• Elektromobilität in Europa im Jahr 2025 mit hoher Dynamik im Vergleich zu einem nur leicht zulegen Gesamtmarkt. Große Unterschiede zwischen Nordeuropa bzw. Süd-/Osteuropa.
  • In Deutschland werden die Elektroneuzulassungen im Gesamtjahr auf ein Rekordwert von rund 530.000 BEV steigen. Im Vergleich der Automobilhersteller kann der Volkswagen Konzern als Marktführer mit einem BEV-Zuwachs von über 80 Prozent besonders profitieren.

 

 

Markttrends der Elektromobilität in Europa

 

 

Von Januar bis Oktober 2025 wurden in Europa (EU + EFTA + Vereinigtes Königreich) 2,02 Millionen batterieelektrische Fahrzeuge (BEVs) zugelassen, was einem Wachstum von 26,2% entspricht. Damit wurden nach 10 Monaten bereits mehr Elektro-Pkw zugelassen als im Gesamtjahr 2024 (1,99 Mio.). Die Elektromobilität (BEV) wächst damit weit überdurchschnittlich gegenüber einem in Europa nur leicht zulegenden Gesamtmarkt (+1,9 %). Dadurch steigt der Marktanteil auf 18,3 % (Gesamtjahr 2024: 15,4 %).

 

 

Deutschland entwickelt sich im Laufe des Jahres mit einem Plus von 39 % und 434.627 verkauften Einheiten zum größten europäischen BEV-Markt, wobei der Marktanteil von 18,4 % nur auf Höhe des EU-Durchschnitts liegt. Das Vereinigte Königreich, im Vorjahr größter europäischer BEV-Markt, folgt mit 386.244 BEVs (+29%) und einem Marktanteil von 22,4 %. Frankreich liegt mit 250.418 Einheiten und einem Marktanteil von 18,9 % an dritter Stelle (vgl. Abb. 1).

 

 

Die Elektromobilität in Europa folgt weiterhin zwei Geschwindigkeiten mit auf der einen Seite hohen Neuzulassungsquoten in Skandinavien sowie den Niederlanden und Belgien und auf der anderen Seite mit sehr niedrigen Marktanteilen in Süd- und Osteuropa:

 

 

  • Norwegen führt mit einem bemerkenswerten Anteil von 95,1 % die BEV-Neuzulassungsanteile an, während Dänemark (66,5 %), Schweden (35,5 %), die Niederlande (35,4 %) und Belgien (33,7) ebenfalls sehr hohe BEV-Neuzulassungsquoten aufweisen.
  • Dagegen bleiben in großen südeuropäischen Märkten wie Italien und Spanien trotz eines steigenden BEV-Zuwachses die Elektroanteile mit 5,2 bzw. 8,5% noch sehr niedrig. Ähnlich sieht die Situation in Osteuropa aus: Polen kommt trotz eines Zulassungsplus‘ von 125 % nur auf eine Elektroquote von 6,4% ähnlich wie Tschechien mit 5,6%. Einige osteuropäische Märkte weisen sogar rückläufige BEV-Neuzulassungen auf (Kroatien (–43 %), Estland (–33 %), Rumänien (–19 %).
  • Im Mittelfeld liegen die großen Pkw-Märkte Deutschland, Frankreich und Großbritannien.

 

 

Hierzu Studienleiter Stefan Bratzel: „In Europa befindet sich der Hochlauf der Elektromobilität trotz eines starken Wachstums im Jahr 2025 in einer kritischen Übergangsphase mit einer uneinheitlichen Entwicklung. Es besteht weiterhin eine hohe Verunsicherung der Verbraucher und Skepsis bezüglich des Antriebs der Zukunft, die durch die anhaltenden ideologisierenden Diskussionen rund um Technologieoffenheit und eine mögliche Flexibilisierung des Verbrenner-Aus 2035 weiter befeuert werden. Verunsicherung führt gewöhnlich zur Kaufzurückhaltung und zum Festhalten am Bisherigen und Gewohnten, insofern muss grundsätzlich schnell Klarheit geschaffen werden. Für die Automobilindustrie könnte eine mögliche Aufweichung bzw. Flexibilisierung des faktischen Verbrenner-Aus 2035 zwar kurzfristig einen Zeitgewinn und finanzielle Entlastungen bringen, etwa beim Wegfall von Strafzahlungen. Allerdings würde sich dadurch die Innovations- und Wettbewerbskraft für die Autoindustrie im internationalen Vergleich mittel- und langfristig nicht verbessern. Falls etwa die Anstrengungen in Zukunftstechnologien wie der Elektromobilität verlangsamt werden würden, wäre dies sogar ein Pyrrhussieg für die deutsche Automobilindustrie.“

 

 

Abbildung 1: BEV-Neuzulassungen und -Marktanteile in europäischen Automobilmärkten

 

 

 

 

Quelle: CAM

 

 

Über alle Antriebe hinweg zeigt der europäischer Automobilmarkt von Jan.–Okt. 2025 im Unterschied zur Elektromobilität kaum Dynamik. Von Januar bis Oktober 2025 wurden in Europa insgesamt 11.020.514 Pkw neu zugelassen (+1,9 %). Im Vergleich der Absatztrends der Automobilhersteller gibt es jedoch deutliche Gewinner und Verlieren: Während die Konzerngruppen Volkswagen, BMW und Renault überdurchschnittlich zulegen und Marktanteile gewinnen können, zählen Stellantis, Hyundai/Kia, Toyota sowie Ford und vor allem Tesla zu den Verlierern (vgl. Abb. 2).

 

 

Mit 2.963.187 Zulassungen (+4,6 %) dominiert der VW-Konzern weiterhin den europäischen Markt. Škoda (+10 %) und SEAT/Cupra (+6 %) erzielen deutliche Zuwächse, während Audi einen moderaten Rückgang (-3 %) verzeichnet. Chinesische Hersteller sind in Europa die am schnellsten wachsende Gruppe mit einem Zulassungsplus von 22,5 % nach 10 Monaten des Jahres. Chinesische OEMs erreichten insgesamt 641.042 Zulassungen. Allerdings weisen die einzelnen Marken bemerkenswerte Unterschiede auf: BYD EUROPE (+285 %) und SAIC Motor (+22,5 %) verzeichnen ein außergewöhnliches Wachstum und gewinnen weiterhin Marktanteile hinzu, während Volvo mit 11 % im Minus liegt (vgl. Abb. 2).

 

 

Abbildung 2: Neuzulassungen der wichtigsten Automobilhersteller in Europa bei allen Antrieben, Jan-Okt. 2025

 

 

 

 

Elektromobilität in Deutschland: Herstellervergleich und Prognose

 

 

Der deutsche Markt für batterieelektrische Fahrzeuge (BEV) wächst weiterhin dynamisch. Von Januar bis November 2025 wurden 490.368 BEVs neu zugelassen – ein Plus von +41,3 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der BEV-Anteil an den Pkw-Neuzulassungen ist in den letzten 12 Monaten fast kontinuierlich von 14,4% auf 22,2% angestiegen und liegt nach 11 Monaten des laufenden Jahres bei 18,8%. Auch die PHEV-Quote ist nach ähnlichem Muster von 8,4 % auf nunmehr 12,9 % angestiegen und liegt im Jahr 2025 bei 10,8% (vgl. Abb. 3). Im Gesamtjahr 2025 rechnet das CAM mit BEV-Neuzulassungen von rund 530.000 Pkw, was etwas über dem bisherigen Rekordjahr 2023 liegt, das jedoch durch die damalige Umweltprämie geprägt war.

 

 

Abbildung 3: BEV-/PHEV Neuzulassungsanteile in Deutschland

 

 

 

 

Im Vergleich der Automobilhersteller zeigen sich bei den Absatztrends der reinen Elektromobilität zwischen Januar und Oktober 2025 vor allem Volkswagen und BMW enorm stark. Der Volkswagen-Konzern ist klarer BEV-Marktführer mit 192.498 Neuzulassungen und mit hohen Zuwächsen (+81 %). Wesentliche Treiber waren Škoda (+103 %), Seat/Cupra (+96 %) sowie im geringerem Maße Volkswagen Pkw (+74 %). Der BEV-Anteil des Konzerns stieg von 11,2 % auf 19,6 % (vgl. Abb. 4).

 

 

 Abbildung 4: BEV-Neuzulassungen und -Marktanteile in Deutschland

 

 

 

 

Auch die BMW Group wächst weiter im BEV-Segment. Insgesamt wurden 51.545 BEVs (+29 %) neu zugelassen. BMW selbst legte um +19 % zu, MINI sogar um +76 %. Der BEV-Anteil der Gruppe stieg von 18,6 % auf 22,1 % – einer der höchsten Werte unter den großen europäischen Herstellern. Mercedes-Benz konnte bislang nicht mit dem Markt wachsen und blieb nahezu stabil bei 26.976 BEVs (–2 %) und einem noch stark unterdurchschnittlichen BEV-Anteil von 12,5 %.

 

 

Koreanische Hersteller (Hyundai & Kia) verbesserten sich mit 35.153 BEVs (+39 %) ebenfalls deutlich. Ihr BEV-Anteil erhöhte sich von 18,0 % auf 26,5 %, unterstützt durch wettbewerbsfähige Modelle und eine stabile Marktpräsenz.

 

 

Chinesische Hersteller verzeichneten ein gemischtes Bild. Insgesamt gingen die BEV-Neuzulassungen auf 39.352 Fahrzeuge (–11 %) zurück. Volvo (–35 %), MG (–46 %) und Smart (–68 %) verloren deutlich, während Marken wie BYD und Leapmotor stark zulegten. Der BEV-Anteil der chinesischen Marken liegt nun bei 37,7 %, nach 50,1 % im Vorjahr.

 

 

Stellantis konnte mit 32.654 BEVs (+64 %) zwar stark wachsen und seinen BEV-Anteil von 6,7 % auf 12,2 % fast verdoppeln. Allerdings liegt der BEV-Anteil deutlich unter dem Bundesschnitt von 18,4%.  Fiat, Opel und Jeep trieben diese Entwicklung maßgeblich. Die Renault Group steigerte ihre BEV-Zulassungen auf 14.225 Fahrzeuge (+98 %). Der BEV-Anteil verdoppelte sich von 7,1 % auf 13,2 %.

 

 

Die US-Hersteller Ford und Tesla kamen auf 31.068 BEVs (–13 %). Tesla verzeichnete einen deutlichen Rückgang (–50 %), während Ford mit +283 % massiv zulegen konnte. Der BEV-Anteil der US-Marken liegt jetzt bei 29,0 %.

 

 

Stefan Bratzel zur möglichen Elektroförderung in Deutschland: „Grundsätzlich wäre zwar eine zielgerichtete Förderung der Elektromobilität in Deutschland sinnvoll. Mit der geplanten Kaufförderprämie besteht jedoch die Gefahr, dass dadurch lediglich ein kurzes Strohfeuer ausgelöst wird mit Mitnahmeeffekten und einer weiteren Verzerrung für die Restwerte bei Gebrauchtfahrzeugen. Statt teure Kaufprämien auszuloben, wäre ein Programm zur Förderung von Ladestrom deutlich zielführender und nachhaltiger, wie z.B. ein Jahr kostenfreies Laden für Privatkäufer von Neu- oder jungen Gebrauchtfahrzeugen bis zu einer Preisgrenze.“

 

 

Über den Electromobility Report:

 

 

Der CAM Electromobility Report analysiert regelmäßig die aktuellen Markt-, Absatz- und Innovationstrends der Elektromobilität in wichtigen Kernmärkten (z.B. China, USA, Europa und Deutschland). Gleichzeitig werden die wesentlichen Einflussfaktoren auf den Markthochlauf der Elektromobilität empirisch beleuchtet. Die Untersuchung konzentriert sich auf reine Batteriefahrzeuge (BEV) und Plug-In-Hybride (PHEV).

 

 

Weitere Informationen: https://auto-institut.de/e-mobility-2/

 

 

Über das CAM:

 

 

Das Center of Automotive Management (CAM) ist ein unabhängiges, wissenschaftliches Institut für empirische Automobil- und Mobilitätsforschung sowie für strategische Beratung an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in Bergisch Gladbach. Seine Kunden unterstützt das Auto-Institut auf Basis umfangreicher Datenbanken, insbesondere zu fahrzeugtechnischen Innovationen der globalen Automobilindustrie sowie zur Markt- und Finanz-Performance von Automobilherstellern und Automobilzulieferunternehmen. Mittels eines fundierten Branchen-Know-hows und intimer Marktkenntnisse erarbeitet das Auto-Institut individuelle Marktforschungskonzepte und praxisorientierte Lösungen für seine Kunden aus der Automobil- und Mobilitätswirtschaft.

 

 

Center of Automotive Management (CAM)

 

 

Prof. Dr. Stefan Bratzel

 

 

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