Performance-Vergleich von 14 globalen Automobilherstellern – Automobilindustrie vor Konsolidierungswelle

  • Konsolidierungswelle steht bevor: Die durchschnittliche EBIT-Marge von 14 globalen Automobilherstellern sinkt im Jahr 2024 auf nur noch 6,3% (2023: 8,0%). Die operativen Gewinne der Hersteller fallen gesamthaft um über 20%. Die höchsten Gewinne und Profitmargen kann Toyota verbuchen.
  • Die globalen Automobilhersteller zeigen uneinheitliche Absatztrends: Die größten Absatzsprünge machen jedoch die chinesischen Herstellergruppen BYD und Geely, die in die Top-10 der absatzstärksten Hersteller aufsteigen. Trotz rückläufiger Verkäufe bleibt Toyota mit deutlichem Abstand vor Volkswagen größter Automobilhersteller.

Die globale Automobilindustrie steht vor einer breiten Konsolidierungswelle, die auch etablierte Unternehmen unter erheblichen Transformationsdruck setzt. Wichtige Indikatoren sind die insgesamt rückläufigen Gewinne und Profitmargen der wichtigsten 14 globalen Automobilhersteller im Gesamtjahr 2024. Die branchenweite EBIT-Marge sinkt auf nur noch 6,3% im Vergleich zu 8,0% des Vorjahres. Die kumulierten operativen Gewinne brechen um 20,7% ein. Die globalen Absatzzahlen und Umsätze der betrachteten OEMs stagnieren im Mittel der Konzerne. Allerdings zeichnen sich Gewinner und Verlierer ab. So rücken die chinesischen Automobilkonzerne BYD und Geely in die Top-10 der absatzstärksten Hersteller auf. Sie erzielen Gewinne, wenngleich ihre Profitmargen jedoch (noch) unterdurchschnittlich sind. Viele etablierte Automobilhersteller haben mit sinkenden Profiten zu kämpfen, während sich bei einigen Unternehmen wie Nissan die finanzielle Lage zuspitzt. Das sind die zentralen Erkenntnisse einer aktuellen Studie des Center of Automotive Management (CAM).

Globale Absatztrends der Automobilhersteller

Mit deutlichem Abstand bleibt Toyota der absatzstärkste globale Automobilhersteller mit 10,7 Mio. Pkw vor Volkswagen (8,7 Mio.) und der Hyundai Group (7,2 Mio.) sowie Stellantis und GM. Dabei weisen 10 der 14 wichtigsten Automobilhersteller rückläufige Pkw-Verkäufe auf. Die deutlichste Absatzrückgänge 2024 verzeichnen Stellantis (-8,7%), Honda (-6,1%) sowie BMW (-4,1%) und Toyota (-3,6%). Auch die weiteren deutschen Hersteller VW Group und Mercedes verbuchen Absatzrückgänge von 2,3 bzw. 2,1%.

Herausragende Absatzgewinner sind die chinesischen Herstellergruppen BYD und Geely: BYD verkauft mit einem Plus von 42% nunmehr 4,3 Mio. Fahrzeuge und steigt zum siebtgrößten Automobilkonzern der Welt auf. Geely kann seiner Verkäufe um 20% steigern und kommt erstmals auf Rang 10 der absatzstärksten Hersteller. Leichte Zugewinne erzielen ferner Ford und Renault (jeweils 1,3%) (vgl. Abb. 1).

Abbildung 1: Fahrzeugauslieferungen globaler Automobilhersteller in Millionen Einheiten (2024–2022)

EBIT-Trends und Profitmargen von globalen Automobilherstellern

Der operative Gewinn der ausgewählten Automobilhersteller geht insgesamt im Jahr 2024 massiv um 20,9 % zurück. Besonders signifikante Rückgänge sind bei Stellantis (-82%), Nissan (-75%), BMW (-38%), Mercedes (-31%) und Tesla (-20%) festzustellen. Die stark rückläufigen Profite haben bei den Herstellern bereits zu erheblichen Kosteneinsparprogrammen geführt.

Entgegen dem allgemeinen Abwärtstrend können die Geely Gruppe (+48%) sowie General Motors (+37,5%) sowie Honda ihr operatives Ergebnis (19%) deutlich bzw. Renault (3,5%) und BYD (1,1%) leicht verbessern. Geely kommt auf einen EBIT von umgerechnet rund 3,75 Mrd. Euro (inkl. des geschätzten Ergebnisses von Polestar auf Basis von drei Quartalen). Den höchsten Gewinn erzielt trotz Rückgängen Toyota mit einem EBIT von umgerechnet 29,3 Mrd. Euro. Mit deutlichem Abstand folgen Volkswagen und Hyundai mit 19,1 bzw. 18,3 Mrd. Euro.

Im Jahr 2024 sinkt das durchschnittliche EBIT (in Prozent vom Umsatz) der global führenden Automobilhersteller auf 6,3 % und liegt damit deutlich unter den Vorjahreswerten (8,0 % in 2023), was einem Rückgang von 20,5 % entspricht. Starke Rückgänge verbuchen die Premiumhersteller Mercedes und BMW, deren Marge um 27 bzw. 32% sinkt. Aber auch bei Tesla sinkt die Profitmarge um 21% auf jetzt 7,2%. Besonders massiv ist der Margenverfall von Stellantis von 11,8% im Vorjahr auf 2,6% im Jahr 2024 (-78%) bzw. bei Nissan (-74%). Dagegen können General Motors und Honda ihre EBIT-Margen entgegen dem Trend leicht auf 6,8 bzw. 6,6% steigern. Besonders stark ist der Zuwachs bei Geely (+31%), die auf eine Profitmarge von 5,5% kommen.

Die höchste EBIT-Marge der absatzstärksten Hersteller erzielt Toyota mit 10,3% vor Hyundai (9,5%) sowie den deutschen Premiumherstellern Mercedes (9,3%) und BMW (8,1%). Eine überdurchschnittliche EBIT-Marge können auch Renault (7,6%) und Tesla (7,2%) erzielen. Bei allen genannten Herstellern sind die Profitmargen jedoch rückläufig (Abb. 2).

Dagegen liegen die Profitmargen von Volkswagen mit 5,9% sowie von Geely (5,5%) und BYD mit 5,0% (Schätzung) unter dem Durchschnitt der ausgewählten Automobilhersteller. Sehr geringe EBIT-Margen von unter 3 Prozent erzielen Ford, Stellantis und Nissan. Bei Nissan bricht die Marge von 4,6 auf nur noch 1,2% ein.

Abbildung 2: EBIT globaler Automobilhersteller in Milliarden EUR (2024–2023)


Studienleiter Stefan Bratzel: „Die Automobilindustrie steht am Vorabend einer großen Konsolidierungswelle. Ein Amalgam aus ökonomischen Wachstumsschwächen und unsicheren Rahmenbedingungen in Kernmärkten sowie die großen technologischen Transformationsherausforderungen mit einer hohen Wettbewerbsintensivität von neuen Akteuren wird in den nächsten Jahren das Gesicht der Automobilindustrie massiv verändern. Abzulesen ist diese Entwicklung in sinkenden Gewinnen und Profitmargen der Automobilhersteller im Jahr 2024, die bei vielen Unternehmen bereits zu breiten Effizienzprogrammen geführt haben.

In den nächsten Jahren wird ein darwinistischer Ausleseprozess in Gang kommen, in dem einige Unternehmen ausscheiden bzw. ihre Unabhängigkeit verlieren. Dies gilt sowohl für Newcomer im Bereich der Elektromobilität als auch für einige etablierte Automobilhersteller und Automobilzulieferer. Es gilt Ausschau zu halten nach strategischen Allianzen, da nicht wenige Unternehmen die weiterhin notwendigen hohen Investitionsausgaben für technologischen Wandel rund um Elektromobilität, Software-definierte Fahrzeuge sowie automatisiertes Fahren nicht mehr allein werden stemmen können. Innovation, Geschwindigkeit sowie Kosteneffizienz und Flexibilität sind dabei wichtige Attribute einer erfolgreichen Zukunft.“


Über das CAM:

Das Center of Automotive Management (CAM) ist ein unabhängiges, wissenschaftliches Institut für empirische Automobil- und Mobilitätsforschung sowie für strategische Beratung an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Bergisch Gladbach. Seine Kunden unterstützt das Auto-Institut auf Basis umfangreicher Datenbanken, insbesondere zu fahrzeugtechnischen Innovationen der globalen Automobilindustrie sowie zur Markt- und Finanz-Performance von Automobilherstellern und Automobilzulieferunternehmen. Mittels eines fundierten Branchen-Know-hows und intimer Marktkenntnisse erarbeitet das Auto-Institut individuelle Marktforschungskonzepte und praxisorientierte Lösungen für seine Kunden aus der Automobil- und Mobilitätswirtschaft.


Center of Automotive Management (CAM)

Prof. Dr. Stefan Bratzel

An der Gohrsmühle 25

51465 Bergisch Gladbach

Tel.: +49 (0) 22 02 / 28577-0

Mobil: +49 (0) 174 / 9 73 17 78

Fax: +49 (0) 22 02 / 28577-28

E-Mail: stefan.bratzel@auto-institut.de

Web: www.auto-institut.de

AutomotiveINNOVATIONS Award 2024: Die innovationsstärksten Automobilhersteller (Markenebene) im Technologiefeld Elektromobilität 2024

Im Ranking der innovationsstärksten Elektroautobauer des Jahres kommen Volkswagen und
Tesla im Technologiefeld Elektromobilität auf die vordersten Plätze und erhalten den Auto-
motiveINNOVATIONS Award 2024. Auf Basis von 174 bewerteten Elektromobilitäts-Innova-
tionen (Serie) wird die Marke Volkswagen (Marke) als die innovativste Volumenmarke 2024
ausgezeichnet. Tesla erhält die Auszeichnung als die innovativste Premiummarke 2024 im
Technologiefeld Elektromobilität.


Bergisch Gladbach, 17. Juli 2024.
Im Technologiefeld Elektromobilität gewinnen die chinesischen Automobilherstellern immer
mehr an Bedeutung. So stammt ein Rekordanteil von 42% aller bewerteten 174 Serieninnova-
tionen im Elektrobereich des zurückliegenden Jahres von chinesischen Unternehmen (2019:
27%). Allerdings zeigen sich etablierte Automobilhersteller aus Deutschland sowie Hyundai
und Tesla im Technologiefeld Elektromobilität – teils im Unterschied zur öffentlichen Wahr-
nehmung – sehr innovationsstark. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des AutomotiveINNO-
VATIONS Report, der die Innovationsleistungen von 100 Volumen- und Premiummarken im
zurückliegenden Betrachtungszeitraum des Jahres 2023/2024 analysiert.

Innovationsstärkste Volumenmarken 2024 – Elektroantrieb


Im aktuellen Ranking der innovationsstärksten Volumenmarken im Bereich „Elektroantrieb
gelangt Volkswagen mit knapp 27 Indexpunkten (IP) auf Rang 1 und gewinnt den Automoti-
veINNOVATIONS Award 2024. Hyundai gelangt mit 19,2 IP auf Rang 2 und die SAIC Marke MG
Roewe mit 18,7 IP auf Rang 3. (vgl. Abb. 1).
Volkswagen punktet auf Basis von 12 Einzelinnovationen mit einer breiten Innovationsleistung
bei den verschiedenen technologischen Aspekten der Elektromobilität: Sowohl im Bereich der
Reichweitenverbesserung (VW ID.5) als auch bei der Optimierung des Stromverbrauchs (z.B.
VW ID.7: niedrigster Stromverbrauch in der Oberen Mittelklasse) und der Ladeleistung (VW
ID.3: höchste Ladeleistung in der Unteren Mittelklasse) erbringt die Marke VW aktuell im In-
novationswettbewerb starke Leistungen. Darüber hinaus verbessert eine Plug-&-Charge-Funk-
tion im ID.Buzz im Van-Segment den Ladekomfort für den Kunden. Der ID.7 bereichert das
Segment der Oberen Mittelklasse erstmals mit einem E-Fahrzeug der Marke VW.


Abbildung 1: Innovationsstärke (Indexwert) von Volumenmarken im Technologiefeld Elektro-
mobilität im Jahr 2023/2024

Starke Innovationsleistungen zeigen auch der koreanische Automobilhersteller Hyundai (Mar-
kenebene) sowie die chinesischen Hersteller MG und BYD. Hyundai punktet etwa mit dem
Kona Electric, der im Segment der kleinen SUVs mit 514 km (WLTP) die höchste Reichweite
erreicht und durch Vorkonditionierungen der Batterie hohe Ladeleistungen auch im Winter
ermöglicht. MG kann mit dem „Cyberster“ im Sportwagen-Segment mit 580 km (CLTC) die
höchste Reichweite verbuchen. BYD punktet etwa mit der Blade Battery im Seagull (Mini) und
der Cell-to-Body Technologie im Sea Lion (SUV, mittel).


Studienleiter Stefan Bratzel: „Chinesische Automobilhersteller wie BYD, Geely und SAIC weisen
im Bereich Elektromobilität seit Jahren steigende Innovationsleistungen bei niedrigen Herstel-
lungskosten auf. Allerdings zeigt sich, dass gerade auch die deutschen Automobilhersteller ge-
genhalten und den Innovationswettbewerb erfolgreich annehmen. Eine hohe Innovations-
stärke ist gerade am Standort Deutschland überlebenswichtig: Im Langstreckenrennen der
Elektromobilität müssen es die deutschen Automobilhersteller schaffen mindestens so viel in-
novativer und besser zu sein, wie sie teurer sind.“


Innovationsstärkste Premiummarken 2024 – Elektroantrieb
Tesla gewinnt den Award der innovativsten Premiummarke im Bereich Elektroantrieb. Mit
einem jährlichen Gesamtscore von 25,2 Indexpunkten belegt der amerikanische Automobil-
hersteller Rang eins vor der Geely-Premiummarke Zeekr (20,6 IP) und BMW (19,7 IP).
Tesla punktet u.a. mit mehreren Weltneuheiten in verschiedenen Technologiefeldern. Dazu-
gehören u.a. beim Model 3 eine Reichweitenerhöung auf bis zu 678 km WLTP (höchste Seg-
ment-Reichweite) sowie eine Verbrauchsoptimierung, die zu einem segmentbesten WLTP-
Verbrauch von 13,2 kWh/100km führt. Darüber hinaus verbessert Tesla sein Elektroökosystem
durch die Erweiterung des eigenen Supercharger-Netzes auf mittlerweile weit mehr als 50.000
Ladesäulen.
Die Geely-Premium-Marke Zeekr punktet u.a. mit hoher Reichweite sowie der „Golden Bat-
tery“ im Zeekr 007, die es ermöglicht innerhalb von 15 Minuten 500 km Reichweite nachzula-
den (4,5C). BMW überzeugt neben sehr guten Ladeleistungen (z.B. i5) u.a. mit dem „Multi
Contract Plug & Charge“: Damit kann der Kunde bei mindestens fünf unterschiedlichen Strom-
anbietern die Plu&Charge Funktionalität nutzen, womit eine nutzerfreundliche automatische
Authentifizierung und Abrechnung möglich ist.

Abbildung 2: Ranking der Innovationsstärke* der Premiummarken 2024 im Technologiefeld
Elektromobilität im Jahr 2023/2024

Die Entscheidungsgrundlage für die AutomotiveINNOVATIONS Awards bildet der jährlich neu
aufgelegte AutomotiveINNOVATIONS Report auf Basis der Innovationsdatenbank des Center
of Automotive Management. Seit 2005 erhebt das CAM unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan
Bratzel die Produktinnovationen von globalen Automobilkonzernen und bewertet diese nach
quantitativen und qualitativen Kriterien. Für das Jahr 2023/24 hat das CAM die Innovationen
von 30 globalen Automobilherstellern und Newcomern mit rund 100 Automobilmarken analy-
siert. Dabei wurden im Elektrobereich insgesamt 174 einzelne, in Serie verfügbare OEM-Inno-
vationen in den Technologiefeldern Electric Drive
bewertet. Unter diesen befinden sich 51 –
hoch bewertete – Weltneuheiten. Darüber hinaus indizieren weitere rund 108 Vorserieninno-
vationen bzw. Studien die Entwicklungstendenzen der Elektroautomobilhersteller in der Folge-
zeit. In die wissenschaftliche Evaluation des M.O.B.IL – Bewertungsansatzes der Innovationen
flossen Kriterien wie Reifegrad, Originalität, Kundennutzen und der Innovationsgrad ein.

Für eine Übersicht rund um das Thema Automobil-Innovationen und zur Methodik hält das
CAM ein spezielles Internetportal bereit: https://automotiveinnovations.de/


Weitere Informationen erhalten Sie bei:
Center of Automotive Management (CAM)
Prof. Dr. Stefan Bratzel
Direktor
Tel.: (0 22 02) 28 57 7-0
E-Mail: stefan.bratzel@auto-institut.de
www.auto-institut.de
Über das Center of Automotive Management (CAM):
Das Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach ist ein unabhängiges, wissen-
schaftliches Institut für empirische Automobil- und Mobilitätsforschung an der Fachhochschule der
Wirtschaft in Bergisch Gladbach. Direktor und Gründer des Auto-Instituts ist Prof. Dr. Stefan Bratzel.
Weitere Details unter www.auto-institut.de.