Volkswagen wieder innovativster Connected-Car-Player

Volkswagen-Konzern erobert Spitze des Innovationsrankings zurück – Tesla dominiert beim autonomen Fahren – OEMs zeigen sich weniger innovationsfreudig – Automobilexperte Bratzel: Innovationen müssen zur technologischen Reife geführt werden

Hannover. Der Volkswagen-Konzern ist nach einem Jahr Pause wieder der innovationsstärkste Automobilhersteller bei Fahrzeugvernetzung, automatisiertem Fahren und Infotainment/Bedienung. Im neuen Connected-Car-Innovation-Index (CCI) des Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach und der Automobil-Fachzeitschrift carIT konnten die Wolfsburger den Premiumhersteller Daimler, der im Vorjahr mit deutlichem Vorsprung das Ranking dominierte, auf Platz zwei verweisen. BMW behauptet sich auf dem dritten Platz vor den US-Autobauern Ford und Tesla sowie den Koreanern von Hyundai. Weit zurückgefallen auf Rang zwölf ist der Geely-Konzern, der sich im Vorjahr noch hinter den Top Drei einreihen konnte. Schwach ist zudem das Abschneiden der absatzstarken Hersteller Fiat Chrysler, Honda und Toyota, die als Low Performer bei Connected-Car-Innovationen zu bezeichnen sind.

Insgesamt zeigen sich die 30 globalen Automobilhersteller bei digitaler Fahrzeugtechnologie weniger innovationsfreudig als in den Vorjahren. Trotz eines weiterhin hohen Niveaus sackte der Anteil der Connected-Car-Neuheiten im Vergleich zu den Innovationen aller anderen Technologiefelder von 53 auf 46 Prozent ab. Absolut ging die Zahl der CC-Innovationen von rund 650 in den Vorjahren auf 576 in diesem Jahr zurück, wie das CAM ermittelte. „Viele OEMs fokussieren sich mittlerweile auf die Elektrifizierung ihres Modellportfolios,“ erklärt Studienleiter und CAM-Direktor Prof. Stefan Bratzel. „Innovationen im Connected-Car-Bereich haben eine Art Plateau erreicht, auf dem sie erst einmal zu einer gewissen technologischen Reife geführt werden müssen.“

Die Rückeroberung des Innovationsthrons verdankt Volkswagen derweil einer beispiellosen Marken-, Segment- und Modellvielfalt, innerhalb derer zahlreiche Weltneuheiten bei Fahrerassistenz- und Sicherheitssystemen, Bedien- und Anzeigekonzepten sowie Informations- und Kommunikationssystemen auf den Markt gebracht wurden. Dabei ist Konzerntochter Audi nicht mehr der Innovationsmotor im Unternehmen: Die Ingolstädter steuern nur noch ein wenig mehr als ein Drittel der CC-Innovationsstärke bei, während die Kernmarke VW dank Neuheiten in Golf VIII und Passat (Facelift) mittlerweile fast die Hälfte ausmacht. „Audi konnte im Bewertungszeitraum keine nennenswerten Fahrzeugvorstellungen präsentieren und leidet momentan zudem unter der Unruhe in der Unternehmensführung“, sagt Stefan Bratzel.

Zum ersten Mal hat das Center of Automotive Management auch einen detaillierten Blick auf die einzelnen Technologiefelder geworfen, aus denen sich der CCI-Index zusammensetzt. „In der aktuellen Studie konnten wir zwar insgesamt einen leichten Rückgang der CC-Innovationen feststellen – eine Entwicklung, die jedoch nicht auf den Bereich Fahrerassistenz zutrifft“, betont Bratzel. Dessen Anteil hat sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum von 23 auf 27 Prozent erhöht. „Das verwundert mich wenig, denn die Hersteller pumpen viel Geld in die Weiterentwicklung des automatisierten Fahrens, der Cashcow der Zukunft,“ so der Automobilexperte.

Vorne mit dabei ist hier E-Autobauer Tesla: Die Kalifornier konzentrieren sich fast ausschließlich auf Technologien des teil- und hochautomatisierten Fahrens bis SAE Level 2+. Bestes Beispiel: Das System „Navigate on Autopilot“, mit dem Teslafahrer auf dem Highway ohne Zutun automatisch die Spur wechseln können, ist im zweiten Jahr infolge die am höchsten bewertete Serieninnovation im CCI-Index. „Gemessen an der geringen Zahl der Baureihen, dem weiterhin marginalen Absatz und Umsatz, ist die Performance der Kalifornier immer wieder beeindruckend“, unterstreicht Studienleiter Stefan Bratzel.

Weitergehende Analysen und Hintergründe zur Connected-Car-Innovation-Studie 2020 und das PDF zum Download sind unter https://auto-institut.de/connectivity/ und www.cci.car-it.com abrufbar.

Hintergrund zur Studie: Der Connected-Car-Innovation-Index ist eine jährlich durchgeführte Studie, die die Leistungs- und Innovationsstärke von 30 Automobilherstellern (Connected-Car-Index) und deren Heimatländern (Länderindex) in den Bereichen vernetztes Fahrzeug und Mobilitätsdienstleistungen anhand verschiedener Indikatoren empirisch erhebt und vergleicht. Alle Innovationen weltweit werden vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach erhoben und ausgewertet. Im Fokus stehen fahrzeugtechnische Innovationen, die in Bezug zur Vernetzung des Fahrzeugs mit seiner Umwelt oder seinen Insassen stehen. Daneben gibt es Bewertungsfaktoren wie Marktstärke der Autohersteller sowie Dienstleistungs- und Service-Innovationen. Weitere Daten zur Studie steuert Partner Cisco bei.