Director Stefan Bratzel comments: “The increasing concentration of innovation power among a few automakers is a sign of an impending market shakeout among the many Chinese automobile manufacturers. The high pace of innovation, combined with a ruinous price war and significant overcapacity in China, is something only a few Chinese manufacturers will be able to sustain over time. It is expected that the number of independent Chinese manufacturers will significantly decrease over the next two to three years—partly through mergers.”
Figure 1: Share of Innovation Strength by OEM Country of Origin*
Source: www.automotiveinnovations.de
German automakers push back against the dominance of Chinese OEMs
In the most recent analysis period, German automakers have pushed back against the dominance of Chinese OEMs and, for the first time, were able to increase their share of innovation strength—from 22.8% in the previous year to 24.3%—although there is still a significant gap compared to the pre-COVID era. A key factor in this recovery is the Volkswagen Group, which has regained the top spot among the most innovative companies after ranking sixth last year.
U.S. manufacturers show slight gains, Tesla lags behind
U.S. manufacturers were able to slightly increase their overall innovation strength, mainly driven by significant improvements at General Motors and Ford. Tesla, on the other hand, continues to fall short of expectations and once again fails to reach the level of innovation from earlier years that would place it among the top 10. Tesla currently ranks 15th (previous year: 13), while GM and Ford occupy positions 6 and 12, respectively.
Japanese manufacturers remain weak in innovation
Japanese automakers continue to lag in innovation. After several years of slight improvement, their collective innovation share stands at just 5.1%. Toyota, which ranked 4th last year, drops to 29th with only six innovations. Honda and Nissan take 18th and 22nd place, respectively. The Korean Hyundai Group ranks 10th (previous year: 9th).
Overall decline in number of innovations
The total number of innovations across the sample of 30 automotive groups and over 100 brands has declined compared to 2023 and 2022. However, the figures remain significantly above the levels recorded during the COVID years of 2020/2021 (see Figure 2).
Figure 2: Number of Innovations (Production, Pre-Production, Concept) by OEM Country Comparison
These are key findings of the AutomotiveINNOVATIONS Report 2025, compiled annually since 2005 by the Center of Automotive Management (CAM). The current results are based on more than 575 individually assessed innovations already available to customers in major global markets, as well as 167 pre-production innovations and concept studies. Since 2011, CAM has honored the most innovative automotive groups, brands, and models with the AutomotiveINNOVATIONS Award in ten categories.
Group Ranking of the Most Innovative Automakers: VW Ahead of BYD and SAIC
The Volkswagen Group, having ranked sixth the previous year, claims the AutomotiveINNOVATIONS Award as the most innovative automotive group in the latest ranking. It achieved this with 109 innovations, including 30 world firsts. With an index score of 205.4 points, the Wolfsburg-based manufacturer clearly leads the ranking—followed by Chinese OEMs BYD (111.7 points), SAIC (69 points), and Geely (62.1 points) (see Figure 3).
Mercedes-Benz ranks fifth—unchanged from the previous year—with 57 points, partly due to the delayed market launch of its innovation flagship, the CLA. BMW, which topped the innovation ranking last year, falls to 19th place in 2025 with only 23.8 points. However, pre-production innovations and concept studies suggest that the upcoming launch of the „Neue Klasse“ in the fall is likely to bring a significant wave of (series) innovations.
Figure 3: Innovation Strength of Global Automotive Manufacturers (Group Level, Top 15)
Source: CAM (Center of Automotive Management) Note: Trend forecast for the following year: +++ = significantly above average ++ = well above average + = above average o = (at most) average
Volkswagen impresses with a broad-based innovation performance at a high technological level. Highlights include world-firsts such as the new motor variant of the ID.3 GTX with a 79 kWh net battery and a range of 604 km (WLTP)—the highest in its segment—an increased charging power of 185 kW (also the highest in its segment), and the exceptionally low fuel consumption of the Golf 8 eHybrid, at 0.9–0.3 L/100 km. In the area of infotainment and connectivity, VW also sets benchmarks—for example, with an over-the-air update for the ID.3 that, for the first time, allows an increase in motor output from 150 to 170 kW after purchase, significantly improving acceleration.
Chinese OEMs lead in BEV, ADAS, and Interface technologies
Chinese manufacturers BYD, SAIC, Geely, and Nio impress with particularly strong innovation performance in electric mobility (BEV), advanced driver assistance systems (ADAS), and interfaces. In these areas, 28 of the 70 world-first production innovations can be attributed to Chinese OEMs. In the BEV segment, Nio, LiAuto, and BYD set new standards—for example, segment records for charging power and range, such as the LiAuto Mega in the van segment and Nio with the introduction of a semi-solid-state battery.
Chinese manufacturers also lead in automated driving features: BYD, GAC, Nio, SAIC, and LiAuto are offering Level 2+ systems not only for highway and traffic jam situations, but increasingly also in urban environments.
In the plug-in hybrid segment, Chinese OEMs dominate with 20 production innovations out of a total of 48 innovations in this technology field in 2024. Highlights include the Great Wall Wey Lanshan, with the longest purely electric range in its segment, and the Tank 500, which has the highest charging power—both within its segment and across all segments. In the utility segment, BYD’s new pickup truck, the BYD Shark, sets new benchmarks with multiple world-first innovations.
Volkswagen Group leads Germany’s innovation recovery
From the German perspective, the most notable development is the significant innovation growth of the Volkswagen Group. With an increase of 85.9 index points, VW reaches 205.4 points—a 139% rise compared to the previous year. „Volkswagen’s strong performance this year reflects a significant rise in innovation output across BEV, PHEV, and interface technologies,“ explains study director Prof. Dr. Stefan Bratzel. „At the same time, it’s clear that Chinese manufacturers continue to gain momentum and are increasingly pushing into the Top 10—a trend that has been building for several years.“
Stefan Bratzel: A Darwinian shakeout is underway
“The global automotive industry is in the midst of a Darwinian process of displacement, in which leading Chinese automakers are playing a key role,” says Bratzel. “The innovation dynamics across countries indicate that German manufacturers are prepared to take on the challenge from new competitors. However, the positive signals should not obscure the fact that much greater efforts will be required over the next 3–5 years to successfully manage the transformation.”
Scientific foundation of the AutomotiveINNOVATIONS Awards
The AutomotiveINNOVATIONS Awards are based on the annually updated AutomotiveINNOVATIONS Report, using data from the innovation database of the Center of Automotive Management (CAM). Since 2005, under the leadership of Prof. Dr. Stefan Bratzel, CAM has tracked and evaluated the product innovations of global automotive manufacturers using both quantitative and qualitative criteria. For 2024/25, CAM analyzed innovations from 30 global manufacturers and newcomers, covering around 100 automotive brands. A total of 575 series-available OEM innovations were evaluated across the technology fields of Electric Drive, Autonomous Driving & ADAS, and Infotainment & Connectivity. Among these are nearly 130 highly rated world-firsts. The scientific evaluation considers criteria such as maturity level, originality, customer benefit, and degree of innovation. Additionally, around 170 pre-production innovations and concept studies were included to indicate the future direction of manufacturers.
Audi leads among premium brands
In the 2010s, Audi competed closely with Mercedes and BMW for the crown of the most innovative premium carmaker. However, since 2020, the Ingolstadt-based company delivered only modest innovation output. In the current year, Audi makes a comeback, topping the premium brand ranking for the first time in 8 years—beating both Mercedes and Chinese competitor Nio (see Figure 4). „Audi is currently clearly focused on interface technologies, BEV, and connectivity. 85% of its innovation strength is concentrated in these areas,“ explains CAM Director Prof. Dr. Stefan Bratzel. „At the same time, it’s evident how strategically Chinese brands are building competitive pressure in the premium segment as well. Among the ten most innovative premium brands, five are from China—Nio, IM, Avatr, Yangwang, and Zeekr—and three of them occupy positions in the Top 5,“ Bratzel adds.
Figure 4: Innovation Strength of Premium Brands (Top 10)
Source: CAM (Center of Automotive Management) Note: Trend forecast for the following year: +++ = significantly above average ++ = well above average + = above average o = (at most) average
VW Named Most Innovative Volume Brand
Among volume manufacturers, the Volkswagen brand takes the lead—followed by Chinese brands BYD and LiAuto in second and third place. „A key success factor for Volkswagen lies in its ability to quickly and broadly implement innovative technologies in the volume segment—setting benchmarks in a highly competitive environment,“ summarizes CAM Director Prof. Dr. Stefan Bratzel.
LiAuto Mega Named Most Innovative Model
For the first time, a Chinese brand—LiAuto—wins the prestigious category of the most innovative model, ending Mercedes‘ three-year streak. „The LiAuto Mega, with its 13 innovations, significantly contributed to the brand’s strong performance. More than half of LiAuto’s total innovation index points are currently attributed to this model series,“ explains Bratzel. The Mega’s position as a particularly comfort-oriented vehicle is underlined by numerous interior and well-being innovations, as well as world-firsts in charging performance and range in the van segment.
Top 3 Most Innovative Models
1st Place: LiAuto Mega
2nd Place: Kia EV3 – a compact SUV featuring nine innovations, especially world-firsts in range and V2X technologies
3rd Place: Audi Q6 e-tron – the brand’s new electric SUV
More Innovation Insights Available
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Die innovationsstärksten globalen Automobilhersteller im Ranking
2005-2025 / 20. Jahrgang
Die neuesten Innovationsdaten der globalen Automobilhersteller zeigen Anzeichen für Trendbrüche: Die Automobilhersteller aus China bleiben zwar enorm innovationsstark, können jedoch erstmals seit 2017 ihren Anteil an der globalen Innovationsstärke nicht mehr erhöhen. Gleichzeitig erscheint der seit Jahren anhaltende Abwärtstrend der deutschen Hersteller gestoppt und kehrt sich wieder um. Verantwortlich für die Trendumkehr ist vor allem die Volkswagen Group, die Rang 1 als innovationsstärkster Automobilkonzern belegt und mit dem AutomotiveINNOVATIONS Award ausgezeichnet wird. Erstmals kommen jedoch mit BYD, SAIC und Geely drei chinesische Hersteller auf die Plätze zwei bis vier im Gesamtranking. Das sind die zentralen Ergebnisse der AutomotiveINNOVATIONS Studie auf Basis von 742 Innovationen des Jahres 2024/2025, darunter 575 Serien-Innovationen von 30 Automobilgruppen mit über 100 Marken.
Verschiebung der Innovationsstärke und Konsolidierungstendenzen in der chinesischen Automobilindustrie
Die Automobilbranche befindet sich angesichts des tiefgreifenden Wandels in einer Phase grundlegender Transformation, wobei sich seit 2018 eine umbruchartige Verschiebung der Innovationsstärke in Richtung der chinesischen Automobilhersteller zeigte, die ihren Anteil von 27% (2018) auf 47% im Jahr 2023 steigerte. In der Folge erhöhten sich die Marktanteile der chinesischen Hersteller auf dem wichtigsten globalen Automobilmarkt China von 35,7% im Jahr 2020 auf 60,5% im Jahr 2024, u.a. zu Lasten der Marktanteile der deutschen und japanischen Hersteller. Das Jahr 2024 markiert jedoch bei der Innovationsstärke der chinesischen Hersteller eine neuerliche Trendumkehr: Einerseits geht der Anteil der chinesischen Hersteller an der globalen Innovationsstärke erstmals auf einem hohen Niveau im Vergleich zum Vorjahr leicht auf 46,5% zurück. Andererseits zeigen sich Konsolidierungstendenzen bei der Innovationsstärke: Fünf chinesische Hersteller befinden sich heuer in den Top 10 der innovationsstärksten Automobilgruppen, darunter BYD und SAIC auf den Plätzen 2 und 3 sowie Geely auf Rang 4. Betrachtet man den Zeitraum seit 2021 entfällt auf 6 von 20 chinesische OEM-Gruppen des Samples rund 75% der Innovationsstärke, neben den Top-3 BYD, SAIC und Geely auch Nio, GreatWall und Xpeng (vgl. Abbildung 1).
Hierzu Studienleiter Stefan Bratzel: „Die zunehmende Konzentration der Innovationskraft auf wenige Automobilhersteller ist ein Vorbote einer Marktbereinigung der Vielzahl der chinesischen Automobilhersteller. Die hohe Innovationsgeschwindigkeit in Verbindung mit dem ruinösen Preiskampf und hohen Überkapazitäten in China können auf Dauer nur wenige chinesische Hersteller mitgehen. Es ist davon auszugehen, dass sich in den nächsten 2-3 Jahren die Zahl der unabhängigen chinesischen Hersteller, u.a. durch Fusionen, deutlich reduziert.“
Abbildung 1: Anteil der Innovationsstärke* nach OEM-Herkunftsländern
Quelle: www.automotiveinnovations.de
Die deutschen Automobilhersteller stemmen sich im zurückliegenden Untersuchungszeitrum gegen die Übermacht der chinesischen OEM und können erstmals wieder ihren Anteil an der Innovationsstärke von 22,8 % im Vorjahr auf 24,3 % steigern, wenngleich der Abstand zur Vor-Corona-Zeit noch groß ist. Eine wichtige Bedeutung hat dabei die Volkswagen Group, die sich nach Platz 6 im Vorjahr wieder an die Spitze der innovativsten Konzerne zurückarbeiten konnte.
Die US-amerikanischen Hersteller können ihre Innovationsstärke insgesamt leicht steigern – maßgeblich getragen durch deutliche Verbesserungen bei General Motors und Ford. Tesla hingegen bleibt hinter den Erwartungen zurück und erreicht erneut nicht das Innovationsniveau früherer Jahre, das für eine Platzierung unter den Top 10 ausreichen würde. Aktuell belegt Tesla Rang 15 (Vorjahr: 13), während GM und Ford die Plätze 6 bzw. 12 einnehmen.
Die japanischen Hersteller bleiben innovationsschwach. Nach mehreren Jahren leichter Verbesserung kommen die japanischen Hersteller nur auf einen Innovationsanteil von 5,1%. Toyota gelangt nach Rang 4 im Vorjahr mit nur 6 Innovationen nur auf Rang 29, während Honda und Nissan auf Rang 18 und 22 landen. Der koreanische Hyundai-Konzern kommt auf Rang 10 (Vorjahr: Rang 9).
Insgesamt ging die Anzahl der Innovationen des Samples aus 30 Automobilherstellergruppen und über 100 Automobilmarken im Vergleich zu 2023 und 2022 zurück, sie liegen jedoch deutlich über den Corona-Jahren 2020/2021 (vgl. Abbildung 2).
Abbildung 2: Anzahl der Innovationen (Serie, Vorserie, Studien) der OEMs im Ländervergleich
Dies sind zentrale Ergebnisse des AutomotiveINNOVATIONS Reports 2025, den das Center of Automotive Management (CAM) seit 2005 erstellt und jährlich aktualisiert. Die aktuellen Ergebnisse setzen sich aus über 575 einzeln bewerteten Innovationen zusammen, die bereits auf wichtigen globalen Märkten vor Kunde verfügbar sind und weiteren 167 Vorserieninnovationen bzw. Studien. Die innovativsten Konzerne, Marken und Modelle zeichnet das CAM bereits seit 2011 mit dem AutomotiveINNOVATIONS Award in zehn Kategorien aus.
Konzern-Ranking der innovativsten Automobilhersteller: VW vor BYD und SAIC
Die Volkswagen Group sichert sich nach Rang 6 im Vorjahr im aktuellen Ranking den Award als innovationsstärkster Automobilkonzern auf Basis von 109 Neuerungen, darunter 30 Weltneuheiten. Mit einem Indexwert von 205,4 Punkten belegt der Wolfsburger Hersteller deutlich den ersten Platz – vor den chinesischen OEMs BYD (111,7 Punkte) und SAIC (69 Punkte) sowie Geely (62,1 Punkte) (vgl. Abbildung 3). Mercedes-Benz gelangt, wie im Vorjahr, mit 57 Punkten auf Rang 5, u.a. da sich die Serieneinführung des Innovationsträgers CLA verzögert hat. BMW kommt als innovationsstärkster Konzern des Vorjahres in diesem Jahr mit 23,8 Punkten nur auf Rang 19. Allerdings zeigen Studien und Vorserienneuerungen bereits, dass durch die Einführung der „Neuen Klasse“ im Herbst einer Vielzahl an (Serien-)Innovationen zu erwarten sind.
Abbildung 3: Innovationsstärke* von globalen Automobilherstellern (Konzernebene, Top 15)
Quelle: CAM Anm.: Trend für das Folgejahr:+++ = sehr stark überdurchschnittlich++ = stark überdurchschnittlich + = überdurchschnittlicho = (höchstens) durchschnittlich
Volkswagen überzeugt mit einer breit aufgestellten Innovationsleistung auf hohem technologischem Niveau. Hervorzuheben sind unter anderem Weltneuheiten wie die neue Motorvariante des ID.3 GTX mit 79 kWh-Batterie (netto) und einer Reichweite von 604 km (WLTP) (höchste Reichweite im Segment), eine auf 185 kW gesteigerte Ladeleistung (höchste Lade-leistung im Segment) sowie der besonders niedrige Verbrauch des Golf 8 eHybrid mit 0,9–0,3 l/100 km. Auch im Bereich Infotainment und Connectivity setzt VW Maßstäbe – etwa mit einem Over-the-Air-Update beim ID.3, das es erstmals erlaubt, die Motorleistung im Nachhinein von 150 auf 170 kW zu erhöhen – und damit auch die Beschleunigung deutlich zu verbessern.
Die chinesischen Hersteller BYD, SAIC, Geely und Nio überzeugen mit besonders starken Innovationsleistungen in den Technologiefeldern Elektromobilität (BEV), Fahrerassistenzsysteme (ADAS) und Interfaces. In diesen Bereichen entfallen 28 von insgesamt 70 Serien-Weltneuheiten auf chinesische OEMs. Im BEV-Segment setzen insbesondere Nio, LiAuto und BYD neue Maßstäbe – etwa mit Segmentrekorden bei Ladeleistung und Reichweite, wie der LiAuto Mega im Van-Segment oder Nio mit der Einführung einer Semi-Festkörper-Batterie.
Auch bei automatisierten Fahrfunktionen zeigen sich die chinesischen Hersteller führend: BYD, GAC, Nio, SAIC und LiAuto bieten Level-2+-Systeme nicht nur für Autobahn- und Stausituationen, sondern zunehmend auch im urbanen Raum.
Im Bereich Plug-in-Hybride dominieren chinesische OEMs mit insgesamt 20 Serieninnovationen – bei 48 Innovationen in diesem Technologiefeld im Jahr 2024. Hervorzuheben sind etwa der Great Wall Wey Lanshan mit der höchsten rein elektrischen Reichweite in seinem Segment sowie der Tank 500 mit der höchsten Ladeleistung, sowohl segmentbezogen als auch insgesamt. Im Utility-Segment setzt BYD mit dem BYD Shark neue Maßstäbe durch mehrere Weltneuheiten.
Aus deutscher Sicht sticht insbesondere der deutliche Innovationszuwachs der Volkswagen Group hervor: Mit einem Anstieg um 85,9 Indexpunkte erreicht der Konzern einen Wert von 205,4 Punkten – ein Plus von 139 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. „Dass Volkswagen in diesem Jahr besonders stark abschneidet, ist Ausdruck einer deutlich gestiegenen Innovationsleistung in den Technologiefeldern BEV, PHEV und Interface“, erklärt Studienleiter Stefan Bratzel. „Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass chinesische Hersteller weiter an Dynamik gewinnen und zunehmend in die Top 10 vordringen – ein Trend, der sich bereits seit mehreren Jahren abzeichnet.“
Stefan Bratzel: „Die globale Automobilbranche befindet sich mitten in einem darwinistischen Verdrängungsprozess, indem maßgebliche chinesische Automobilhersteller eine wichtige Rolle spielen. Die Innovationsdynamiken im Ländervergleich signalisieren, dass die deutschen Automobilhersteller gewillt sind, den Kampf gegen die neuen Wettbewerber aufzunehmen. Die positiven Signale dürfen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass in den nächsten 3-5 Jahren noch weitergehende Anstrengungen notwendig sind, um die Transformation erfolgreich zu bestehen.“
Die Entscheidungsgrundlage für die AutomotiveINNOVATIONS Awards bildet der jährlich neu aufgelegte AutomotiveINNOVATIONS Report auf Basis der Innovationsdatenbank des Center of Automotive Management. Seit 2005 erhebt das CAM unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Bratzel die Produktinnovationen von globalen Automobilkonzernen und bewertet diese nach quantitativen und qualitativen Kriterien. Für das Jahr 2024/25 hat das CAM die Innovationen von 30 globalen Automobilherstellern und Newcomern mit rund 100 Automobilmarken analysiert. Dabei wurden insgesamt 575 einzelne, in Serie verfügbare OEM-Innovationen in den Technologiefeldern Electric Drive, Autonomous Driving & ADAS sowie Infotainment & Connectivity bewertet. Unter diesen befinden sich knapp 130 – hoch bewertete – Weltneuheiten. In die wissenschaftliche Evaluation flossen Kriterien wie Reifegrad, Originalität, Kundennutzen und der Innovationsgrad ein. Darüber hinaus indizieren weitere rund 170 Vorserieninnovationen bzw. Studien, die Entwicklungstendenzen der Automobilhersteller in der Folgezeit.
Audi bei den Premiummarken vorn
Während sich Audi in den 2010er Jahren mit Mercedes und BMW einen Wettkampf um die Krone des innovationsstärksten Premiumautoherstellers geliefert hat, brachte das Ingolstädter Unternehmen seit 2020 nur geringe Innovationsleistungen hervor. Im aktuellen Jahr meldet sich Audi im Ranking der Premiummarken zurück und kann sich nach 8 Jahren erstmals wieder an die Spitze katapultieren vor Mercedes und dem chinesischen Hersteller Nio (vgl. Abbildung 4). „Der Fokus von Audi liegt derzeit klar auf den Technologiefeldern Interface, BEV und Connectivity. 85 Prozent der Innovationsstärke entfallen auf diese Bereiche“, erklärt CAM-Direktor Prof. Dr. Stefan Bratzel. „Gleichzeitig zeigt sich, wie gezielt chinesische Marken zunehmend auch im Premiumsegment Wettbewerbsdruck aufbauen: Mit Nio, IM, Avatr, Yangwang und Zeekr stammen fünf der zehn innovativsten Premiummarken aus China – drei davon belegen Plätze in den Top 5“, so Bratzel weiter.
Abbildung 4: Innovationsstärke* von Premiummarken (Top 10)
Quelle: CAM Anm.: Trend für das Folgejahr:+++ = sehr stark überdurchschnittlich++ = stark überdurchschnittlich + = überdurchschnittlicho = (höchstens) durchschnittlich
VW als innovativste Volumenmarke ausgezeichnet
Bei den Volumenherstellern setzt sich die Marke Volkswagen an die Spitze – gefolgt von den chinesischen Herstellern BYD und LiAuto auf den Plätzen zwei und drei. ‚Ein zentraler Erfolgsfaktor von Volkswagen liegt in der Fähigkeit, innovative Technologien frühzeitig flächendeckend im Volumensegment zu implementieren – und damit Maßstäbe im wettbewerbsintensiven Umfeld zu setzen‘, resümiert CAM-Direktor Prof. Dr. Stefan Bratzel.
Das innovationsstärkste Modell ist der LiAuto Mega
Zum ersten Mal kann mit LiAuto eine chinesische Marke die wichtige Kategorie des innovationsstärksten Modells für sich entscheiden und löst nach über drei Jahren Mercedes ab. „Der LiAuto Mega hat mit seinen 13 Innovationen maßgeblich zum guten Abschneiden der gesamten Marke LiAuto beigetragen, mehr als die Hälfte der Innovations-Indexpunkte der gesamten Marke entfallen aktuell auf diese Baureihe“, analysiert Stefan Bratzel. Den Status des Mega als besonders komfortables Modell unterstreichen viele Interieur- und Well-Being-Innovationen, wie auch Weltneuheiten im Bereich der Ladeleistung und Reichweite im Van-Segment.
Auf Rang zwei der innovationsstärksten Modelle folgt ein kleines SUV, der Kia EV3. Hierfür genügen Kia nur neun Innovationen, vor allem Weltneuheiten im Bereich der Reichweite und V2X Technologien. Den dritten Podiumsplatz kann Audi mit dem neuen Elektro-SUV Audi Q6 e-tron belegen.
Für eine Übersicht rund um das Thema Automobil-Innovationen hält das CAM ein spezielles Internetportal bereit, mit vielen Hintergrund-Informationen und einem kostenlosen Testzugang zum AutomotiveINNOVATIONS Dashboard – einer visuellen Aufbereitung der Innovations-Datenbank des CAM: https://automotiveinnovations.de/
AutomotiveINNOVATIONS Award 2024: BMW ist der weltweit innovativste Automobilkonzern des Jahres, auch dank der Marke Mini, die innovativste Volumenmarke wird / Mit Geely und SAIC kommen erstmals zwei chinesische Konzerne auf Platz zwei und drei der Konzernwertung, Vorjahressieger Volkswagen landet nur noch auf Platz 6 / Mercedes-Benz wird innovativste Premiummarke, wozu auch die Mercedes-Benz E-Klasse als innovativstes Modell 2024 beiträgt.
Bergisch Gladbach, 27. Juni 2024.Die Automobilindustrie erlebt angesichts der Branchentransformationen eine Phase paradigmatischen Wandels, die auch zu weitreichenden Veränderungen der Innovationsstärke von Automobilunternehmen führen. Auf Basis von rund 1.000 Innovationen des jährlichen Analysezeitraums 2023/2024 zeigt sich eine umbruchartige Verschiebung der Innovationskraft zugunsten chinesischer Automobilhersteller. Unter den Top-10 der innovationsstärksten Automobilgruppen befinden sich erstmals 5 chinesische Automobilkonzerne. BMW behauptet sich als innovationsstärkster Automobilkonzern des aktuellen Jahres knapp vor den chinesischen Automobilkonzernen Geely und SAIC, die auf Rang 2 bzw. 3 landen.
Insgesamt entfällt auf die Gruppe der chinesischen Automobilhersteller im aktuellen Jahr ein Rekordanteil von 46 Prozent der globalen Innovationsstärke* des Samples von 30 Konzernen mit über 100 Automobilmarken, während im Jahr 2019 dieser Wert noch bei 21 Prozent lag. Umgekehrt sinkt die Innovationsstärke der deutschen Automobilhersteller von 45 Prozent im Jahr 2019 auf aktuell nur noch 23 Prozent (vgl. Abbildung 1).
Abbildung 1: Entwicklung des Anteils der Innovationsstärke* nach OEM-Herkunftsländern1
Quelle: www.automotiveinnovations.de; Anm.: 1) Gemessen an der Gesamtinnovationsstärke aller Hersteller im Jahr; Europe = ohne Deutschland
Hierbei zeigt sich ein klarer regionaler Unterschied in der Innovationsgeschwindigkeit: Obwohl die deutschen Hersteller die Zahl Ihrer Innovationen im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent steigern können, nimmt die Zahl der chinesischen Innovationen im selben Zeitraum um 32 Prozent zu. Das China-Tempo ist bei der Entwicklung von Innovationen also wesentlich höher als das Deutschland-Tempo (vgl. Abbildung 2). Dies schlägt sich sogar noch stärker in der Innovationsstärke nieder, die bei deutschen OEM praktisch stagniert, bei den chinesischen Automobilherstellern jedoch ebenfalls um etwa ein Drittel ansteigt.
Hierzu Studienleiter Stefan Bratzel: „Wir erleben in der globalen Automobilindustrie eine tektonische Verschiebung der Machtbalance zugunsten chinesischer Automobilunternehmen, die immer stärker an der Innovationsstärke abgelesen werden kann. In den Zukunftsfeldern der Elektromobilität, des software-definierten Fahrzeugs und der Vernetzung haben chinesische Hersteller – auch mit Unterstützung des Staates und westlicher Zulieferer – zentrale Kompetenzen aufgebaut, auf deren Basis mit hoher Geschwindigkeit bereits innovative Serienfahrzeuge gebaut werden. Für die etablierten Hersteller gilt es gegenzuhalten. Gerade für Automobilkonzerne am Standort Deutschland ist das eine große Herausforderung: Sie müssen mindestens so viel innovativer sein, wie sie teurer sind.“
Die US-amerikanischen Hersteller verlieren insgesamt noch stärker an Innovationsstärke, da sowohl die Zahl der Innovationen als auch die Innovationsstärke um rund ein Drittel sinkt. Für den Rückgang im Vergleich zum Vorjahr ist vor allem an General Motors und Ford verantwortlich. Dagegen schneidet Tesla bei der Zahl der Innovationen sowie der Innovationsstärke Tesla etwas besser ab. Allerdings erreicht Tesla nicht mehr das Innovationsniveau der letzten Jahre und kommt aktuell Tesla nur auf Platz 13 (Vorjahr: Rang 15), während GM und Ford nur noch Rang 15 (6) bzw. 16 (5) erreichen.
Bei den Japanern geht es seit einigen Jahren mit ihrer Innovationsstärke bergauf, wenn auch auf niedrigem Niveau. Vor allem Toyota macht Boden gut und verbessert sich aktuell von Rang zehn auf Platz vier, noch vor den Konzernen Mercedes-Benz Group und der VW AG.
Abbildung 2: Anzahl Innovationen* von deutschen und chinesischen OEMs im Vergleich
Quelle: www.automotiveinnovations.de
Dies sind zentrale Ergebnisse des AutomotiveINNOVATIONS Reports 2024, den das Center of Automotive Management (CAM) seit 2005 erstellt und jährlich aktualisiert. Die aktuellen Ergebnisse setzen sich aus 709 einzeln bewerteten Innovationen zusammen, die bereits auf wichtigen globalen Märkten vor Kunde verfügbar sind, und weiteren 282 Vorserieninnovationen bzw. Studien. Die innovativsten Konzerne, Marken und Modelle zeichnet das CAM bereits seit 2012 mit dem AutomotiveINNOVATIONS Award in zehn Kategorien aus.
Konzern-Ranking: BMW vor Geely und SAIC
In der aktuellen Innovationsstudie erreicht die BMW Group auf Basis von 70 Serienneuerungen (darunter 27 Weltneuheiten) die höchste Innovationsstärke unter 30 Automobilgruppen und gewinnt damit erstmals den AutomotiveINNOVATIONS Award der innovativsten Automobilkonzerne. Mit einem Indexwert von 151 Punkten belegt der Münchner Konzern Rang eins, knapp vor den chinesischen OEMs Geely (149,4 Indexpunkte) und SAIC (136,8) (vgl. Abbildung 3).
BMW punktet mit einer breiten Innovationsleistung auf hohem Niveau in verschiedenen Technologiefeldern. Hervorzuheben sind Weltneuheiten wie der Level 3 Staupilot im 7er, der erstmals auch bei Dunkelheit einsetzbar ist, der gestenbasierte Spurwechselassistent im 5er, der bereits durch Blick in den Seitenspiegel funktioniert oder Proactive Care, das AI-basiert Reparatur- und Wartungsbedarfe erkennt und den Kunden aktiv Lösungen anbietet. Gleichzeitig weist BMW auch starke Innovationsleistungen im Elektrobereich auf, etwa bei der Reichweite (Mini Cooper) oder Ladeleistung (5er). Gleichzeitig ist der Innovationstrend für das Folgejahr mit weiteren 20 Vorserien-Innovationen bzw. Studien – viele davon rund um die neue Klasse – stark überdurchschnittlich.
Abbildung 3: Innovationsstärke* globaler Automobilhersteller 2024 (Konzernebene, Top 16)
Quelle: CAM; Anm.: Trend für das Folgejahr: +++ = sehr stark überdurchschnittlich / ++ = stark überdurchschnittlich / + = überdurchschnittlich / o = (höchstens) durchschnittlich. Strength = Innovationsstärke, n = Anzahl Innovationen.
Die chinesischen Hersteller Geely und SAIC auf den Podiumsplätzen sowie Xiaopeng Motors ( (Xpeng, Rang 7) und BYD (Rang 8) zeigen sehr starke Innovationsleistungen in den Technologiefeldern Elektromobilität (BEV), Fahrerassistenzsysteme (ADAS) und Interfaces (Bedien-/Anzeigekonzepte), in denen sie über 80 Weltneuheiten präsentieren.
Im BEV-Bereich generieren GAC, Geely, SAIC und Xpeng Segment-Rekorde vor allem bei Ladeleistung und Reichweite, etwa die höchste Ladeleistung im Van-Segment des Xpeng X9.
BYD, GAC, Nio, SAIC und Xiaopeng verfügen bereits über Level-2+-Systeme nicht nur auf Autobahnen und im Stau, sondern vielfach auch in städtischen Gebieten verfügbar, einige Weltneuheiten in ihren Segmenten stammen hierbei wiederum von X-Peng im Van X9.
Besonders breit besetzen die chinesischen OEMs das Thema Connectivity mit insg. 125 Serien-Innovationen im Jahr 2023. Hoch bewertete Innovationen hat z.B. Geely mit einer stark vergrößerten Augmented-Reality-Projektion oder der nahtlosen Verknüpfung vom Fahrzeug- mit dem Smartphone-Betriebssystem („Meizu Flyme“) auf den Markt gebracht. SAIC präsentiert ein KI-basiertes Infotainment-System zur Verschmelzung von Realität und Virtualität („Shua“ im IM Motors LS7), außerdem mit der „Yep Car Watch“ ein interaktives Display außen am Fahrzeug zur Kommunikation mit der Umgebung.
Auffällig aus deutscher Sicht ist neben dem guten Abschneiden von BMW vor allem der starke Rückgang bei Volkswagen. Der Wolfsburger Konzern kommt aktuell mit 85,9 Indexpunkten nur noch auf Rang sechs und büßt 44 Prozent seiner Vorjahrespunkte ein. „Dass Volkswagen in diesem Jahr historisch schlecht abschneidet, hängt neben der aktuellen Innovationsschwäche der Konzernmarke Audi auch mit der Stärke andere Player wie BMW und vor allem einiger chinesischer OEMs zusammen – ein Trend, den wir schon seit mehreren Jahren beobachten“, kommentiert Studienleiter Stefan Bratzel. „Bemerkenswert ist auch die aktuelle Stärke von Toyota auf Platz vier – das beste Abschneiden des weltweit größten Automobilkonzerns seit 2017“, so der Branchen-Experte weiter.
Die Entscheidungsgrundlage für die AutomotiveINNOVATIONS Awards bildet der jährlich neu aufgelegte AutomotiveINNOVATIONS Report auf Basis der Innovationsdatenbank des Center of Automotive Management. Seit 2005 erhebt das CAM unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Bratzel die Produktinnovationen von globalen Automobilkonzernen und bewertet diese nach quantitativen und qualitativen Kriterien. Für das Jahr 2023/24 hat das CAM die Innovationen von 30 globalen Automobilherstellern und Newcomern mit rund 100 Automobilmarken analysiert. Dabei wurden insgesamt 709 einzelne, in Serie verfügbare OEM-Innovationen in den Technologiefeldern Electric Drive, Autonomous Driving & ADAS sowie Infotainment & Connectivity bewertet. Unter diesen befinden sich 195 – hoch bewertete – Weltneuheiten. In die wissenschaftliche Evaluation flossen Kriterien wie Reifegrad, Originalität, Kundennutzen und der Innovationsgrad ein. Darüber hinaus indizieren weitere 282 Vorserieninnovationen bzw. Studien die Entwicklungstendenzen der Automobilhersteller in der Folgezeit.
Für eine Übersicht rund um das Thema Automobil-Innovationen hält das CAM ein spezielles Internetportal bereit, mit vielen Hintergrundinformationen und einem kostenlosen Testzugang zum AutomotiveINNOVATIONS Dashboard – einer visuellen Aufbereitung der Innovationsdatenbank des CAM: https://automotiveinnovations.de/
Das Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach ist ein unabhängiges, wissenschaftliches Institut für empirische Automobil- und Mobilitätsforschung an der Fachhochschule der Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Direktor und Gründer des Auto-Instituts ist Prof. Dr. Stefan Bratzel. Weitere Details unter www.auto-institut.de.
Die durchschnittliche EBIT-Marge von 10 ausgewählten globalen Automobilherstellern sinkt im 1. Quartal 2024 auf 7,1% (2023: 8,3%) und fällt damit auf den tiefsten Wert seit mehr als drei Jahren.
BMW ist konzernweit über alle Segmente mit 11,1% operativer Marge am profitabelsten, gefolgt von Mercedes-Benz (10,8%) und Toyota (10,0%). Die VW Group liegt mit 6,1% im Mittelfeld, während Ford mit einer Rendite von 2,9% das Schlusslicht bildet.
Der durchschnittliche Gewinn (EBIT) pro Fahrzeug sinkt um 19% von 2.771 auf 2.253 EUR. Die Premiumhersteller BMW (4.557 EUR) und Mercedes-Benz (4.321 EUR) verdienen am besten. Die Elektroautobauer Tesla (2.803 EUR) und BYD (1.191 EUR) büßen an Profitabilität ein, rangieren aber trotzdem vor etablierten Automobilherstellern wie Ford (920 EUR) oder Honda (615 EUR).
Bei den in den letzten Jahren von stark überdurchschnittlichen Gewinnmargen verwöhnten Auto- mobilhersteller kehrt im 1. Quartal 2024 wieder zunehmend Normalität ein. Nachdem die Unterneh- men zuletzt durch Lieferengpässe bei ungebrochener Nachfrage vor allem höherpreisige und mar- genträchtigere Fahrzeuge produzieren konnten, drücken nun anhaltend hohe Kapitalzinsen sowie wirtschafts- und geopolitische Unsicherheiten negativ auf die Auftragseingänge. Ein Langzeitver- gleich von zehn globalen Automobilherstellern zeigt einen Rückgang der EBIT-Marge seit 2021/22 auf durchschnittlich 7,1% (Q1 2024). Die Profite sind dabei eng an den strategischen Markterfolg geknüpft: Mit den flexiblen Multi-Powertrain-Plattformen sowie dem breit verfügbaren und attrak- tiven Angebotsportfolio erzielt die BMW Group (11,1%) dabei aktuell die höchste Rendite. Der Ver- kauf und die Profitabilität von Elektrofahrzeugen bleibt angesichts des schwächelnden Markthoch- laufs in Europa und den USA dagegen insgesamt herausfordernd. Während etablierte Hersteller wie Ford hohe Verluste pro Elektrofahrzeug verzeichnen, können die Marktführer Tesla (5,5%) und BYD (4,6%) trotz des Preiskrieges noch respektable Gewinne verbuchen. Das sind die zentralen Erkennt- nisse einer aktuellen Kurzstudie des Center of Automotive Management (CAM) im Rahmen des Electromobility Report 2024.
Die EBIT-Marge der zehn ausgewählten globalen Automobilhersteller (vgl. Abbildung 1) sinkt im ersten Quartal 2024 mit durchschnittlich 7,1% auf den tiefsten Stand seit drei Jahren. Zum Vergleich: Zwi- schen 2021 und 2023 erzielten dieselben Akteure durchschnittlich eine jährliche operative Rendite von 8,3-8,4%. Die deutschen Premiumhersteller BMW (11,1%) und Mercedes-Benz (10,8%) bleiben im Wettbewerbsvergleich die profitabelsten Autokonzerne, wenngleich Toyota (10,0%) als größter Volumenhersteller nur knapp dahinter folgt. Auch General Motors (GM) kann im 1. Quartal seine Marge auf 8,7% steigern. Die VW Group liegt mit 6,1% Gesamtrendite im Mittelfeld und kann sich knapp vor Hyundai (5,8%) und Honda (5,6%) platzieren. Die Elektroautohersteller Tesla (5,5%) und BYD (4,6%) leiden unter dem schwächelnden Markthochlauf sowie dem dynamischen Preiswettbewerb: Der US-Hersteller erzielte im Jahr 2021 noch rund 17% EBIT-Marge, während BYD in den letzten Jahren zwischen 4 und 5% liegt. In einer noch schwierigeren Lage befindet sich Ford: Über alle Fahrzeugseg- mente hinweg erzielte das Unternehmen nur eine operative Rendite von 2,9%. Die Elektro-Sparte „Mo- del e“ schlägt hierbei mit einem negativen EBIT von umgerechnet -1,2 Mrd. EUR besonders negativ zubuche.
Wie die Gesamtrendite reduziert sich auch im Kern-Automobilgeschäft der Gewinn (EBIT) pro abge- setztes Fahrzeug (vgl. Abbildung 2). Die zehn betrachteten Automobilhersteller verdienen im 1. Quar- tal 2024 durchschnittlich 2.253 EUR/Fahrzeug, was einem Rückgang von 19% gegenüber dem Gesamt- jahr 2023 entspricht. Damals brachte jedes verkaufte Automobil noch 2.771 EUR an operativem Ge- winn ein. Zu den Bestverdienern zählen wenig überraschend die deutschen Premiumhersteller BMW und Mercedes-Benz, die jeweils mehr als 4.000 EUR EBIT pro Fahrzeug erreichen. Dennoch ergibt sich ein rückläufiger Trend: BMW verdiente im Gesamtjahr 2023 noch etwas mehr als 5.000 EUR pro Auto, während es bei Mercedes-Benz sogar über 7.000 EUR waren. Die Stuttgarter haben insbesondere mit ihrem Pkw-Geschäft zu kämpfen. Das EBIT von Mercedes-Benz Cars liegt im Q1 2024 etwa 41% unter- halb des Gewinns aus dem Vorjahresquartal. Mit Ausnahme von GM weisen auch die übrigen etablier- ten Automobilhersteller rückläufige oder weitestgehend stagnierende Gewinne pro Fahrzeug aus. Der US-Konzern dürfte vor allem mit seinem ausgereiften Verbrenner-Portfolio vom schwächelnden EV- Markthochlauf auf dem Heimatmarkt profitieren.
Abbildung 2: EBIT (Automotive) pro Fahrzeug ausgewählter Automobilkonzerne (2023 – Q1 2024, in EUR)
Elektrofahrzeughersteller wie Tesla oder BYD haben derweil umso stärker mit dem gegenwärtigen Markthochlauf zu kämpfen und erreichen nur noch ein EBIT von umgerechnet 2.803 bzw. 1.191 EUR/Fahrzeug. Damit ist der Gewinn pro Fahrzeug bei Tesla zwar noch deutlich höher als der Durch- schnitt des Samples aus 10 globalen Automobilherstellern. Allerdings verdiente Tesla 2021 mit 5.894 EUR/Fahrzeug noch mehr als das Doppelte.
BYD setzt dagegen weiterhin auf Volumen und Expansion. Das Unternehmen kann seinen Absatz so- wohl im Heimatmarkt als auch zunehmend in anderen Regionen steigern und fährt weiterhin eine ag- gressive Pricing-Strategie bei einer Marge zwischen 4 und 5%. Obwohl BYD ausschließlich vollelektri- sche Autos und Plug-In-Hybride fertigt, liegt der Gewinn pro Fahrzeug in etwa auf Höhe der überwie- gend vom Verbrennungsmotor abhängigen VW Group (1.272 EUR). Der US-Akteur Ford, der als einzi- ger etablierter Hersteller die Finanzkennzahlen seiner Elektro-Sparte veröffentlicht, verbucht im 1. Quartal 2024 infolge schwacher Nachfrage und getätigter Preisanpassungen einen operativen Verlust von etwa 120.000 EUR/Fahrzeug. Im Gesamtjahr 2023 verlor das Unternehmen bereits rund 33.000 EUR pro abgesetztes Elektroauto. Angesichts der Kaufzurückhaltung breiter Kundenschichten ist davon auszugehen, dass die Elektromobilität – abseits des chinesischen Fahrzeugmarktes – auch im Jahr 2024 für viele etablierte Automobilhersteller ein unattraktives Verlustgeschäft bleiben wird.
Studienleiter Stefan Bratzel: „Die aktuellen Entwicklungen der Finanzkennzahlen globaler Automobil- hersteller unter besonderer Berücksichtigung der Elektromobilität offenbaren die Zwickmühle, in der sich etablierte OEMs gegenwärtig befinden. Einerseits sind sie – nicht zuletzt aufgrund regulatorischer Anforderungen – gezwungen, verstärkt emissionsarme oder lokal emissionsfreie Fahrzeuge anzubieten. Andererseits verdienen die Akteure mehrheitlich noch kein Geld mit Elektroautos und sind indes auf stabile Renditen ihres Verbrennergeschäfts angewiesen, um die hohen Investitionssummen für neue Zukunftstechnologien zu stemmen. Dabei gibt es keinen Weg zurück, sondern vor allem zwei Hand- lungsoptionen: Erstens gilt es die Kosten von Elektrofahrzeugen entlang der Wertschöpfungskette weiter zu reduzieren und – ggf. durch Kooperationen – Skaleneffekte im Bereich Batteriezelle, Packaging sowie Design und Produktion der Fahrzeuge zu erzielen. Die Endkundenpreise zwischen Verbrennern und Elektrofahrzeugen müssen für den weiteren Markthochlauf angeglichen werden. Zweitens gilt es insbesondere im Wettbewerb mit chinesischen Autobauern die Innovationskraft im Bereich Elektromo- bilität zu erhöhen. Gerade deutsche Autobauer müssen mindestens so viel innovativer und besser sein, wie sie teurer sind. Das ist vor dem Hintergrund der aktuellen Innovationsdynamik der chinesischen Automobilindustrie eine überlebensnotwendige und gleichsam herkulesische Aufgabe.“